AusschussBeratung über Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen

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Geplantes Gewerbegebiet Voislöhe

Gegen das geplante Gewerbegebiet Voislöhe gibt es viel Protest.

  • Am Dienstag beriet der F-Plan-Ausschuss über den Flächenbedarf für den neuen Flächennutzungsplan.
  • Viele Bürger besuchten die Veranstaltung, um ihren Widerstand gegen die Ausweisung von zusätzlichen Gewerbeflächen zu demonstrieren.
  • Die Politiker wiesen auf die zahlreichen Wohnplätze für neue Bürger hin, die bis zum 2035 gebaut werden müssen.

Bergisch-Gladbach – „Dieser Weg wird kein leichter sein“, sang einer unserer Pop-Barden vor der Fußball-WM 2006. Dieser Spruch drängte sich am Dienstag auf, als der F-Plan-Ausschuss über den Flächenbedarf für den neuen Flächennutzungsplan beriet: 110 Besucher, Kinder nicht gerechnet, drängten sich auf der Empore, füllten den Besucherraum und hockten auf den Treppenstufen, weil das Gestühl nicht reichte.

Zweck des ungewohnten Bürgeraufmarschs: die Formulierung von Widerstand gegen die Ausweisung von zusätzlichen Gewerbeflächen. Worum es ging, wurde spätestens klar, als ein Transparent entrollt wurde, auf dem Aussagen von CDU und SPD von vor der letzten Kommunalwahl  festgehalten waren, Tenor: „Wir wollen kein Gewerbe in Voislöhe“. Freilich entsprechen die Transparente nicht der Beschlusslage, ausgeschlossen wurde von den Fraktionen bis dato nur Gewerbe auf der Westseite der Landstraße mit Blick auf die Kölner Bucht.

6000 Wohnungen bis 2035

Doch die Politik zeigte sich geschmeidig. CDU-Sprecher Bernd Josef de Lamboy warnte vor überzogenem Wachstum: „Wir nehmen Zahlen zur Kenntnis.“ Aber 270 Hektar neue Wohnsiedlungen für 10 000 Neubürger, „das sind immerhin 6000 Wohnungen, die da bis 2035 errichtet werden müssten, das ist kein Pappenstiel“, und das Ganze auf der Basis von Schätzungen und Prognosen.

„Die CDU möchte da nicht in zu großem Rahmen rangehen, ein zu großer Mantel wärmt auch nicht. Wir möchten daher ein vierstufiges Entwicklungskonzept anwenden, das zunächst von geringerem Flächenverbrauch ausgeht, aber Reserven bereithält, auf die man zurückgreifen kann, wenn der Bedarf ansteigt.“

Wohin die Reise zunächst gehen soll, zeigte sich, als die CDU am Ende den Antrag stellte, bei der Suche nach Gewerbefläche vordringlich vier Flächen in Nähe der Autobahn 4 zu prüfen: Flächen, die bereits in der Prioritätenliste der Gutachter weit oben platziert waren. Auffällig ist, dass zwei Flächen aus der Liste verschwunden sind: Voislöhe und Lustheide, die Gebiete, wo sich Bürgerinitiativen gegen Gewerbe wehren.

Grünen sehen keinen Bedarf für neue Gewerbeflächen

Für die Grünen hatte Edeltraut Schundau vorher klargemacht, dass sie keinerlei Bedarf für neue Gewerbegebiete sehe. Und auch keinen Grund, mit Wohnen in Außenbereiche zu rücken, schließlich gebe es  im Innenbereich noch Gewerbegebiete, die „nicht funktionieren“ und die man für Wohn- und Mischgebiete erschließen könne. Dafür gab es massiven Applaus, über den sich Stadtbaurat Stephan Schmickler  befremdet zeigte: Denn schließlich gehe es hier um 600 Arbeitsplätze, an denen Familien hingen, und weitere 600 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor  – gemeint ist das Zanders-Werk Gohrsmühle.

FDP-Sprecherin Angelika Graner begrüßte die angepeilte Bevölkerungszunahme, schon wegen der dramatischen Überalterung, die der Stadt sonst drohe, schlug sich aber in Sachen Gewerbegebiet auf die Seite der Besucherbänke: „Wann werden Sie endlich die Katze aus dem Sack lassen und und uns sagen, wo die Gewerbegebiete hinkommen sollen?“ Einzig hundertprozentig hinter die Flächenanforderungen der Verwaltung stellte sich die SPD: „Wohnen muss in Gladbach bezahlbar bleiben. Es kann nicht sein, dass kleinere und mittlere Einkommen hier wegziehen müssen, weil sie sich das Wohnen hier nicht mehr leisten können“, stellte Fraktionschef Klaus Waldschmidt fest. Und wer Wohnungen für neue Bürger baue, müsse auch zusätzliche Arbeitsplätze bereitstellen.

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