EhepaarBergisch Gladbacher Ehrenbürger steckten Vermögen in eine Stiftung

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Daheim im Garten in Refrath: Die neuen Ehrenbürger der Stadt Bergisch Gladbach Roswitha und Erich Bethe zusammen mit Hund Moses.

Daheim im Garten in Refrath: Die neuen Ehrenbürger der Stadt Bergisch Gladbach Roswitha und Erich Bethe zusammen mit Hund Moses.

Bergisch Gladbach  – Roswitha und Erich Bethe wurden vom Rat der Stadt Bergisch Gladbach einstimmig und ohne Gegenstimme zu Ehrenbürgern erklärt. Die höchste Auszeichnung, die die Stadt an einen Bürger vergeben kann. Matthias Niewels sprach mit dem Ehepaar.

Erklären Sie doch einmal, wie Sie auf den Gedanken einer Sozialstiftung gekommen sind?

Roswitha Bethe: 1996 haben wir entschieden, unser Vermögen in eine Stiftung zu überführen. Wir haben uns einfach die Frage gestellt, wofür wir das Geld ausgeben sollen. Unsere beiden Kinder sind versorgt.

Die meisten Menschen würden wohl eher über Urlaube und mehr Luxus nachdenken.

Erich Bethe: Oh Gott, wir haben einmal eine Kreuzfahrt gemacht. Nie wieder!

Roswitha Bethe: Aber uns geht es natürlich sehr gut. Wir leben gut. Wir haben ein schönes Haus. Wir brauchen nicht mehr.

(Der Neffe mit seiner Frau kommt zum Haus. Er arbeitet in der Stiftung mit. Roswitha Bethe erklärt ihm, dass sie gleich nach Wuppertal müsse, um in dem Hotel, in dem jetzt Flüchtlinge leben, Bilder aufzuhängen.)

In Gladbach aktiv

Die Bethe-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung. Sie fördert vor allem Kinderhospize – aber in Bergisch Gladbach auch viele andere soziale Einrichtungen. Das Spektrum der Hilfe ist in der Stadt sehr breit. Das Stiftungsvermögen beträgt derzeit etwa zehn Millionen Euro. Alle Förderentscheidungen treffen Roswitha und Erich Bethe persönlich. (nie)

Gibt es denn nicht einen ganz konkreten Anlass für die Stiftungs-Gründung?

Roswitha Bethe: Zuerst war die Idee, dass wir etwas für die Opfer von Kindesmissbrauch machen wollen. Ich war damals von einem ganz konkreten Fall sehr betroffen. In einem zweiten Schritt wollten wir die Arbeit von Kinderhospizen unterstützen. Und daraus entstand die Stiftung. Die Idee dazu hatte mein Mann – er hat bei finanziellen Fragen immer die guten Ideen.

Herr Bethe, Sie haben mit dem Aus- und Umbau von Hotels sehr viel Geld verdient.

Erich Bethe: Angefangen habe ich mit einer Lehre bei Bayer. Später hatte ich ein Briefmarkengeschäft in Köln. Dann hatte ich die Idee mit den Hotels. Das hat sich sehr gut entwickelt.

(Der 15 Jahre alte Hund namens Moses kratzt an der verschlossenen Tür. Erich Bethe erzählt, dass der Hund bei der Vergabe des Bundesverdienstkreuzes durch Johannes Rau im Schloss Bellevue in Berlin dabei war. Er sei der einzige Hund, der je bei einer solchen Verleihung dabei war. Die Tür wird geöffnet, aber Moses will nicht mehr herein. Erich Bethe meint, er sei bestimmt eingeschnappt, weil die Tür geschlossen wurde.)

Roswitha Bethe (an ihren Mann gewandt): Den geschäftlichen Erfolg hast Du Dir mit viel Fleiß und Geschick verdient. Und ich habe immer gesagt, dass Du eine echte Glückshaut bist. In geschäftlichen Dingen hast Du Dich manchmal wie ein Wolf verhalten. Ein Wolf mit einer Glückshaut. Und mit einem unerschütterlichen Optimismus.

