Bergisch GladbachPapierfabrik Zanders schmiedet Zukunftspläne trotz roter Zahlen

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Auf der Brüsseler Messe „Label Expo“ war Zanders mit einem großen, eigenen Stand präsent. Dort wurden vor allem die neuen Etikettenpapiere aus Gladbach gezeigt.

Auf der Brüsseler Messe „Label Expo“ war Zanders mit einem großen, eigenen Stand präsent. Dort wurden vor allem die neuen Etikettenpapiere aus Gladbach gezeigt.

Bergisch Gladbach – Auf den wichtigen Papier-Messen war die Firma Zanders in den vergangenen Jahren nicht vertreten. Kein Geld, keine Produkte.

Das hat sich geändert: Ob in der vergangenen Woche auf der „Label Expo“ in Brüssel oder der „Packaging Innovations“ im September London – Zanders ist mit eigenen Ständen dabei. Das Unternehmen scheint zu wachsen und langfristig zu planen. So wurde für die Brüsseler Messe 2019 schon ein Stand reserviert.

Dazu passen auch die Meldungen über Neueinstellungen im Marketing und Vertrieb und vor allem die Einstellung von auszubildenden Papiermachern. In der Fachpresse werden neue Etikettenpapiere und Verpackungskartons vorgestellt.

In der Forschungsabteilung wird daran gearbeitet, dass Papier zum Beispiel Plastikbecher ersetzt. Die Planungen für die Umstellung des Kohleheizkraftwerkes auf Gas sind praktisch abgeschlossen und es wird aktuell mit Gaslieferanten verhandelt. Alles gute Nachrichten.

Dennoch bleiben die Fragezeichen, wie es bei Zanders weitergeht. Denn das Unternehmen wird nach Informationen dieser Zeitung auch 2017 keine schwarzen Zahlen schreiben.

Als Zanders im Mai 2015 von der finnischen Metsä Group verkauft wurde, war das erklärte Ziel der Münchener mutares AG als Käufer, das Unternehmen innerhalb von dreieinhalb Jahren wieder zu verkaufen. Der genannte Zeitraum hatte einen einfachen Grund, denn Zanders wurde nicht klassisch verkauft, sondern die Finnen legten nach unbestätigten Berichten eine mittleren zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch, nur um von allen Verpflichtungen bei Zanders befreit zu werden. Die letzten Zahlen, die die finnische Mutter über Zanders veröffentlichte, waren jährliche Verluste in Höhe von rund 20 Millionen und einen Umsatz von 85 Millionen.

Ein Zandrianer, der namentlich nicht genannt werden will: „Aber in Wirklichkeit war es ja viel schlimmer. Bei ehrlichen Rechnungen wurden in Gladbach durchschnittlich sogar 40 Millionen Euro verbrannt.“ Umso erstaunlicher, welche Zahlen inzwischen kommuniziert werden. Die Verluste sollen inzwischen nur noch einen einstelligen Millionenbetrag ausmachen. Dabei muss das Unternehmen mehr als zwei Millionen Euro jährlich an Werkspensionen überweisen.

Je kleiner die Verluste, umso länger reicht das Geld der Finnen, um Zanders am Leben zu erhalten und die Umstrukturierung fortzusetzen. Tobias Müller, Zanders-Pressesprecher: „Es gibt im Augenblick keinerlei Signale, dass mutaris Zanders verkaufen will.“

Zanders versucht, mit nicht mehr gebrauchte Immobilien Geld zu verdienen. Ob und wie diese Immobiliengeschäfte weiter laufen, darüber wird es am 14. November zumindest eine Vorentscheidung geben. An diesem Tag streitet sich die Stadt und die Aachener Firma Triwo vor dem Kölner Verwaltungsgericht darüber, wer die Immobilien von Zanders kaufen darf. Die Stadt ist mit ihrem Vorkaufsrecht in einen fertig verhandelten Vertrag zwischen Triwo und Zanders eingestiegen. Triwo wehrt sich. Zuletzt hatte die Stadt ihre Satzung nachgebessert, um vor Gericht ganz auf der sicheren Seite zu stehen. Zanders drängt auf Klarheit.

Unabhängig davon laufen aber bereits die Vorbereitungen für die Messeauftritte in den USA und Asien. Denn dort liegen nach Ansicht von Zanders die Märkte der Zukunft. Und neue Märkte für die neuen Produkte braucht Zanders, um endgültig aus der Verlustzone zu kommen – und dann verkauft zu werden.

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