Bergisch GladbachÜberflutungen in der Innenstadt drohen noch viele Jahre

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Die großkalibrigen Kanalrohre sollen Gladbach vor dem großen Regen schützen. Aber erstmal bleiben sie trocken.

Die großkalibrigen Kanalrohre sollen Gladbach vor dem großen Regen schützen. Aber erstmal bleiben sie trocken.

Bergisch Gladbach – Hitze hängt bleiern über dem Strundetal, blumenkohlartige Kumulus-Türme wachsen drohend in den glasigen Himmel. Gewitter droht. Früher war das für die Anlieger der Gladbacher Hauptstraße Grund zur Besorgnis. Alle fünf Jahre platzte eine Wolke dermaßen geräuschvoll über der Innenstadt, dass die Hochwasserwelle mindestens halbmeterhoch durch die Fußgängerzone rollte.

Früher? „Wenn momentan ein entsprechendes Regenereignis stattfindet, dann wird es eher noch schlimmer als sonst, denn wir stecken mitten in den Bauarbeiten, das Hochwasser läuft dann in die Baustelle“, stellt Daniela Reuscher fest. Sie plant für den Strundeverband die Kanalbauoffensive „Strunde hoch vier“, die seit zwei Jahren die Innenstadt beherrscht. Ziel ist, den 100-Jahre-Regen zu bändigen, den Regenguss, der statistisch gesehen auf lange Sicht einmal pro Jahrhundert fällt. Der muss in einer bebauten Innenstadt schadlos abgeleitet werden können.

Flutwelle im Buchmühlenpark

Der weitere Projekt-Fahrplan

Der fehlende beziehungsweise unzureichende Hochwasserschutz hat für die Kreisstadt unangenehme Folgen, nicht etwa nur für direkt betroffene Anlieger der Hauptstraße: Solange der 100-Jahres-Regen nicht schadlos abgeführt werden kann, gilt die Gladbacher Innenstadt als Überflutungsgebiet, in dem keine Bauleitplanung zulässig ist. „Das ist für betroffene Kommunen eine zusätzliche Motivation, Abhilfe zu schaffen“, gibt Daniela Reuscher, Verbandsingenieurin des Wasserbauträgers Strundeverband, zu. „Allerdings ist das nicht Intention des Verbandes. Wir haben den Auftrag für Hochwasserschutz zu sorgen. Aber wir unterliegen natürlich Einschränkungen, zum Beispiel finanzieller oder gestalterischer Art.“

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Damit der Hochwasserkanal greift, sind unterhalb von Los 7 (Zanders), das bis Jahresende fertiggestellt sein soll, noch zahlreiche Arbeiten durchzuführen: Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) Kieppemühle soll im Herbst beginnen. Der Abschnitt zwischen Bahndamm und dem HRB wartet auf Genehmigung der Aufsichtsbehörde, unterhalb ist alles noch in Planung.

Der Bahndamm selbst weist schon eine doppelte Durchleitung auf, die derzeit nur zur Hälfte genutzt wird. Zwischen Zanders und Bahndamm liegen drei Bauabschnitte, die gemeinsam vergeben werden sollen, einer ist genehmigt, zwei in Planung, auch Grundstücksfragen sind noch zu klären. (gf)

In Gladbach wird das allerdings noch fünf bis zehn Jahre dauern – wenn alles gut läuft –, bis die City trockengelegt ist. Bis dahin ist die Betonröhre des neu verlegten Hochwasserschutzkanals arbeitslos. Wenn der große Regen kommt, muss der Einlauf in den Kanal an der Odenthaler Straße dicht gemacht und die Flutwelle wie gehabt in den Buchmühlenpark geleitet werden. Dort füllt sie dann das Niedrigwasserprofil, um anschließend über die Straße, in die Keller und die Geschäfte zu laufen.

