FilmMacher von „Bach in Brazil“ zu Gast im Bensberger Kino

Lesezeit 3 Minuten
Das Filmteam der Komödie „Bach in Brazil“ und ihre Bergisch Gladbacher Gastgeber trafen sich im Foyer des Bensberger Kinos.

Das Filmteam der Komödie „Bach in Brazil“ und ihre Bergisch Gladbacher Gastgeber trafen sich im Foyer des Bensberger Kinos.

Bergisch Gladbach – Kinderarmut, ein brasilianischer Jugendknast, ein wehrloser Deutscher wird niedergeschlagen und ausgeraubt.

Wie man aus diesen inhaltlichen Zutaten eine echt humorvolle, zugleich tiefgründige, vor allem aber sehr charmante Komödie schafft, das erfuhren die Bensberger Kinobesucher am Sonntagabend aus erster Hand.

Auf ihrer Kinotour durch die Republik machten die deutschen und brasilianischen Hauptdarsteller, der Regisseur und der Produzent Station im Cineplex in der Schlossstraße.

Regisseur ist gebürtiger Gladbacher

Neben Hamburg, Leipzig und Düsseldorf also Bensberg. Edgar Selge fuhr selbst vor, schaute erst einmal aus dem Auto heraus, um sicher zu sein, dass er das richtige Kino erwischt hat.

Warum der Schauspieler, seine Film- und Ehepartnerin Franziska Walser, die drei brasilianischen Hautdarstellerinnen und -darsteller Julia de Mattos, Aldri Anunciação und Dhonata Augusto und die Macher des Films gerade Bensberg auf der Reiseroute stehen hatten? Weil der Produzent der Films, Clemens Schaeffer, ein gebürtiger Gladbacher ist, weil seine Mutter Ingrid Schaeffer-Rahtgens befreundet ist mit dem Gladbacher Kinobetreiber Helmut Brunotte und mit Moderatorin Doro Dietsch, die dem Bensberger Publikum Crew und Film vorstellte.

Für leichten Talk war Selge dabei nicht zu haben und umriss den Kern des Films so: „Das ist ein Film, der zeigt, dass Menschen ungeheure Potenziale entwickeln können. Hier im Film durch die Überschreitung kultureller Grenzen.“ Keinen ganzen Gedankengang und nur einen Atemzug weiter bezog er das Thema auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland: „Das ist auch ein Riesenpotenzial, das wir für gemeinsame Projekte nutzen können.“

Im Film ist es die Musik Johann Sebastian Bachs, die Grenzen öffnet, Mauern im Kopf einstürzen lässt, Hartherzigkeit und Angst in liebevolle und inspirierende Menschlichkeit verwandelt. Selge reist als Marten Brückling in ein verarmtes Örtchen mitten in Brasilien, um das Erbe seines besten Freundes anzutreten. Der vor Jahrzehnten ausgewanderte Karl hat ihm echte Bachnoten vermacht, nach einem Raub kommt Musiker Marten in Kontakt zu brasilianischen Straßenkindern und beginnt, ein Orchester für Bachmusik aus ihnen zu formen. S

chauplatz und Drehort des Films ist Ouro Preto. Durch seine nach einem Goldrausch im üppigen Barockstil erbaute Altstadt war das Städtchen dem Regisseur Ansgar Ahlers aufgefallen, der 2006 zu Dreharbeiten dort war. Er kam mit Straßenkindern zusammen und hörte in einem ihrer Musikprojekte den Satz: „Mit Musik kann man alles machen.“ „Dieser Satz ließ mich nicht mehr los“, sagt Ahlers, der aus dieser Idee seinen ersten Kinofilm schuf. Bachs Werke verschmelzen darin in der ihnen angemessenen barocken Kulisse mit der Lebenskraft der brasilianischen Jugendlichen zu einem wahren Oratorium der Menschlichkeit. Zweiflern und vermeintlich entwicklungsresistenten Zeitgenossen wird im Verlauf der kurzweiligen Komödie die gedankliche Grundlage genommen. „Alles ist möglich“ heißt es ein Dutzend Mal in dem Film, und das wird recht authentisch gezeigt. Als eines der Straßenkinder in Brasilien das Drehbuch las, bekam Regisseur und Autor Ahlers von dem Jungen das wahrscheinlich größte Kompliment für seine Arbeit: „Er weinte, weil die Geschichte so nah an seiner Realität ist.“

KStA abonnieren