Gebäude unter DenkmalschutzKirche Maria Königin in Frankenforst droht das Aus

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Bergisch Gladbach – Der Kirche St. Maria Königin in Frankenforst droht das Aus als Gotteshaus. Pfarrer Winfried Kissel hat beim Erzbistum einen Antrag zur Profanierung gestellt. Was aus dem Gebäude im Falle eines positiven Bescheids werden soll, ist offen. Ein Abbruch ist allerdings nicht ohne weiteres möglich: Denn der Planungsausschuss hat entschieden, dass das Kirchengebäude unter Denkmalschutz gestellt wird.

„Das Pastoralteam unter der Leitung von Pfarrer Kissel hat die Entwidmung nach ausgiebiger Beratung beantragt“, sagt Egon Plattner, stellvertretender Kirchenvorstand von St. Johann Baptist. Die beiden Gremien, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, unterstützten dieses Votum mit großer Mehrheit. Denn die Kirchengemeinde habe bereits 2008 beschlossen, ihren Schwerpunkt in das neue Gemeindezentrum St. Johann-Baptist in Refrath zu verlegen. „Hier sind alle pastoralen Aufgaben konzentriert.“ Dazu gehören unter anderem Gottesdienste, Kommunion und Firmung.

Standort wird nicht mehr benötigt

Vor diesem Hintergrund brauche die Gemeinde mit St. Johann Baptist, St. Elisabeth und St. Maria Königin nicht mehr drei gleich große Kirchen, erläutert Kaplan Gereon Rautenbach. Weder das Pastoralteam noch die beiden Gremien sähen die pastorale Notwendigkeit, den Standort in Frankenforst zu erhalten.

Dazu komme, dass das Gotteshaus wegen Schimmelbefalls für viel Geld saniert werden müsse. Die weißgrünlichen Sporen haben sich überall im Innenraum ausgebreitet: Sie sitzen an den Bankreihen, an der Orgel, unter der Kirchendecke, sogar die Partiturenblätter sind befallen. Die Kirchengemeinde rechnet für die Reinigung und Erneuerung der Holzdecke mit Kosten von mindestens 250 000 Euro. Wie berichtet, ist die Kirche seit Oktober 2014 geschlossen.

Der Grund dafür, St. Maria Königin als Gotteshaus aufzugeben, seien also nicht vom Erzbistum vorgegebene Sparzwänge, betont Plattner. Pfarrer Kissel ist aus Krankheitsgründen zurzeit nicht im Dienst und war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Denkmalschutz bewirkt einen gewissen Schutz vor einem möglichen Abbruch. Diesen wollen Anwohner mit einer Bürgerinitiative verhindern. „So lange es wirtschaftlich zumutbar ist, ist der Eigentümer laut Denkmalschutzgesetz verpflichtet, das Gebäude zu erhalten“, erklärt Stadtsprecher Martin Rölen. Ob dies tatsächlich geschehe oder ein Besitzer sein Haus absichtlich vergammeln lasse, bis es abbruchreif sei, kontrolliere die Untere Denkmalbehörde.

Hoffen auf den Kardinal

Der Eintrag in die Denkmalliste, vom Planungsausschuss mit großer Mehrheit bei nur einer Gegenstimme beschlossen, ist gegen den Willen der katholischen Kirche geschehen. Der Landschaftsverband Rheinland ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die gesamte von Kirchenbaumeister Bernhard Rotterdam entworfene und 1954 bis 55 erbaute kirchliche Baugruppe schützenswert ist, insbesondere aus architektur-, kirchen-, orts- und städtebaulichen Gründen.

Verena von Wiedersperg von der Bürgerinitiative „Rettet Maria Königin“ glaubt fest dran, dass das Ding noch zu drehen ist: „Unsere Hoffnungen ruhen jetzt auf dem Denkmalschutz und auf Erzbischof Woelki.“ Bei einer Schließung verliere die Kirche weiter an Boden, wenn sie sich aus dem Ortsteil zurückziehe. Das Kirchen-Aus sorge für viele Probleme: Schulkinder, Alte und Kranke könnten aufgrund der Entfernung nicht regelmäßig nach Refrath zu Gottesdiensten kommen. Das Gemeindeleben käme zum Erliegen.

Viele Ehrenamtliche hätten angeboten, bei der Reinigung und beim Lüften zu helfen. Es gibt auch den Vorschlag, eine Stiftung zu gründen, die das Zentrum Maria Königin betreiben könnte.

Um erste Ideen zu diskutieren, wie es mit St. Maria Königin weitergehen könnte, findet eine Pfarrversammlung statt: Dienstag, 27. Oktober, Pfarrsaal des Gemeindesaals, Gemeindezentrum St. Johann Baptist, 20 Uhr.

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