FehlplanungRadstreifen in Bergisch Gladbach zu eng geplant

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Auf der ohnehin engen Buddestraße in Bensberg sollen beidseitig noch Radfahrstreifen auf der Fahrbahn angelegt werden.

Auf der ohnehin engen Buddestraße in Bensberg sollen beidseitig noch Radfahrstreifen auf der Fahrbahn angelegt werden.

Bergisch Gladbach – An den Fahrradstreifen auf der Kölner Straße in Bensberg scheiden sich die Geister: Nach Auffassung der Stadtverwaltung sollen sie bleiben und sogar noch über die Buddestraße fortgeführt werden. Dagegen ist die beidseitige Schmalspur-Planung bei Anwohnern und selbst in Radfahrerkreisen umstritten. Jetzt ist die Politik am Zug: zuerst im Stadtplanungs- und dann im Verkehrsausschuss am Dienstag und am Mittwoch.

Einen Rückbau der Radstreifen auf der Kölner Straße lehnt die Stadtverwaltung kategorisch ab: Dies würde die Realisierung eines zusammenhängenden Radwegenetzes im Rahmen des Mobilitätskonzeptes in Frage stellen.

Variante nicht geprüft

Auch in einer von Anwohnern vorgeschlagenen alternativen Streckenführung des Radverkehrs über Nebenstraßen sieht die Stadtverwaltung keine Lösung und hat diese Variante deshalb gar nicht erst geprüft.

Nur durch ein zusammenhängendes Radwegenetz, insbesondere auf den Hauptrouten, könne eine Fahrradkultur entstehen, argumentiert die Verwaltung. Deshalb beabsichtigt die Verwaltung, nun auch die Buddestraße mit beidseitigen Radschutzstreifen auszustatten. Für Radler sei es dann möglich, von der Frankenforster Straße bis in die Innenstadt zu fahren.

Bedenken angemeldet

Gegen die nur 1,50 Meter breiten Schutzstreifen auf der Kölner Straße hat Pro Velo bereits Bedenken angemeldet und nachgemessen. In Teilabschnitten seien die Streifen sogar noch enger. Die geplanten Markierungen auf der Buddestraße stoßen bei der unabhängigen Gemeinschaft von Radfahrern ebenso auf Kritik: „Die Erfahrung zeigt, dass Autofahrer beim Überholen nicht den nötigen Sicherheitsabstand einhalten“, erläutert Christoph Claes.

Um Radler nicht durch vorbeifahrende Autofahrer zu gefährden, sollten die Radstreifen laut Pro Velo deshalb mindestens zwei Meter breit sein. In den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) – in NRW verbindlich für den Bau von Radwegen – stehe, dass schmale Schutzstreifen von 1,50 Metern bei hohem Schwerlastverkehr von mehr als 1000 Lkw vermieden werden sollten. Auf beiden Straßen liege die Zahl darüber: auf der Kölner Straße sind es 1081, auf der Buddestraße 1032 Lkw pro Tag beruft sich Claes auf eine Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2009. Deshalb fordert Pro Velo, auf den Hauptverkehrsachsen Kölner Straße und Buddestraße auf beidseitige enge Schutzstreifen von 1,50 Meter zu verzichten.

Nur ein ausreichend breiter Radstreifen

Stattdessen sollte jeweils nur ein ausreichend breiter Radstreifen von zwei Metern bergauf eingerichtet werden. In Fahrtrichtung bergab könnten die Radfahrer auf beiden Straßen auf der Fahrbahn geführt werden. Um auszuschließen, dass Radfahrer riskant überholt werden, könnte auf der Mittellinie eine Leitschwelle angebracht werden, die nicht überfahren werden kann, schlägt Pro Velo vor.

Anwohner der Kölner Straße und ihrer Nebenstraßen kritisieren, dass eine alternative Streckenprüfung von der Stadtverwaltung gar nicht erst geprüft wurde, obwohl die Politik dies beauftragt hatte. Dies sei eine „unverständliche Ignoranz“, heißt es in einer Stellungnahme. Die durchgeführte Radverkehrszählung (siehe Kasten) wird nicht als repräsentativ angesehen. „Fakt ist, dass der Radweg auf der Kölner Straße bis heute nicht oder wenig genutzt wird, nicht zuletzt wegen des starken Straßenverkehrs“, sagt Norbert Müller, einer der Sprecher der Bürgerinitiative. Die geplanten Radstreifen auf der Buddestraße hält Müller für eine absolute Fehlplanung: „Kein Radfahrer käme auf die Idee, erst die steile Buddestraße hinaufzufahren und dann die Steile Kölner Straße wieder hinunter.“ Da böten sich andere Wege über verkehrsarme Seitenstraßen an.

Verkehrszählung auf der Kölner Straße

An drei Tagen, vom 7. bis 9. Juni, hat die Stadtverwaltung ein Planungsbüro beauftragt, eine Radverkehrszählung auf der Kölner Straße durchzuführen. Festgestellt wurde, dass an den untersuchten Tagen in Fahrtrichtung bergauf 32 Radfahrer unterwegs waren. Bergab waren es 109. An zwei von drei Tagen habe es geregnet.

Die Bürgerinitiative hält die Zählung nicht für repräsentativ. Die Zählung sei unmittelbar vor dem überregionalen Radrennen „Rund um Köln“ durchgeführt worden, wo viele Amateursportler für das Rennen trainiert hätten. Die Zählung sage zudem nichts darüber aus, ob auch die Radfahrer mitgezählt wurden, die aus Sicherheitsgründen den Gehweg benutzten, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Die Initiative setzt sich mit über 2000 Unterschriften dafür ein, dass die Fahrradschutzstreifen auf beiden Seiten der Kölner Straße zwischen Dariusstraße und Falltor wieder beseitigt werden. Stattdessen sollen die 39 weggefallenen Parkplätze wieder eingerichtet werden. So sollen die Anwohnerstraßen vom Parkdruck entlastet und die Erreichbarkeit der Fachpraxen für Patienten, die schlecht zu Fuß sind, gewährleistet werden. (ub)

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