Kein KompromissDie Pyramide vom Refrather Weihnachtsmarkt wird nicht aufgebaut

Lesezeit 4 Minuten
Die große Weihnachtspyramide war über Jahre ein Erkennungszeichen des Refrather Winterdorfs – nach den Zwistigkeiten wird sie wohl in diesem Jahr nicht mehr aufgebaut.

Die große Weihnachtspyramide war über Jahre ein Erkennungszeichen des Refrather Winterdorfs – nach den Zwistigkeiten wird sie wohl in diesem Jahr nicht mehr aufgebaut.

Bergisch Gladbach – Die IG Refrather Handel stand bei ihrer außerordentlichen Mitgliederversammlung vor einer inneren Zerreißprobe. Wer für das Almhütten-Team ist, ist gegen Gerd Alberts.

Wer gegen Alberts ist, nimmt in Kauf, dass es keine Weihnachtspyramide mehr gibt und – vielleicht noch schlimmer – dass im Fall einer Klage von Alberts vor Gericht, Schadenersatzforderungen auf die IG zukommen könnten.

Emotional geführte Diskussion

Die Mitglieder der IG Refrath mussten sich am Dienstagabend trotzdem für einen der beiden Kontrahenten als Ausrichter des Winterdorfs entscheiden. Andernfalls gäbe es im Advent kein weihnachtliches Programm auf dem Peter-Bürling-Platz.

Am Ende der zweistündigen, teils emotional geführten Diskussion stellte sich heraus: Die Pyramide als Publikumsmagnet ist der IG Refrath nicht so wichtig wie gedacht. Bei einer Kampfabstimmung unterlag Alberts mit 17 zu 22 Stimmen bei drei Enthaltungen.

Eine Menge Herausforderungen

Auf das Almhütten-Team als künftiger alleiniger Ausrichter des Winterdorfs in Zusammenarbeit mit der IG Refrather Handel kommen nun eine Menge Herausforderungen zu, die bislang in die Verantwortung von Alberts fielen: Dazu gehört vor allem die Verpflichtung von mindestens zehn Händlern, die ein nicht gastronomisches Angebot machen. Dies ist, wie Ute Unrau, Leiterin des Ordnungsamtes, auf der Versammlung erläuterte eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Stadt die Veranstaltung genehmigt.

Teilnahme für die Budenbesitzer

Anders als bei Weihnachtsmärkten in Metropolen wie Köln werden die Händler bei so kleinen Märkten wie in Refrath allerdings dafür bezahlt, dass sie ihre Stände überhaupt aufbauen: Die Teilnahme für die Budenbesitzer würde sich sonst nicht rechnen. Dazu kommen finanzielle Verpflichtungen für die Almhütten-Gruppe: 9500 Euro Platzmiete und 1600 Euro Gema-Gebühren, um nur zwei Posten zu nennen.

Woran sich der Konflikt zwischen Timo Schulte, Benjamin Willmes und Pascal Zahn als Betreiber der Almhütte und Gerd Alberts, Inhaber eines Cateringunternehmens, entzündet hat, wurde nicht gesagt. „Wir wollen das nicht vor allen Leuten erzählen“, sagte Zahn.

Vorstand einstimmig wiedergewählt

Die Unstimmigkeiten der beiden Organisatoren des Refrather Weihnachtsmarktes hatten dazu geführt, dass der siebenköpfige Vorstand der Interessengemeinschaft Refrather Handel mit Daniel Kirchenmayer von der Bensberger Bank an der Spitze seinen Rücktritt angekündigt hatte. Dazu kam es aber bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Gaststätte „Ewige Lampe“ dann doch nicht.

Zu Beginn der Sitzung machte Kirchenmayer klar, dass der Vorstand zur Wiederwahl bereitstünde, unter der Bedingung, dass die Mitglieder dem Gremium ihr Vertrauen aussprächen.

Die Wahl fiel letztlich einstimmig aus: Der Vorstand erhielt für die nächsten beiden Jahre die einhellige Zustimmung aller 47 anwesenden Mitglieder. Kirchenmayer bleibt also weiter Vorsitzender der IG Refrather Handel. Seine beiden Stellvertreter sind wie bisher Jan Suchowsky und Fernand Parfondry. (ub)

Er ließ nur so viel durchblicken, dass es bei dem Zwist nicht um die Konkurrenz bei den Einnahmen ginge. Wie tief der Graben zwischen den ehemaligen Vertragspartnern ist, zeigt ein Satz von Willmes: „Wir können nie wieder etwas zusammen machen. So tief sitzt das, was vorgefallen ist.“ Der Bruch war nicht zu kitten, so sehr sich einige Mitglieder der IG auch bemühten: Ein Kompromiss kam nicht zustande.

Alberts selbst bot an, lediglich seinen Imbissstand sowie die Pyramide aufzubauen, aber selbst nicht anwesend zu sein. Aber auch das lehnte die Almhütten-Gruppe kategorisch ab.

Alberts machte daraufhin Druck. Er ließ offen, ob er gegen die vorzeitige Kündigung seines Vertrages vor Gericht klagen wird. Das müsse er noch mit seiner Frau besprechen: „Der Vertrag mit mir läuft noch bis Ende 2018. Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!“

Das könnte Sie auch interessieren:

Peter Widdenhöfer, Fachbereichsleiter für Ordnung und Sicherheit bei der Stadt, gab den Hinweis, dass das Gericht im Falle einer Klage prüfen werde, ob tatsächlich ein „ausreichend wichtiger“ Grund für die Vertragskündigung vorliege. So ein Verfahren könne sich über eine lange Zeit hinziehen. Widdenhöfer erläuterte, dass die Stadt solche Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte unter Umständen europaweit ausschreiben müsse, wenn keine Vereinbarungen mit lokalen Interessengemeinschaften zustande kämen.

Wie ein Sieg habe sich die gewonnene Abstimmung nicht angefühlt, meinte Timo Schulte am Ende eines langen Abends: „Wir sind zwar erleichtert, dass die Zusammenarbeit mit Gerd Alberts aufhört. Aber wir wollten nicht, dass es soweit kommt.“

KStA abonnieren