FlüchtlingsunterbringungSportler in Bergisch Gladbach bekommen die Hallen zurück

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Neun Monate lang diente die Sporthalle an der Feldstraße als Notunterkunft. Jetzt sollen hier bald wieder Sportler trainieren.

Neun Monate lang diente die Sporthalle an der Feldstraße als Notunterkunft. Jetzt sollen hier bald wieder Sportler trainieren.

Bergisch Gladbach – Immer weniger Flüchtlinge kommen nach Bergisch Gladbach, und das wirkt sich aus. In zwei Wochen wird nun – nach den beiden Turnhallen in Sand und Refrath – auch die Dreifachturnhalle an der Feldstraße in Heidkamp wieder frei. Damit wird die Sportstätte schneller geräumt als geplant.

Vereine mussten große Einschränkungen hinnehmen

Zur großen Freude von Schülern der kaufmännischen Schulen und von drei Vereinen: einem Badminton-Verein, dem Tischtennisverein 59 sowie der Turnerschaft 79. „Das war eine schwierige Zeit für uns“, sagt Ernst Hengemühle, Geschäftsführer der Turnerschaft. „Wir mussten Einschränkungen durch längere Wege zu den Ausweichquartieren und weniger Trainingsstunden hinnehmen.“ Etwa 40 Mitglieder habe der Verein deshalb verloren. „Wir hoffen, dass die Leute wieder zurückkommen, wenn alles nach Plan läuft“, meint Hengemühle.

Zurzeit schlafen in der Halle an der Feldstraße noch 51 Menschen, in Hochzeiten waren 250 Flüchtlinge hier untergebracht. Sie wurden von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes versorgt. Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung vor, das im Oktober 2015 als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ausgestattete Gebäude als Puffer vorzuhalten, um aktuelle Zuweisungsquoten zu erfüllen.

Der Zustrom ebbt langsam ab

Doch der Zustrom der Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen ebbt ab. Außerdem sei vorgesehen, dass zunächst Städte Zuweisungen erhalten, die ihre Quote zu weniger als 90 Prozent erfüllt hätten. „Bergisch Gladbach hat eine Quote von 102 Prozent“, sagt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink.

Die Verwaltung schätzt, dass ab Ende Juli monatlich etwa 40 neue Flüchtlinge in der Stadt eintreffen könnten. Im vergangenen Jahr waren es in manchen Monaten bis zu 130 Asylbewerber gewesen, die die Stadt unterbringen musste. Als Quartiere für Neuankömmlinge sollen künftig die Einrichtung in Katterbach und die Unterkunft in Lückerath dienen. Letztere wird zurzeit aufgebaut und soll im Herbst für 300 Bewohner bezugsbereit sein.

Die Flüchtlinge aus der Feldstraße sollen hauptsächlich in das neue Containerdorf in Paffrath umziehen. In dem Wohnkomplex für insgesamt 150 Menschen neben der Integrierten Gesamtschule leben inzwischen 111 Menschen. Darunter sind auch die ehemaligen Bewohner der Turnhalle an der Schwerfelstraße in Refrath, die bereits seit zwei Wochen für den Schulsport freigegeben ist.

Hallendecke der Turnhalle muss noch saniert werden

Die Turnhalle an der Feldstraße soll nach den Sommerferien wieder für den Vereins- und Schulsport genutzt werden können, kündigt Bernd Martmann, Vorstand des Stadtentwicklungsbetriebs, an. Allerdings mit Einschränkungen: Derzeit ist kein „Sport mit schweren Bällen“ wie Fußball, Basketball oder Handball erlaubt. Der Grund: Die Hallendecke muss saniert werden. Ein Termin für die Reparatur stehe noch nicht fest, sagt Martmann.

Konkreter sieht dagegen der Plan für die Turnhalle am St.-Rochus-Weg in Sand aus. Die Halle diente seit Juli 2015 ebenfalls als Erstaufnahmeeinrichtung. Seitdem ist sie für die Schüler der Grundschulen in Sand und Herkenrath sowie die Sportler des Vereins DJK-SSV Ommerborn Sand gesperrt.

Ein Architekt sei nun beauftragt worden, die notwendigen Sanierungsarbeiten zu planen, sagt Martmann. Die Verwaltung gehe davon aus, dass die Sanierung kostengünstiger sei als ein Neubau an dieser Stelle. 1,4 Millionen Euro sind im Haushaltsjahr 2017 vorgesehen. Bis zum Sanierungsbeginn soll die Halle nicht für den Sportbetrieb genutzt werden, informiert Martmann den Schulausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend.

Möglicherweise erneuter Auszug während Sanierungsarbeiten

„Darüber soll doch in der nächsten Woche erst einmal mit Vertretern des Sportamtes geredet werden“, zeigt sich Dirk Winkler, Geschäftsführer von DJK-SSV Ommerborn Sand, überrascht. Zwar habe sein Verein im Vorfeld überlegt, dass es zu viel Unruhe für die Mitglieder mit sich bringen könnte, wenn sie nur übergangsweise wieder zurück in die Halle gingen, um dann wieder auszuziehen, wenn die Sanierungsarbeiten beginnen.

„Aber endgültig haben wir uns dazu noch gar nicht geäußert“, sagt Winkler. Auch sei er bislang nicht darüber informiert, dass ein Neubau aus Kostengründen ausscheide.

Ursprünglich sollte die Turnhalle nur für die Dauer der Sommerferien im Jahr 2015 als Unterkunft für 80 Menschen dienen. Aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen blieb das Provisorium jedoch bis heute.

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