Auslöser war Anti-AfD-DemoFünf Gladbacher möchten einen Jugendrat gründen

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Jan Helten, Marten Pigorsch, Felix Böttcher, Marc Juhlke (v. l.) wollen die Interessen der jungen Gladbacher vertreten.

Jan Helten, Marten Pigorsch, Felix Böttcher, Marc Juhlke (v. l.) wollen die Interessen der jungen Gladbacher vertreten.

Bergisch Gladbach – Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas in der Stadt zu verändern. Davon ist eine Gruppe von jungen Leuten fest überzeugt. Nur: Das letzte Wort haben immer die Erwachsenen. Um wenigstens mitdiskutieren zu können, wollen fünf Gladbacher einen Jugendrat gründen.

Den Auslöser, ein solches Projekt zu starten, gab die Anti-AfD-Demo im Oktober auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Demonstranten wandten sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Unter den vielen jungen Teilnehmern waren auch Marten Pigorsch und Paul Pütz, beide 20 Jahre alt.

„Wir dachten uns, dieses Engagement muss irgendwie fortgesetzt werden“, erinnert sich Pigorsch. So entstand die Idee, einen Jugendrat zu gründen. Das Ziel ist es, mehr Jugendliche für Kommunalpolitik zu begeistern. Für Pigorsch ist das ganz einfach: „Wer etwas verändern will, muss mitmachen.“ Bei der ersten Sitzung am 8. Februar soll das Konzept des Gladbacher Jugendrates diskutiert werden (siehe Kasten).

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Jugendeinrichtungen in der Stadt haben bereits ihre Unterstützung versprochen: Die Jugendzentren Q1, Café Leichtsinn und Cross sowie die Katholische Jugendagentur stellen abwechselnd Versammlungsräume zur Verfügung. Die Stadtverwaltung habe das Projekt ebenfalls positiv bewertet, sagt Pigorsch. Bürgermeister Lutz Urbach wolle dem Jugendrat die Möglichkeit einräumen, Anregungen direkt an ihn zu richten.

„In der Schule habe ich es vermisst, zu lernen, die Demokratie für mich zu nutzen“, beschreibt Felix Böttcher (20) seine Motivation, sich beim Jugendrat zu engagieren. Dabei schätze er vor allem die Unabhängigkeit von den Parteien und deren Querelen. Später einmal „richtiger Politiker“ zu werden könne er sich nicht vorstellen. Aber er würden den erwachsenen Politikern gern mal seine Meinung sagen.

So geht es auch Marc Juhlke (19): „Als junger Mensch fühle ich mich nicht von den Politikern vertreten.“ Geplant ist kein Jugendparlament mit gewählten festen Mitgliedern. Stattdessen sollen die Teilnehmer im Jugendrat eine Diskussionsplattform finden, wo sie ihre Interessen in kleinen Arbeitskreisen beraten. Ganz ohne Erwachsene.

„Wir brauchen dafür nicht viel Geld, höchstens einen kleinen Etat für Kopien oder Flyer“, sagt Pigorsch.

Bei einer Zusammenkunft im Musiksaal des Q 1 sind bereits die ersten Themen gesammelt worden: Ersatz für den Bike-Park in Nußbaum, der abgebaut werden musste. Bessere Busfahrzeiten zu den Schulen. Verbesserung der Infrastruktur der Radwege. Aus- und Fortbildung nach der Schule.

Langfristig soll es allerdings nicht bei der Passivrolle bleiben. Ziel sei es, wie Seniorenbeirat und Inklusionsbeirat in Fachausschüssen als beratende Mitglieder vertreten zu sein.

Ihre Ideen könnten die Jugendräte in Form von Anträgen an die Politiker weiterleiten, die dann darüber entscheiden. Das letzte Wort haben eben doch die Erwachsenen.

Neugründung und etablierte Gremien

Die erste Sitzung des Bergisch Gladbacher Jugendrates findet am Mittwoch, 8. Februar, 19 bis 21 Uhr, im großen Ratssaal im Rathaus in der Innenstadt statt. Mitmachen kann jeder im Alter zwischen 14 und 24 Jahren, der in Bergisch Gladbach seinen Wohnsitz hat. Eine Website, über die Themen vorgeschlagen werden können, ist bereits eingerichtet.

Im Jahr 2009 war der Antrag der Linken/BfBB im Stadtrat gescheitert, ein Jugendparlament einzurichten. Die Gründe lauteten damals: Es gebe bereits Möglichkeiten zur Teilnahme über die Offene Kinder- und Jugendarbeit, Skepsis an einem längerfristigen Engagement der Jugendlichen sowie die anfallenden Kosten.

In zwei Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises sind Jugendparlamente schon länger etabliert: In Kürten seit 2012 und in Rösrath seit 2000. Das Jugendparlament in Overath, gegründet im Jahr 2000, löste sich im Jahr 2009 mangels aktiver Beteiligung auf. Das Odenthaler Parlament, das 2002 mit viel Elan gestartet war, liegt seit einem Jahr auf Eis. Auch hier fehlt die Unterstützung junger Leute. Stattdessen wurden Fragestunden für Jugendliche in den Sitzungen eingerichtet. (ub)

www.jugendrat-gl.de

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