BildungSchulzentrum und Gymnasium in Bergisch Gladbach werden saniert

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Neue Chemieräume wurden im Albertus-Magnus-Gymnasium im Herbst 2015 eingeweiht.

Neue Chemieräume wurden im Albertus-Magnus-Gymnasium im Herbst 2015 eingeweiht.

Bergisch Gladbach – Mit Millionenaufwand will die Stadt zwei ihrer größten Schulen in den nächsten Jahren sanieren: Das Otto-Hahn-Schulzentrum an der Saaler Mühle und das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG) an der Reuterstraße. Die Großprojekte sind in der Planungsphase, die bauliche Umsetzung soll an der Saaler Mühle beginnen, voraussichtlich im Januar, wenn die Schüler der hier untergebrachten Realschule und des Gymnasiums in das Containerdorf umgezogen sind. Das NCG wird sich noch etwas gedulden müssen.

Hier wie dort wird und wurde viel über Technik und Installationen geredet, über Wärmedämmung und Materialien, Kernsanierung oder Teilabriss. Doch Schulgebäude sind kein Discounter-Schuppen, die man nahezu baugleich aus dem Boden stampfen kann. „Eine Schule ist Lebensraum“, sagt Karl-Josef Sulski, stellvertretender Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG).

„Sie ist mittlerweile ganztägige Aufenthaltsstätte für Lehrer und Schüler.“ Was vor 40 Jahren im schulischen Halbtagsbetrieb noch die Note gut erhalten hat, ist heute nur noch ungenügend. Pädagogische Ansprüche erfordern bauliche Voraussetzungen. Inklusion und Integration, Langtage und offener Ganztag, Gruppenarbeit und Differenzierung bleiben ohne entsprechende Räume hinter den Möglichkeiten zurück.

Pädagogische Wünsche der Schulen

Um die pädagogischen Wünsche der Schulen in die Planung einfließen zu lassen, hat die Stadt die Kollegien frühzeitig am Prozess beteiligt. Keine leichte Aufgabe, wie sich bald herausstellte. „Wir wissen heute ja noch nicht, wie Schule in 30 Jahren aussieht“, sagt Felix Bertenrath, Leiter der Realschule. „Da sie aber auch dann noch funktionieren soll, müssen wir prognostizieren.“

Die lange Wunschliste der Schulen sei vollständig in die Entwürfe eingeflossen, freuen sich die Schulleitungen an der Saaler Mühle.

Die Arbeitsgruppe des Schulzentrums war sich schnell darüber einig, dass man eine helle Schule will. Derzeit weist der Bau noch Räume ohne Tageslicht und eine stockdunkle Zentralhalle auf. „Und wir wollen Luft“, so Sulski.

Denn durch die Würfelform des Gebäudes lasse sich schlecht lüften. Dunkelheit und Mief sollen durch bauliche Einschnitte in den Kubus bald der Vergangenheit angehören, keine innenliegenden Unterrichtsräume mehr existieren.

Ganz oben auf der Wunschliste standen eine Aula, Lehrerarbeitsräume und Rückzugsräume für Schüler, die „Lümmelräume“, und moderne naturwissenschaftliche Arbeitsplätze. Zudem die Anordnung der Unterrichts- und Fachräume in Clustern.

Mehrere kleine Schulen in eine

„Damit baut man mehrere kleine Schulen in eine große“, erklärt Sulski, denn die Cluster für bestimmte Jahrgangsstufen oder Fachrichtungen bilden jeweils eine Einheit, bestehend aus Klassenräumen, einem Aufenthalts- und einem Materialraum und einem Differenzierungsbereich.

Das Konzept des Lehrerraumprinzips wurde an der Saaler Mühle schnell verworfen. „Dafür haben wir hier nicht genug Platz, dann hätte man alles komplett abreißen müssen“, so Sulski.

Dieses Modell ist der Favorit am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium, für dessen Umbau es bisher nur Vorentwürfe gibt und wo die Frage von Sanierung oder teilweisem Neubau noch diskutiert wird.

Davon unabhängig möchte die Schule auf jeden Fall das Lehrerraumprinzip durchsetzen. Im Unterschied zur klassischen Schule von früher wandern dort nicht die Lehrer in jeder Stunde von Klassenraum zu Klassenraum, sondern die Schüler suchen den Raum des jeweiligen Fachlehrers auf. Fachräume etwa für Sport, Musik oder Chemie bestünden weiterhin.

Höhere technische Ausstattung

„Das hat den Vorteil, dass die Lehrer den Raum nach den Bedürfnissen ihrer Fächer gestalten können“, sagt Schulleiterin Inge Mertens-Billmann. Zudem erhielten die Lehrer auf diese Weise endlich einen angemessenen Arbeitsplatz. „Bisher hangeln sich die Lehrer so durch und suchen sich im Lehrerzimmer, in dem es laut und unruhig ist, irgendeine kleine Arbeitsecke.“

Das Lehrerraumprinzip erfordert allerdings viel Platz und eine höhere technische Ausstattung. „Der Bedarf, jeden Raum mit Beamer, Internetzugang oder Smartboard auszustatten, ist auch heute schon da, bisher werden die Geräte aber immer ausgeliehen, von einem Raum in den anderen geschleppt“, so Lehrer Jörn Spillmann, Mitglied im Planungsteam.

Räumlich sei das Lehrerraumprinzip im NCG, an dem 65 Pädagogen unterrichten, machbar, wenn sich Teilzeitkräfte Zimmer teilen müssten, so Mertens-Billmann. Dies unabhängig davon, ob das bestehende Gebäude saniert oder ein Flügel neu gebaut werde. Die Pädagogen hoffen allerdings auf einen Neubau, „denn dann hätten wir auch die Chance, Differenzierungsräume zu bekommen“, so Mertens-Billmann.

In diesem Punkt ist man an der Saaler Mühle schon wesentlich weiter: Die Diskussionen und Überlegungen im Vorfeld seien ein unglaublicher „Zeitfresser“ gewesen, sagt Bertenrath rückblickend, „aber wir finden es toll, dass wir so einbezogen worden sind.“

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