Gladbacher Hotel mit CharismaMalerwinkel feiert 25-jähriges Bestehen

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Das romantische Hotel Malerwinkel ist aus dem Stadtbild von Bensberg nicht mehr wegzudenken.

Das romantische Hotel Malerwinkel ist aus dem Stadtbild von Bensberg nicht mehr wegzudenken.

Bergisch Gladbach – Es gibt Unterkünfte, die erzeugen schon bei der Ankunft ein Gefühl von Vertrautheit und Herzlichkeit. So ist es auch mit dem Hotel Malerwinkel in Bensberg. Nach 25 Jahren ist das historische Häuserensemble nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken. Wer heute die Gebäude betritt, käme nie auf die Idee, dass vier der fünf Häuser alte abbruchreife Fachwerkruinen waren, denen das Ehepaar Hans Krämer und Renate Krämer-Thurau zu einer zweiten Geschichte verholfen hat.

Als Hans Krämer, Maurermeister und Bauunternehmer, 1991 zwei marode Fachwerkhäuser von der Stadt kaufte, hatte er gar keinen Plan, was daraus einmal werden sollte. Sein Antrieb: „Das Alte erhalten, alte Räume wiederbeleben“, erzählt der 86-Jährige. Er sanierte die beiden baufälligen Häuser an der Fischbachstraße – vis-à-vis zum Rathaus – von Grund auf, hielt sich dabei an die Vergangenheit und ersetzte viele verfaulte Holzbalken mit solchen, die er zuvor behutsam aus anderen Abbruchhäusern geborgen hatte. Damit war der Grundstein gelegt für das kleine Hotel garni: 1992 eröffnete es mit zwölf Zimmern, gerade rechtzeitig zur Möbelmesse in Köln. Die Idee kam von Renate Krämer-Thurau. Sie sagt, sie sei mit dieser Geschäftsidee ihrer Leidenschaft als Gastgeberin gefolgt.

Haus am Kran

In der alten Musikschule – im Jahr 1996 dazugekauft – hängen an der Wand im Flur Musikinstrumente wie eine Blockflöte oder eine Trompete, kleine Details, mit denen das Hotel auf die Geschichte seiner Gebäude hinweist. Das elf Tonnen schwere Fachwerkgerippe der entkernten Musikschule hatte Krämer komplett an den Haken eines gewaltigen Krans gehängt und es für die Zeit der Kellerausschachtung auf den Platz vor dem Rathaus „geparkt“.

„Dafür wollte die Stadt 500 Mark Parkgebühr“, erinnert sich Krämer lachend. Am Ende verzichtete die Stadt wegen der spektakulären Aktion, die überregional Schlagzeilen gemacht hatte, auf das Geld. Noch heute denkt Krämer an den bangen Moment zurück, als er – Kopf im Nacken – verfolgte, wie das Gebäude in der Luft baumelte. „Hoffentlich bricht es nicht auseinander“, dachte er damals. Seit Anfang des Jahres gibt es mit Steven Knauff (33) einen Geschäftsführer, der mit Renate Krämer-Thurau den Betrieb mit 16 Mitarbeitern leitet. „Unsere Philosophie war von Beginn an, einen sehr persönlichen Stil zu verwirklichen“, sagt die 70-Jährige, die auch Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands ist. Eine Strategie im Schatten des übermächtigen Nachbarn Grandhotel Schloss Bensberg, die aufging.

„Das Schlosshotel sehen wir nicht als Konkurrenz“, sagt die Geschäftsfrau Krämer-Thurau, „im Gegenteil, wir arbeiten miteinander und profitieren voneinander.“ Für Existenzängste sorgte hingegen die erste fünfgeschossige Planung des neuen Einkaufszentrums Marktgalerie. Das Ehepaar wehrte sich vor Gericht und zog sich deshalb den Zorn vieler Bensberger auf sich. „Mit der jetzigen zweigeschossigen Bauweise sind wir einverstanden“, sagt Hans Krämer. Man merkt, er ist froh, dass das Kapitel abgeschlossen ist.

Individuellen Charakter bewahrt

Trotz der Erweiterung auf heute 35 Zimmer – zu den Gästen zählen überwiegend Geschäftsreisende – hat sich das Hotel viel von seinem individuellem Charakter bewahrt. Man findet nichts aufdringlich Schickes, sondern eher das Besondere, das im Alltäglichen sitzt. Im kleinen Garten kann man seine Ruhe wiederfinden.

2005 kam ein Neubau aus Bruchsteinen hinzu, „ein Zyklop mit System“, wie Krämer mit merklichem Stolz sagt. Jeder einzelne Stein musste behauen werden, dabei half Krämer selbst mit, ordnete sie nach einem speziellen System an: die kleineren Steine horizontal, die größeren in unregelmäßigen Abständen dazwischen gestreut. Ab und zu enthält ein Stein Fossilien. Bei der Inneneinrichtung standen berühmte Künstler Pate wie Dürer oder Matisse. Bei aller Liebe fürs historische Detail und antike Baumaterialien spielen aber auch moderne Aspekte eine Rolle: Im Keller des „Künstler“-Hauses etwa steht in Form ein Blockheizwerkes moderne Technik, mit der das gesamte Objekt mit Energie versorgt wird. Ein Wintergarten verbindet zwei der alten Fachwerkhäuser.

Erst vor zwei Jahren suchte sich Krämer wieder eine neue große Herausforderung. Am alten Markt errichtete er ein zweigeschossiges Wohnhaus, wie könnte es anders sein: mit einer Fassade aus Bruchsteinen. Dieses Haus, in dem Krämer mit seiner Frau jetzt auch wohnt, soll sein letztes Projekt gewesen sein, sagt er, obwohl man das bei einem Mann wie Krämer nicht so richtig glauben kann.

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