Erich Bethe: Es hat mir immer Spaß gemacht, Dinge genau durchzurechnen. Das mache ich immer noch. (Pause) Ein bisschen. Heute arbeite ich ja viel mir Ehrenamtlern zusammen. Das macht mehr Spaß, es sind die angenehmeren Menschen.

Roswitha Bethe: Er schaut wirklich bei allen Anschaffungen darauf, dass nicht zu viel ausgegeben wird.

Herr Bethe, sind Sie geizig?

Erich Bethe (lacht): Schauen Sie sich mein Mobiltelefon an. Das hat 15 Euro gekostet, passt in jede Tasche. Reicht mir völlig. Es ist doch nicht geizig, wenn man Geld nicht für unnötige Dinge ausgeben will.

(Allerdings weiß er nicht, wie das Telefon leiser gestellt wird. Während des Gesprächs klingelt es häufiger. Er lässt es klingeln. Später werde er den Anrufbeantworter abhören und entscheiden, wen er wann zurückruft.)

Roswitha Bethe: Aber es gibt unnötige Dinge, die sind schön. Für so etwas bin ich zuständig.

Schon immer gewesen?

Roswitha Bethe: Ich bin in meiner Arbeit als Grundschullehrerin vollkommen aufgegangen. Ich liebe die Arbeit mit Kindern. Ich liebe es, mich um Bilder oder Teppiche zu kümmern. Erich hat immer seine Akten sehr geliebt. Mir manchmal ein wenig zu viel. Aber so ist er nun einmal.

Sie haben sich bei Bayer kennengelernt?

Erich Bethe: Ich habe eine Lehre zum Industriekaufmann gemacht. Sie war Praktikantin. Sie hat dann studiert und ist Lehrerin geworden. (wendet sich an sie). Dann hast Du vor 20 Jahren Dein Sinologie-Studium abgeschlossen.

Roswitha Bethe: Wir kommen aus unterschiedlichen Elternhäusern. Erich ist Einzelkind. Meine Eltern waren Akademiker und bei uns im Hause war immer etwas los. Tiere im Garten und viel Besuch.

Erich Bethe: Das habe ich geliebt. Diese ganze Atmosphäre in dem Haus. Ich war dort immer sehr gerne und ich glaube schon, dass meine Frau von dieser Atmosphäre geprägt ist. Auch ihr Bildungshunger. Tiere im Garten haben wir jetzt übrigens auch. Da kümmert sie sich drum.

Roswitha Bethe: Das macht mir viel Freude. Wir leben hier in Refrath sehr gern. Und haben auch eine tolle Nachbarschaft.

Niemals Lust gehabt woanders zu leben?

Erich Bethe: Ich habe noch während der Lehre ein Angebot von Bayer bekommen, für das Unternehmen nach Süd-Amerika zu gehen, weil ich ganz gut spanisch spreche. Ich habe abgelehnt und den erwähnten Briefmarkenladen in Köln aufgemacht. Meine Frau arbeitete als Lehrerin und legte ja schon immer sehr viel Wert auf ihre Selbstständigkeit. Sie wäre nicht mitgekommen. Also bin ich geblieben.

Wie wird die Verleihung ihrer Ehrenbürgerschaft aussehen?

(Erich Bethe ruft nach einer Mitarbeiterin, die ihm den Briefwechsel mit der Stadt bringen soll. Er hat das Datum der Verleihung der Ehrenbürgerschaft vergessen.)

Roswitha Bethe: Wir nutzen die Verleihung, um viele Bekannten, Freunde und Mitarbeiter der Bethe-Stiftung zusammenzutrommeln. Wir hoffen, dass diese Gespräche und Kontakte unserer Stiftung nützen.

Erich Bethe: Die Feier findet am 14. Juli statt. Zuerst wollten wir in ganz kleinem Rahmen feiern. Aber dann hatte meine Frau die Idee, aus der Verleihung doch dieses große Treffen zu machen. Eine tolle Idee. Denn es geht ja nicht um uns, sondern um die Stiftung.

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