Bergisch GladbachSchwieriger Ausstieg aus der Prostitution – Frau fälschte Gutscheine

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Symbolbild

Bergisch Gladbach – Mit 36 gefälschten Lebensmittelgutscheinen des Jobcenters war zwischen dem 6. Januar und dem 2. Februar in Gladbach eingekauft worden.

Die Beträge reichten bis zu 200 Euro. Erworben wurden neben einem Handy auch Elektrogeräte, Tabak und Alkohol. Gestern wurde vor dem Gladbacher Amtsgericht gegen zwei der insgesamt drei Täter verhandelt.

Während ein 32-Jähriger mit drei Gutscheinen Waren im Wert von rund 300 Euro erbeutet haben soll, wurden einer 34-Jährigen 14 Einkäufe mit den falschen Gutscheinen im Wert von 950 Euro vorgeworfen. Außerdem soll sie zwei Diebstähle begangen haben.

Verteidiger Achim Maur räumte für seine Mandantin die Vorwürfe ein. Die Frau habe ihre Arbeit in einem Gladbacher Bordell „vom Kopf her nicht mehr ertragen“ können, sei von einem Einkommen von fünf- bis sechstausend Euro in die Obdachlosigkeit gerutscht.

Niemand in Bergisch Gladbach habe ihr eine Chance gegeben. Nun sei die Angeklagte in eine andere Stadt gezogen und wolle ein normales Leben mit einem normalen Job beginnen.

„Der Start war sehr schwer“, sagte die Angeklagte nach einer Entschuldigung. Kritik äußerte Verteidiger Maur an Geschäften, die jede Art von Waren herausgeben, obwohl die Lebensmittelgutscheine dafür nicht gedacht seien. Oberstaatsanwältin Finkelberg-Hützen betonte, dass „die Häufigkeit, die hohe Schlagzahl“ für gewerbsmäßiges Handeln spreche.

„Es ist perfide, dass ein Hilfssystem ausgenutzt wird, das unbürokratische schnelle Hilfe ermöglicht.“ Verteidiger Udo Klemt sah das ganz anders: „Es ist perfide, Menschen kein Geld, sondern Gutscheine zu geben. Ein entehrendes System, das abgeschafft gehört.“

Das Schöffengericht verurteilte die Frau wegen Urkundenfälschung in Tateinheit mit Betrug und zwei Diebstählen zu neun Monaten Haft auf Bewährung. „Wir sehen bei Ihnen eine günstige Sozialprognose“, so Richterin Birgit Brandes. Der 32-Jährige erhielt eine Geldstrafe von 900 Euro.

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