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Christliche GemeindenAnzahl der Kirchen-Austritte sinkt in Rhein-Berg

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Altenberger Dom

Rhein-Berg – Jahr um Jahr gibt es weniger Kirchenaustritte im Rheinisch-Bergischen Kreis. Registrierte das Bensberger Amtsgericht im Jahr 2015 in den Kommunen Bergisch Gladbach, Overath, Rösrath, Kürten und Odenthal 988 Bürger, die die Kirche verließen, so sinkt die Zahl im Jahr 2017 auf rund 832 (Hochrechnung des Amtsgerichts). Das ist zwar noch kein Grund zum Jubeln für die Kirche, aber immerhin ein Trend: Die Kirchen sind offenbar in der Lage, den Anstieg der Kirchenaustritte zu stoppen.

Suche nach spiritueller Identität

„Viele Menschen sind auf der Suche nach spiritueller Identität“, sagt der evangelische Pfarrer Thomas Werner. Die Frage sei, wie die Kirchen diese Suche konstruktiv nutzten. Die zunehmende Globalisierung und die Völkerwanderungen lasse viele über ihre Identität nachdenken und ihre religiöse Heimat suchen.

„Die Menschen positionieren sich wieder religiös“, glaubt Werner. Es seien aber nicht nur deutsche Staatsbürger, die sich zum Glauben bekennen. Der Pfarrer: „Auch Zugereiste aus verschiedenen Ländern und Muslime lassen sich in unserer Kirche taufen.“ Darüber hinaus habe er aktuell in seiner Gemeinde doppelt so viele Taufen zu feiern wie Trauerfälle zu beklagen.

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Seine Kirche bemühe sich, Menschen in ihren Lebenskrisen so gut es gehe zu begleiten und Lebenssinn zu stiften. Dies komme bei immer mehr Menschen auch an. „Durch weniger Austritte und mehr Taufen werden Gotteshäuser allerdings nicht voller“, sagt Werner. Der Gottesdienst und die Kirche seien ein wichtiges Zentrum der Gemeinde, aber nicht „das Alleinige“. Kindergärten, Gemeindezentren und Jugendeinrichtungen hätten auch einen großen Stellenwert.

Dechant Harald Fischer, katholischer Pfarrer in Kürten, zeigt sich angesichts der Zahlen noch skeptisch. „Ich freue mich natürlich über jedes Gemeindemitglied, das bei uns bleibt. Jeder Austritt ist ein Verlust“, sagt Fischer.

Neun Mitglieder aufgenommen

Das Niveau sei aber immer noch zu hoch. Im Jahr 2016 habe er neun Gemeindemitglieder wieder in die katholische Kirche aufgenommen, die Jahre vorher die Kirche verlassen hatten. Positiv seien auch die Erwachsenentaufen.

Die geringere Zahl der Kirchenaustritte macht Fischer an Papst Franziskus und am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fest. „Der Papst macht keine negativen Schlagzeilen, und der Kardinal ist offen und erklärt die Kirche“, argumentiert Harald Fischer. Aber der Pfarrer warnt zugleich vor zu viel Euphorie: „Eine schlechte Konjunktur oder ein neuerlicher Missbrauchsskandal lässt den Trend wieder umkippen.“

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