HobbyDas Nähen von Patchwork ist im Trend

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Die Domspitzen wiederholen sich als Motiv im benähten Stoff. Die Kombination von Formen und Farben macht die Vielfalt der Quilts aus.

Die Domspitzen wiederholen sich als Motiv im benähten Stoff. Die Kombination von Formen und Farben macht die Vielfalt der Quilts aus.

Bergisch Gladbach – Mal in geraden Linien, mal in Wellen oder Kreisen laufen die Nähmaschinenfüße gleichmäßig über bunte Stoffe. Das Surren der drei Maschinen ist kaum zu hören. Konzentriert sind die Hobbynäherinnen über ihre Arbeiten gebeugt, verfolgen genau Stich für Stich. Wenn’s knifflig wird, fragen sie Fachfrau Dorthe Niemann. Denn die Techniken, mit denen gearbeitet wird, verlangen ganz exakte Nähte: Patchwork und Quilten.

Diese Handarbeit findet immer mehr Anhänger, stellt Dorthe Niemann fest. Deshalb veranstaltete sie in ihrem Geschäft „Lalala“ in Bensberg das erste Treffen der Modern Cologne Quilters. Mehr als 50 Frauen aus dem Großraum Köln, dem Bergischen Land, dem Ruhrgebiet und dem Saarland sind gekommen, um sich auszutauschen. Das Hobby hat Kultstatus.

Patchwork ist nicht bloßes Flickwerk, wie es im Wortsinn übersetzt heißt. Beim Quilten werden eine in Patchwork gestaltete Stoffoberfläche, ein Volumenvlies und eine Stoffunterseite zusammengenäht – wiederum mit ungewöhnlichen Steppstichen. Quadrate, Dreiecke, Kreise, Symbole oder Motive in allen Farben, Mustern und Größen reihen sich in Patchwork auf Decken, Sets, Wandbehängen, Kissen oder Taschen aneinander. Hier ist sorgfältige Detailarbeit gefragt.

Und gerade das zieht Hobbynäherinnen in den Bann. „Das hat mich richtig schnell total gepackt“, erzählt Hella Hoffmann begeistert. Sie näht erst seit dem vergangenen Sommer. „Ich werde schon unzufrieden, wenn ich abends nicht nähen kann.“ Für den wöchentlichen dreistündigen Nähtreff bei Dorthe Niemann ist ihr der Weg von Lohmar nach Bensberg nicht zu weit.

„Es macht einfach Spaß“, sagt Margot Bock. Die pensionierte Juristin aus Bensberg entdeckt das Nähen nach 30 Jahren neu. „Als ich berufstätig war, hatte ich keine Zeit dafür. Ich mache das Hobby für mich und um Dinge zu verschenken.“

Einen Beutel mit Innentasche und applizierten roten Domspitzen hat sie gerade fertiggestellt. Ein Geschenk für eine Freundin. Der Stadtplan von London ziert die Stoffoberfläche, die Ute Niehoff verarbeitet. „Meine Tochter ist Englischlehrerin. Das hier wird eine Hülle für einen Schulordner“, erklärt sie ihre aktuelle Arbeit. Das passende Mäppchen für Buntstifte hat sie bereits fertig genäht und zeigt es noch einmal beim Nähtreff. „Ich habe früher schon genäht. Patchwork und Quilten mache ich, seitdem es hier den Laden in Bensberg gibt“, erzählt die Refratherin. Es ist zweieinhalb Jahre her, dass Dorthe Niemann für ihr Hobby ein Fachgeschäft eröffnet hat.

Aufgewachsen in der ehemaligen DDR , entdeckte Dorthe Niemann als Teenager das Nähen für sich. „Meine Oma ist Schneiderin und ich bekam zum 13. Geburtstag eine alte Singer-Nähmaschine mit Handkurbel und Fußantrieb. 20 Ost-Mark hat sie gekostet. Das werde ich nie vergessen“, erzählt die 47-Jährige.

In Patchwork-Techniken ist die Geschäftsinhaberin seit zehn Jahren versiert. Zweimal im Jahr besucht sie dafür Fachmessen in den USA, darunter den International Quilt Market in der Texas-Metropole Houston. „Ich informiere mich dort über die neusten Trends und suche neue Ware fürs Geschäft aus.“

Rund 1500 Stoffballen füllen Wände und Tische des kleinen Ladens an der Kölner Straße/Ecke Falltorstraße. An dem großen Tisch in der Mitte finden die Nähkurse statt. Hier lernen auch Kinder das Nähen. Die Nähmaschinen müssen zu den Kursen mitgebracht werden. „Die Teilnehmer sollten ihre Maschine bedienen können und zumindest eine gerade Naht hinbekommen. Alles andere können sie bei mir lernen“, sagt Dorthe Niemann. Wenn es im ersten Anlauf nicht klappt und die Ecken nicht stimmen, wird aufgetrennt. „Da bin ich gnadenlos.“

Während die Anfänger mit Quadraten beginnen und sich langsam mit Dreiecken und Kreisen oder Mustervorlagen auf Papier steigern, hat die 47-Jährige wohl inzwischen die Königsklasse erreicht: Ein Löwenkopf in Blautönen aus 126 Schnittteilen schmückt eine Decke. Ihr aktuelles Motiv heißt „Flying Geese“ – fliegende Gänse aus 250 bunten Dreiecken für eine Decke. „Fertige Arbeiten machen mehr Geschmack aufs Nähen als die Stoffballen“, weiß Niemann.

Das Quilters-Treffen will die Geschäftsfrau im kommenden Herbst wiederholen. „Das waren ganz tolle Begegnungen hier.“ Die Gastgeschenke, bunte Domspitzen, sollen demnächst zu einem Gesamtwerk zusammengenäht werden. Dorthe Niemann möchte dazu auch das bekannte Richter-Fenster im Kölner Dom in Patchwork nacharbeiten. Ideen zum Nähen hat sie reichlich.

www.lalala-shop.de

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