„Wir überlegen momentan, ob wir die Röhre im Überflutungsfall wenigstens als Retentionsfläche nutzen können, also um Hochwasser zurückzustauen. Aber das wird uns nur einigen Minuten bringen. Der Kanal hat einfach nicht das Volumen von einem Hochwasserrückhaltebecken“, erläutert Reuscher. Bei Extremregen liefere die Strunde pro Sekunde 15 bis 20 Kubikmeter an, da seien 3000 Kubikmeter im Handumdrehen voll. Und dann muss zugeschiebert werden. Ansonsten entsteht an der Stelle, wo der neue großvolumige Kanal auf die alte Strundeverrohrung stößt, ein Flaschenhals, und die Kanaldeckel fliegen in die Höhe wie Sektkorken.

Hochwasserschutzkanal funktioniert erst, wenn alle Bauabschnitte fertig sind

„Wir würden die Überflutung nur weiter strundeabwärts verlagern von der Odenthaler Straße zum Zandersgelände, und das ist nicht erlaubt. Es gibt ein sogenanntes Verschlechterungsverbot, das die Unterliegen vor Baumaßnahmen zu ihren Lasten schützt“, erläutert Reuscher. Um solche Flaschenhälse zu vermeiden, baut man normalerweise stromaufwärts, so dass das kleinere Volumen immer oberhalb des größeren liegt.

Beim Hochwasserschutz in Gladbach ist man von dieser bewährten Regel abgewichen, weil sonst die Zuschüsse für das Regionale-Projekt Strunde-Öffnung verfallen wären. Man musste den Kanal in den Boden bringen, bevor die Oberfläche im Buchmühlen- und Forumpark hübsch gemacht werden konnte. Der Hochwasserschutz ist aber erst komplett und der Kanal funktionsfähig, wenn auch das Stück zwischen Zandersauslauf und dem Hochwasserrückhaltebecken Kieppemühle fertiggestellt ist. Mit dem Bau des Rückhaltebeckens soll im Herbst begonnen werden, die übrigen Abschnitte sind teilweise noch in der Planung oder liegen zur Genehmigung beim Regierungspräsidenten.

Aber auch wenn die Röhre vollständig verlegt ist, ist die Stadt nicht vollends hochwassersicher. „Wir bauen nur für eine bestimmte Jährlichkeit. Wenn ein selteneres Regenereignis eintritt, läuft der Kanal wieder über. Das ist eben Natur“, baut Daniela Reuscher überzogenen Erwartungen vor.

Der weitere Projekt-Fahrplan

Der fehlende beziehungsweise unzureichende Hochwasserschutz hat für die Kreisstadt unangenehme Folgen, nicht etwa nur für direkt betroffene Anlieger der Hauptstraße: Solange der 100-Jahres-Regen nicht schadlos abgeführt werden kann, gilt die Gladbacher Innenstadt als Überflutungsgebiet, in dem keine Bauleitplanung zulässig ist. „Das ist für betroffene Kommunen eine zusätzliche Motivation, Abhilfe zu schaffen“, gibt Daniela Reuscher, Verbandsingenieurin des Wasserbauträgers Strundeverband, zu. „Allerdings ist das nicht Intention des Verbandes. Wir haben den Auftrag für Hochwasserschutz zu sorgen. Aber wir unterliegen natürlich Einschränkungen, zum Beispiel finanzieller oder gestalterischer Art.“

Damit der Hochwasserkanal greift, sind unterhalb von Los 7 (Zanders), das bis Jahresende fertiggestellt sein soll, noch zahlreiche Arbeiten durchzuführen: Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens (HRB) Kieppemühle soll im Herbst beginnen. Der Abschnitt zwischen Bahndamm und dem HRB wartet auf Genehmigung der Aufsichtsbehörde, unterhalb ist alles noch in Planung.

Der Bahndamm selbst weist schon eine doppelte Durchleitung auf, die derzeit nur zur Hälfte genutzt wird. Zwischen Zanders und Bahndamm liegen drei Bauabschnitte, die gemeinsam vergeben werden sollen, einer ist genehmigt, zwei in Planung, auch Grundstücksfragen sind noch zu klären. (gf)

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