BauarbeitenAlter Markt in Bergisch Gladbach bekommt neues Gesicht

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In Bensberg wird gebaut.

  • Der Bergisch Gladbacher Marktplatz soll umgestaltet werden.
  • Es gibt auch viele skeptische Stimmen.

Bergisch Gladbach – Irgendwo zwischen Idyll und Tristesse. So könnte man den Charme beschreiben, den der alte Markt in Bensberg ausstrahlt. Dort, wo nichts den weiten Blick in die Kölner Bucht stört, aber anderseits niemand lange stehen bleiben möchte, weil die Fläche ein öder Parkplatz ist.

Zwei Bauprojekte werden jetzt die Fassade des Platzes an der Ostseite verändern. Der erste Rohbau ist schon fertig, der Innenausbau läuft. Für das zweite Gebäude ist eine Baugenehmigung beantragt. Das Verfahren ist laut Auskunft der Stadt in weiten Teilen abgeschlossen.

Bruchsteine auch im Inneren

Die grünen Planen am Gerüst  flattern im Wind. Auf dem Boden türmen sich Zementsäcke. Über allem kreist ein Kran. Ein Arbeiter ist dabei, den Beton-Rohbau mit Natursteinen zu verkleiden. „Jeder einzelne Stein muss behauen werden“, erklärt Bauherr und Eigentümer Hans Krämer beim Rundgang über die Baustelle. Kein Stein ist gleich geformt.

Die Bruchsteine unterscheiden sich auch in der   Größe, manche  sind nach außen gewölbt. Ab und zu enthält ein Stein Fossilien, so dass die Fassade insgesamt rustikal, aber nicht eintönig wirkt.

Insgesamt sind es 50 Tonnen Bruchsteine, die auf 200 Quadratmetern Fläche verbaut werden. Nicht nur außen, sondern auch innen – sozusagen als steinerne Tapete an einer Wand im Wohnzimmer.

Die Ausstattung des barrierefreien Hauses mit drei Wohnungen ist hochwertig. Krämer zählt auf: Aufzug, 163 Quadratmeter pro Wohnung, Balkone, großzügige Fensterfronten sowie Solaranlage auf dem Dach und Luft-Wärme-Pumpen für jede Wohnung, um die Nebenkosten niedrig zu halten.

Vermutlich schon im Juli soll das Haus bezugsbereit sein: Der Eingang liegt zum Schloss hin. Über der Tiefgarage befinden sich Erdgeschoss, Obergeschoss und Staffelgeschoss. „Alles exakt nach den Vorgaben der Baugenehmigung“, betont Krämer, um Vorwürfen vorzubeugen, sein Haus schieße über das von der Stadt vorgegebene Maß in die Höhe.

Auch Skepsis

Er geht davon aus, dass einige im Ort sein Projekt mit Skepsis beobachten.

Einer ist Josef Orzel, Besitzer des gleichnamigen Reisebüros:  „Es ist ein Unding, dass Hans Krämer mit seinen Klagen bei Gericht den Bau der neuen Marktgalerie behindert, aber selbst so massig und hoch baut.“

Das Gebäude, das demnächst unmittelbar nebenan entsteht, wird ebenfalls dreistöckig: Drei Etagen inklusive Staffelgeschoss, Parkplätze hinter dem Haus. Außer Wohnungen sollen im Erdgeschoss auch Geschäftsräume eingerichtet werden, „eventuell Arztpraxen“, erläutert Bauherr Wolfgang Schwamborn.  „Sobald ich die Baugenehmigung habe, fange ich an.“ Er rechnet mit einer Bauzeit von einem Jahr.

Der Krämer-Bau liegt zum Schloss hin. An der Höhe gibt es bereits Kritik.

Der Krämer-Bau liegt zum Schloss hin. An der Höhe gibt es bereits Kritik.

Mehr Publikumsverkehr

Vom Krämer-Bau wird sich sein Haus rein äußerlich deutlich unterscheiden. „Das Haus wird weiß verputzt“, sagt Schwamborn. Dies sei eine Vorgabe des Gestaltungsbeirates, wohl um etwas Abwechslung in die Häuserzeile zu bringen, vermutet er.  Denn direkt nebenan steht das sogenannte Neue Herwegshaus, das sich wie das  Krämer-Gebäude im Naturstein-Charme präsentiert.

Schwamborn baut dort, wo das Reisebüro Orzel  30 Jahre lang  seinen Standort hatte.  Wie berichtet wurde das historische Berzeliushaus  im Juni 2015 abgebrochen. Es stand nicht unter Denkmalschutz. Orzel hat sein Reisebüro jetzt an der Schloßstraße und will von dort wegen der Laufkundschaft auch nicht mehr weg.

Krämer und Schwamborn würden sich auch für den alten Markt mehr Publikumsverkehr wünschen, „zum Beispiel durch Gastronomie“, wie Schwamborn vorschlägt. Die Hoffnung, dass der Platz für die Bensberger wieder attraktiver wird, ist nicht die einzige Gemeinsamkeit der Bauherren. Beide Eigentümer wollen selbst jeweils in die obere Etage ihrer Häuser einziehen.

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