KonditoreiDas Schloß-Café Himperich in Bensberg schließt

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Schloß-Café Himperich 1945

Schon bei seiner Gründung bekam das Schloß-Café seinen Namen, das Foto links entstand um 1945.

  • Seit 1903 gibt es das Schloß-Café in Bensberg.
  • Die vergangenen 34 Jahre betrieben Wolfgang und Brigitte Himperich die Konditorei und Bäckerei.

Bergisch Gladbach – Keine Silvesterbrezel mehr, keine Eierkrapfen an Karneval, keine legendären Marzipantorten, und das, obwohl das letzte Jahr das erfolgreichste seit Bestehen war und das Café vor nicht mal zwei Jahren komplett renoviert wurde: Im April/Mai wird das Schloß-Café Himperich in Bensberg für immer schließen.

1903 wurde es, schon unter dem Namen „Schloß-Café“, von Peter Gieraths in der Schloßstraße 22 gegründet.

Schloß-Café Himperich

Vor 34 Jahren kam der Familienname Himperich dazu.

Die vergangenen 34 Jahre betrieben Wolfgang und Brigitte Himperich die Konditorei und Bäckerei, in der Generationen von Schülern ihre Freistunden mit Kakaotrinken verbrachten und viele Kunden mit Namen angesprochen werden. „Es tut weh“, sagt Wolfgang Himperich, „und wir haben und sie Entscheidung nicht leicht gemacht.“

Seit Herbst diskutierte die Familie in sehr kleinem Kreis über die Schließung. Der Grund ist so simpel wie triftig: Die Arbeit ist nicht mehr zu schaffen. Wolfgang Himperich will bereits seit längerer Zeit kürzertreten. Er war auf dem besten Wege dazu, als vor fünf Jahren Sohn Christoph einstieg, die Meisterprüfung machte und nicht nur als Chocolatier in der hauseigenen Backstube mitten im Herzen Bensbergs einsprang.

Schloß-Café Himperich (1)

Wolfgang, Brigitte und Christoph Himperich (v. l.) geben das Familiengeschäft schweren Herzens auf.

„Das hat uns neue Energie gegeben“, sagt Wolfgang Himperich. Der Plan, dass Sohn Christoph das Geschäft übernimmt und die Eltern noch mithelfen, zerplatzte am Nachmittag des 30. Juni. Vor einem Imbiss in Refrath wurde Christoph Himperich zusammengeschlagen. Seither hat er mit den Folgen zu kämpfen. „Seine Gesundheit ist so angeschlagen, dass er den täglichen Belastungen der Selbstständigkeit nicht mehr gewachsen ist“, sagt sein Vater. Die Familie plante um. Die diskrete Suche nach einem Nachfolger aus dem Handwerk blieb ergebnislos. Industrielle Ketten zeigten kein Interesse wegen der Konkurrenzsituation in Bensberg und des schmalen Schaufensters. Die Entscheidung fiel. Am Montag erfuhren die Mitarbeiter – 14 fest Beschäftigten, drei Azubis und 15 Aushilfen – als erste von der Schließung.

Schloß-Café Himperich (2)

Eine undatierte Aufnahme der früheren Bensberger Schloßstraße

Wolfgang Himperich will sich auch seinen Kunden erklären und weiß nicht recht wie. „Es geht mir nicht darum zu klagen, was ich für eine arme Socke bin“, sagt er, „aber man verschleißt. Das geht an die Substanz.“ Sieben Tage die Woche ist das Café geöffnet, nur an drei Tagen im Jahr ist der Laden geschlossen. Ist jemand krank oder hat Urlaub, übernimmt der Chef dessen Aufgaben. Morgens von 2 bis 6 Uhr in der Backstube, ab 7 Uhr im Laden, dann Büroarbeit, Mittagsschlaf und bis 18 Uhr wieder im Laden – ein typischer Tag. „Nicht jeder, aber viele waren so“, sagt der fast 60-Jährige.

Schloß-Café Himperich 1935_Obergeschoss

Gemütlichkeit der 60er-Jahre im Obergeschoss

Der Vollblut-Konditor hängt trotzdem mit Leib und Seele am Schloß-Café. „Das hier ist nicht nur Arbeitsstätte“, sagt er. „Das ist auch der Ort, an dem unsere drei Kinder groß geworden sind.“ Und es ist der Ort unzähliger Anekdoten wie der mit den verwechselten Präsentkörben, von denen drei in der Konditorei Himperich bestellt wurden, dann aber vom Abholer vehement beim Himperich-Bruder in der Metzgerei eingefordert wurden. „Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben“, sagt Wolfgang Himperich. Einen Dateiordner gebe es bereits, mit dem Namen „30 Jahre Irrenhaus“. Jetzt sind es sogar 34 geworden.

Und nun? Will er das Haus umbauen zu Wohnungen und einem Ladenlokal im Erdgeschoss. „Mit viel Eigenleistung“, sagt der Konditormeister und gibt sich ein Jahr Zeit. Und dann? „Und dann“, sagt er, „dann geh’ ich spazieren.“

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Die Rückseite des Gebäudes, wie es im Jahr 1935 aussah.

Doch Himperich wäre nicht Himperich, wenn da nicht doch noch ein Rest Konditor bliebe. Das Schokoladengeschäft auf den Märkten, das kann er sich auch in Zukunft noch vorstellen. „Ein bisschen Zigeunerleben“, sagt er und zitiert einen geschätzten italienischen Kollegen vom Markt mit den Worten: „Und dafür muss ich nie vor 10 Uhr aufstehen.“

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