BaumaßnahmeBergisch Gladbacher S-Bahn-Bahnhof soll barrierefrei werden

Lesezeit 3 Minuten

Bergisch Gladbach – Großer Bahnhof an einem Haltepunkt fünfter Klasse: Die Gladbacher S-Bahn-Endstation war gestern Schauplatz einer feierlichen Übergabe. Ganz am Ende des provisorischen Bahnsteigs, der bis dato den „Hauptbahnhof“ von Deutschlands Großstadt Nummer 72 darstellt (von momentan 79), stand ein blauer Sonnenschirm. Und unter dem verkündete Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke: „Heute ist wieder ein schöner Tag und ein gutes Ereignis, denn wir kommen weiter auf dem Weg zur Verbesserung der Mobilität.“

Was Tebroke so überschwänglich machte, waren die beiden Förderbescheide des Landes, die er als Vorsteher des Verbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) an die Bahn und die Stadt Bergisch Gladbach überreichen durfte. Der eine über 821 700 Euro gilt dem Bau eines barrierefreien Bahnsteigs, der andere über 100 000 Euro der Errichtung von fünf ebenfalls barrierefreien Bushaltestellen, eine davon direkt vor Tebrokes Dienstsitz, dem Kreishaus.

Auf den niveaugleichen Bahnsteig wartet Gladbach seit der Fertigstellung des neuen Busbahnhofs, also seit 13 oder 14 Jahren. „Provisorien halten schon mal etwas länger“, gab Kai Rossmann zu, der für Gladbach zuständige Bahnhofsmanager der Bahntochter DB Station und Service AG. Doch die Situation in Gladbach mit „dem kleinen Hügel in der Mitte“, über dem ein Wetterschutz fehlt, sei nun wirklich nicht mehr tragbar.

Das Hilfskonstrukt erlaubt Rollstuhlfahrerin und Rollatornutzern den reibungslosen Zustieg, doch es soll nun durch einen reguläre Bahnsteig ersetzt werden. Die 150 Meter lange neue Rampe kostet insgesamt 2,3 Millionen Euro, „nicht gerade ein Sonderangebot“, so Rossmann, „aber vernünftige Lösungen kosten nun mal Geld“.

„Vernünftig“ heißt, der Bahnsteig muss um 96 Zentimeter angehoben werden. Da der ebenerdige Zugang zum benachbarten Busbahnhof nicht durch neue Schwellen und Stufen blockiert werden soll, geht das nicht durch Aufsatteln, sondern nur durch Tieferlegen des Gleiskörpers. Anschließend wird der Bahnsteig auch mit einem vernünftigen Wetterschutz versehen.

Überall problemlos hinkommen

Während der Bauarbeiten, die sich bis kommenden Juli hinziehen werden, müssen die Gladbacher S-Bahnkunden etwas weiter laufen, denn der Behelfsbahnsteig wird hinter dem heutigen Bahnsteig in Verlängerung Richtung Dellbrück errichtet. Die Anlage dieses Hilfseinstiegs wird Ende September beginnen.

Das Gleis wird tiefer gelegt. Da muss man weit vorne beginnen, damit die Steigung dabei minimal bleibt.

Das Gleis wird tiefer gelegt. Da muss man weit vorne beginnen, damit die Steigung dabei minimal bleibt.

„Wir brauchen die Barrierefreiheit, denn die Bevölkerung wird immer älter und die will überall problemlos aus- und einsteigen können“, unterstrich NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober die Dringlichkeit der Maßnahme, die in das Paket „MOF 2“ gehört: 117 Projekte sind in diesem martialisch als „Bahnhofsmodernisierungsoffensive 2“ apostrophierten Programm vereint. „Jeder Kunde, der schon mal gezwungen war, die S-Bahn in Dellbrück zu verlassen, weil die da umkehren musste, weiß, dass der Knoten Köln die Grenze seiner Belastungsfähigkeit längst überschritten hat“, führte Reinkober aus. Investitionen in die Infrastruktur sind überfällig. „Das ist gut angelegtes Geld für unsere Kunden im Nahverkehr.“

Um die Zwangspause in Dellbrück zu verhindern und den ersehnten Zehn-Minutentakt der S-Bahn zu ermöglichen ist allerdings ein zweites Gleis zwischen Dellbrück und Gladbach vonnöten. Und dazu mahnte Reinkober nonchalant an, möge die Stadt doch ihre „Hausaufgaben“ machen. Dazu gehört vor allem die Planung der Ersatzunterführung Tannenbergstraße, die die Stadt seit rund 25 Jahren vor sich herschiebt.

Langsam wird es eng, denn die Beteiligten sind nun mehr in eine zweijährige Planungsphase für das zweite Gleis eingeschwenkt. Auch der Ausbau des elektronischen Stellwerks Deutz soll nun zügig angepackt werden, dann könne man auf die „gruselige Technik“ im alten Gladbacher Stellwerk verzichten, so Rossmann, die bisher das zweite Gleis ebenfalls blockierte.

Doch es sind noch einige weitere Problem zu lösen: Neben dem Ausbau des Hauptbahnhofs und der Planung mehrerer Brückenbauwerke ist das vor allem auch die Passage des Naturschutzgebietes Thielenbruch. „Zum Glück lag da schon mal ein zweites Gleis. Das macht die Genehmigungsplanung einfacher.“

KStA abonnieren