Firma ZandersFabrikgelände wird zum Kauf angeboten

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Die Renovierung des alten Stadthauses aus den 50er-Jahren wird auf 16 Millionen Euro taxiert.

Die Renovierung des alten Stadthauses aus den 50er-Jahren wird auf 16 Millionen Euro taxiert.

  • Das Fabrikgelände der Firma Zanders wird zum Verkauf angeboten
  • Das Areal ist als ganzes oder in Teilen verkäuflich, Angaben zum Preis wurden noch nicht bekannt gegeben.

Bergisch Gladbach – Der „Industrie- und Bürocampus An der Gohrsmühle“ steht zum Verkauf. Ein weltweit führender Gewerbeflächenvermarkter aus den Vereinigten Staaten, Jones Lang LaSalle, bietet das 36 Hektar große Industrierevier der Papierfabrik Zanders GmbH im Herzen der Kreisstadt mit einem Hochglanzprospekt feil.

Das Dossier schwärmt von den „Investment-Highlights“ des „einzigartigen Bestands- und Entwicklungsareals“ in den höchsten Tönen: „Stadt- und baugeschichtliche bedeutsame Industrie -und Büroarchitektur, Zentrumslage am Wirtschaftsstandort Bergisch Gladbach, ein Papierhersteller mit internationalem Renommee als zuverlässiger Mieter mit hoher Standorttreue“ werden hervorgehoben. Das Areal ist als ganzes oder in Teilen verkäuflich, und auch die von der Papiermühle genutzten Produktions-, Verwaltungs- und Lagerflächen werden vom Angebot mit umfasst: Die Firma würde im Verkaufsfall die für ihre Geschäftstätigkeit notwendigen Liegenschaften zurückmieten. Preisvorstellungen werden offiziell nicht genannt. Die Interessenten werden um Abgabe eines Angebotes gebeten.

Verschiedene Optionen auf dem Prüfstand

Bereits im Gespräch mit dieser Zeitung Mitte Dezember hatte Geschäftsführer Lennart Schley erklärt, dass „verschiedene Optionen auf dem Prüfstand stehen: Das gesamte Grundstück an einen Immobilienentwickler zu verkaufen und Zanders wird Mieter. Oder wir verkaufen Teilflächen. Oder wir vermieten Teilflächen“. Spätestens seit damals steht das Angebot im Internet, und auch das Dossier ist schon seit Wochen im Umlauf. Doch im Rathaus wird es behandelt, wie eine hochvertrauliche Verschlusssache.

Jetzt hat SPD-Fraktionschef Klaus Waldschmidt das Kartell des Schweigens verlassen und im Hauptausschuss angefragt, ob die Stadt eigentlich von diesem Angebot wisse und was sie davon halte, bei der angebotenen Bürofläche zuzuschlagen. Das sei doch unter Umständen erheblich günstiger als der anvisierte Neubau eines Stadthauses am Bahnhofskopf und dann sicherlich auch günstiger als die Sanierung des Stadthauses am Konrad-Adenauer-Platz, denn der Neubau am Bahnhof ist nur genehmigungsfähig, wenn er wirtschaftlicher ist als die Sanierung der Altsubstanz aus den 50er-Jahren.

16 Millionen für Renovierung

Um die 7525 Quadratmeter Bürofläche, die das Raumbedarfskonzept der Stadt erbracht hat, an der S-Bahnstation neu zu realisieren, wurden 27 Millionen Euro genannt, für die Renovierung wurden 16 Millionen Euro veranschlagt, und bei Zanders soll es die Fläche angeblich für zehn Millionen Euro geben. Bürgermeister Lutz Urbach sagte, für ihn seien diese Zahlen erst einmal aus der Luft gegriffen. „Wir werden das alles prüfen, und wir werden das der Politik zu gegebener Zeit in Form mehrerer Alternativen zum Beschluss vorlegen“, stellte er gegenüber dieser Zeitung fest. Aber bis dahin ist ihm vor allem wichtig: „Zanders nicht tot zu reden. Es geht der Stadt darum, die Verkaufsbemühungen der Gohrsmühle zu begleiten im Sinne einer aktiven Standortsicherung.“ Urbach stellte im Verwaltungsrat der Stadtentwicklungsgesellschaft klar, „dass die betriebsnotwendigen Flächen für die Papierherstellung weiter für diese Zwecke genutzt werden sollen“.

Der Erhalt der 600 Arbeitsplätze sowie der historischen und identitätsstiftenden Papiererzeugung im Herzen der Stadt habe Priorität. „Da kommt kein Käufer an uns vorbei. Wir haben das Monopol für die Schaffung von Baurecht. Jeder muss mit uns reden.“ Die Gespräche werden nicht einfach sein, denn anders als das geduldige Hochglanzpapier steckt die reale Immobilie Gohrsmühle voller Brisanz: Denkmalgeschützte Bauwerke, Altlasten, überbauter Braunkohletagebau, eine von Wohngebieten eingefangene Lage mit problematischer Verkehrserschließung – und ein Bebauungsplan, der maßgeschneidert ist auf das vorhandene Werk.

JLL hat das Gelände für die Verwertung in fünf Teile proportioniert: die von Zanders nicht (mehr) benötigten Entwicklungsgebiete 1 und 2, die die Parkplätze im Süden und die locker bebaute Fläche zwischen Driescher Kreisel und Kraftwerk umfassen, das Kraftwerk selbst, die Abteilung Produktion und Logistik sowie den Abschnitt „Büro“ im Umfeld des Haupteingangs.

Die Entwicklungsgebiete und das Büroareal bieten sich als erstes für die Vermarktung an. Bei den Büros warten fünf Objekte auf Nachfrager: das Hauptgebäude, der Pfortentrakt, das Zanders-Forum mit einem „Workshop“-Trakt sowie das sogenannte „Octagon“. Vielleicht ist ja ein Stadthaus-Kandidat dabei.

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