Kaisers TengelmannSupermarkt in Bergisch Gladbach vor ungewisser Zukunft

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Für den Ortsteil Hand ist der Kaiser’s-Supermarkt das einzige Lebensmittelgeschäft, das zu Fuß erreichbar ist.

Für den Ortsteil Hand ist der Kaiser’s-Supermarkt das einzige Lebensmittelgeschäft, das zu Fuß erreichbar ist.

Bergisch Gladbach – Am Dienstagmittag am Kaiser’s-Tengelmann-Markt im Stadtteil Hand: Mitarbeiter füllen die Regale auf, Kunden schauen nach Angeboten. Eine der Kassen ist besetzt.

An der Fleischtheke fragen Kunden nach Suppenfleisch und Schnitzeln. Es sieht alles so aus, als wäre dieser Dienstag ein normaler Arbeitstag in einem normalen Supermarkt.

Es ist aber kein normaler Arbeitstag: Es ist der erste Tag, an dem nach einem potenziellen Käufer gesucht wird. Seit gestern steht der kleine Markt an der Dellbrücker Straße offiziell zum Verkauf. Der Hander Supermarkt gehört zu den ersten Märkten, die Kaiser’s-Tengelmann verkaufen möchte. Hand ist einer von 107 in NRW.

Das Vorgehen beim Verkauf

Die Unternehmensgruppe Kaiser’s Tengelmann wird in den kommenden Tagen mögliche Interessenten ansprechen oder auf Angebote von Interessenten warten. Das Verfahren ist privatrechtlich, eine öffentliche Verkaufsbekanntmachung wird es nicht gegen.

Im Fall eines Verkaufs liefe der Bergisch Gladbacher Markt unter einem anderen Betreiber weiter. Scheitert ein Verkauf, wird er geschlossen. Informationen, ob es möglicherweise schon Interessenten gibt, konnte die Konzern-Pressestelle gestern auf Nachfrage nicht geben. Zunächst müsse der Übernahmevertrag mit Edeka aufgelöst werden. Außerdem würden diese Übernahmegespräche nicht in der Öffentlichkeit geführt, teilte die Pressestelle weiter mit.

Branchen-Insider fürchten, dass jeder zweite Supermarkt aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss. (cbt)

„Wir erfahren ja alles als Letzte“, bedauert die Marktleiterin, die an der Kühltheke neue Waren einräumt. Sie möchte sich nicht äußern zur ungewissen Situation ihres Marktes und ihrer Belegschaft. „Wir wissen ja selbst nichts“, deutet sie Defizite in der Unternehmenskommunikation mit der Zentrale an.

Kein Hinweis auf Schließung

Informationen, ob sich schon ein potenzieller Interessent für den Hander Markt gemeldet habe, habe sie nicht.

Draußen wird für Metzgerschinken und Tafeltrauben geworben, ein riesiger Berg von gelben Halloween-Kürbissen wartet auf Käufer. Und am Wochenende gibt es bei Tengelmann neue „Superangebote“. Kein Hinweis, dass der Markt auch schon vor dem Wochenende schließen könnte. „Wir Mitarbeiter wissen auch dazu nichts“, sagt die Leiterin. Wie geht es in den kommenden Wochen in Hand weiter? Die Leiterin schweigt und räumt die Waren weiter ein. Im Markt wird von Tag zu Tag geschaut, die Zukunft erscheint jedenfalls ungewiss.

Für den Stadtteil wäre eine Schließung ein herber Verlust. Denn einen anderen Markt, der zu Fuß zu erreichen ist, gibt es in Hand nicht. Auch das Geschäftszentrum Dellbrücker Straße mit „Kamps“-Bäckerei und der „Sonnen“-Apotheke würde stark leiden. Ein Leerstand der Anker-Immobilie Supermarkt würde den Stadtteil treffen.

Im Nachbarort Paffrath gibt es zwar zentral den Cap-Markt und an der Kempener Straße kurz vor Katterbach einen Rewe-Vollsortimenter. Das aber sind Entfernungen von anderthalb beziehungsweise zwei und mehr Kilometern von Hand-Mitte aus, auch mit Steigungen, die zu Fuß und mit schweren Einkaufstaschen nicht zu bewältigen sind. Ohne einen Pkw wäre dann in Zukunft ein Einkauf für die Hander Einwohner kaum mehr möglich. Vor allem ältere Menschen wären abgeschnitten von der Nahversorgung im Ort. Dass es um den Supermarkt herum größere Wohngebiete gibt, zeigt die Vielzahl der Betroffenen. Bei einer Schließung hätte Hand mitten im Ortskern eine brachliegende Immobilie.

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