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BelkawEin neues Gesicht für den bestbezahltesten Posten der Stadt

Lesezeit 4 Minuten
  • Manfred Habrunner ist neuer Geschäftsführer der Belkaw.
  • Dieser Posten ist nicht nur der bestbezahlte, den die Stadt anzubieten hat, sondern angesichts der städtischen Investition in die Belkaw, auch einer der wichtigsten.

Bergisch Gladbach – „Ich möchte das Gesicht der Belkaw in Bergisch Gladbach werden“, sagte Manfred Habrunner, der frisch bestellte Geschäftsführer der Belkaw.

Dieser Posten ist nicht nur der bestbezahlte, den die Stadt anzubieten hat, sondern angesichts der städtischen Investition in die Belkaw, auch einer der wichtigsten.

Am Mittwochabend hatte die Gesellschafterversammlung – bestehend aus dem Vertreter der Rheinenergie und der Gladbacher Bädergesellschaft – ihre Entscheidung dem Aufsichtsrat mitgeteilt.

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Vorfreude auf die neue Aufgabe

Habrunner freut sich auf seine neue Aufgabe. „Ich glaube, das wird passen und ich werde mithelfen können, die tollen Ergebnisse der Belkaw noch etwas besser zu machen.“

Habrunner bezeichnete sich als echten Bergisch Gladbacher. „Auch wenn man mir anhört, dass ich nicht hier geboren wurde“ sagt er. Das Bayerische in seiner Stimme ist eines seiner Markenzeichen. Insbesondere kann er auf seine Tätigkeit als Vorstand der Bensberger Bank verweisen, wo er tatsächlich das Gesicht des Unternehmens war.

Unbestritten auch seine Popularität, die er als Prinz Karneval 2012 im gesamten Stadtgebiet erlangte. Weniger gut klappte der Wechsel zur Volksbank Remscheid-Solingen. Dort trennte man sich nach nur fünf Monaten. Beide Seiten erklärten: „Es hat nicht gepasst.“

Externer Personaldienstleister empfahl Habrunner

Ein externer Personaldienstleiter hatte nach einer bundesweiten Ausschreibung Habrunner als einen der qualifiziertesten Bewerber beurteilt und empfohlen. Lange lief dieses Auswahlverfahren über die Gladbacher Mitglieder des Belkaw-Aufsichtsrates. Und Habrunner konnte dort sofort mit seiner Persönlichkeit, seiner Bekanntheit und seiner lokalen Verwurzelung punkten.

Beteiligung von Stadt und Rheinenergie

Seit Juni 2014 ist die Stadt Bergisch Gladbach an der Belkaw zu 49,9 Prozent und die Rheinenergie zu 50,1 Prozent beteiligt. Die Stadt kaufte sich für 78 Millionen Euro ein – finanziert über Kredite. Für zehn Jahre garantiert die Rheinenergie jährlich mindestens 4,4 Millionen Euro für die Anteile zu überweisen. Bisher war es mehr als sieben Millionen Euro.

Die Aufgabe des Unternehmens umfasst die Strom- sowie Gas-, Wärme- und Wasserversorgung des Stadtgebiets von Bergisch Gladbach sowie die Gasversorgung der Gemeinden Lindlar und Odenthal. Außerdem werden die Gemeinden Burscheid, Odenthal, Kürten, Lindlar und Leichlingen mit Strom von der Belkaw versorgt. (nie)

Aber es gab auch kritische Stimmen, die sich gar nicht auf Habrunner, sondern auf seine vermeintliche Nähe zum Bürgermeister Lutz Urbach bezogen. Habrunners Frau ist eine der Sekretärinnen im Bürgermeisterbüro und Tanja Urbach, die Frau des Bürgermeisters, ist Pressesprecherin in der Karnevalsgesellschaft, in der auch Habrunner aktiv ist.

Ausgesprochen oder unausgesprochen musste sich Habrunner dagegen wehren, ein Kandidat mit – vorsichtig formuliert – Beziehungen zu sein. Und er musste erklären, warum ein Banker der richtige für die Spitze an einem Energieunternehmen sei.

Klare Mehrheit bei den Aufsichtsratsmitgliedern

Schließlich gab es eine klare Mehrheit für Habrunner bei den Aufsichtsratsmitgliedern aus Gladbach. Habrunner beurteilt es so: „Es war abzusehen, dass es bei einer so wichtigen Entscheidung auch Gegenwind geben wird.

Aber ich freue mich, dass es letztlich einzig um meine Qualifikation ging.“ Richtig sei, dass er sich in die Materie der Energiewirtschaft einarbeiten müsse. Offiziell ist Habrunners Arbeitsgebiet der Vertrieb und das Stakeholder-Management – also der Ausgleich der Interessen der verschiedenen Eigentümer.

Für Bürgermeister Urbach steht Habrunners Qualifikation außer Frage. „Und auch nur darum ging es“, sagte er gestern. Und während Habrunner sich wünscht, dass Gesicht der Belkaw in Bergisch Gladbach zu werden, dann ist sich Urbach sicher: „Manfred Habrunner wird das Gesicht der Belkaw werden.“

Dabei sind mit der Bestellung von Habrunner noch nicht alle Fragen beantwortet. So ist Habrunner einer von drei Geschäftsführern. Denn die zwei bisherigen Geschäftsführer bleiben. Nach Informationen dieser Zeitung sieht die Rheinenergie diesen Personalbedarf auch, um Habrunner einzuarbeiten. Habrunners Vertrag läuft erst einmal über zwei Jahre.

Denkbar ist, dass Habrunner neben seiner Tätigkeit als Belkaw-Geschäftsführer auch noch Geschäftsführer der Bädergesellschaft wird. Urbach erklärte: „Es wird auf Dauer keine drei Belkaw-Geschäftsführer geben und wir werden über neue Konstellationen im Zusammenhang mit der Bädergesellschaft nachdenken.“

Im Schlussspurt gab es bei der Besetzung des Geschäftsführerposten auch noch juristische Unsicherheiten.

Es wurde ein juristisches Gutachten vorgelegt, nachdem der Aufsichtsrat gar nicht zuständig für die Auswahl der Geschäftsführer sei – sondern ausschließlich die Gesellschafterversammlung. Da fragten manche im Aufsichtsrat, warum sie dann so viel Zeit investiert haben, wenn letztlich doch nur die Stimme der Gesellschafter zähle.

Und Jörg Krell, der FDP-Fraktionsvorsitzende, lässt derzeit prüfen, ob nicht der Rat bei der Besetzung der Geschäftsführerstelle zuständig gewesen sei. Schließlich sei die Bädergesellschaft eine hundertprozentige Tochter der Stadt.

Für Habrunner sind das jetzt erst einmal Nachgefechte. Er ist offiziell bestellt und tritt am Montag seinen Dienst an – als Gesicht der Belkaw.

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