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Künstler aus Bergisch GladbachEckard Alker wird eine Ausstellung gewidmet

Lesezeit 4 Minuten
Eckard Alker, gerade 80 Jahre alt geworden, in seinem Atelierhaus in Refrath. Im Hintergrund eine der typischen Grafiken des Künstlers in großem Format.

Eckard Alker, gerade 80 Jahre alt geworden, in seinem Atelierhaus in Refrath. Im Hintergrund eine der typischen Grafiken des Künstlers in großem Format.

Bergisch Gladbach – Großer Bahnhof im Museum der polnischen Stadt Ratibor. Die Kuratorin hält eine Rede. Gäste flanieren durch die modern restaurierten Kunsträume des früheren Klosters, betrachten die Druckgrafiken an den Wänden, diskutieren lebhaft mit einem Glas Wein in der Hand. Mittendrin: Eckard Alker aus Bergisch Gladbach.

Zum 80. Geburtstag (der im Februar war) hat dessen Geburtsstadt im ehemaligen Oberschlesien dem Künstler nun eine feine Ausstellung gewidmet. Und das kam so: „Vor einigen Jahren hatte ich im Rahmen der Kulturtage NRW in Racibórzu – so lautet der polnische Name – eine Ausstellung“, erzählt Alker in seinem Atelier- und Wohnhaus in der Refrather Lustheide. Daraus ergab sich ein netter Kontakt zur Direktorin des Stadtmuseums.

Angetan von Stadt und Bewohnern

„Ich war acht Jahre alt, als wir wegzogen aus Oberschlesien“, erklärt Alker. „Ich hatte so gut wie keine Kindheitserinnerungen an meine Geburtsstadt, die ich auch nicht als Heimat empfinde. Meine Heimat ist hier.“ Dennoch waren Eckard Alker und seine Frau Krista bei ihrem ersten Besuch im Jahr 2004 angetan von der Stadt und der Freundlichkeit ihrer Bewohner. „So ergab es sich, dass wir den Kontakt weiter pflegten.“

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Und Alker schenkte. Erst eine Reihe von Einzelblättern, Radierungen, Digitalprints, mehrere Altenberg-Motive, dann das Mappenwerk „Faust 2“ mit zwölf Blättern. So wuchs die Alker-Abteilung in Ratibor beständig auf mittlerweile rund 100 Arbeiten. 2013 starb Krista. „Ihr Wunsch war, dass mein Ulysses-Zyklus nach Ratibor geht“, erzählt Alker. 62 Blätter umfasst das in einer Auflage von fünf Exemplaren erschienene Mappenwerk, das der ehemalige Zeichner des Römisch-Germanischen Museums angefertigt hat, angeregt vom berühmten Roman des irischen Autors James Joyce.

Zur Person

Eckard Alker ist am 21. Februar 1936 in Ratibor im heutigen Polen geboren. Schon als Kind, erinnert er sich, sei eine „Neigung zum Phantastischen und Grotesken“ bei ihm beobachtet worden.

Nach Krieg, Vertreibung und Flucht landete die Familie 1945 im Bergischen Land. Alker machte eine Lehre als Maler, studierte Malerei und Grafik an Kölner Werkschulen, heiratete in Bensberg Krista Maria Dehmel, mit der er drei Kinder hat. Arbeitete als Zeichner im Römisch-Germanischen Museum in Köln, danach freiberuflich als Szenenbildassistent beim WDR.

Später war er Artdirektor einer Werbeagentur in Bensberg und nahm einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln wahr. Eckard Alker wird vertreten von der Kölner Galerie Tam Uekermann, die ihm im Frühjahr eine Werkschau widmete. (eck)

„Die Odyssee des Homer war das Muster für Joyce, als er seinen Ulysses schrieb“, erinnert sich Eckard Alker. „Der Roman spielt an einem einzigen Tag im Jahr 1904, dem Tag, an dem Joyce seine Frau Nora kennenlernte.“ Der Autor schildert nicht nur Begebenheiten und Begegnungen, sondern auch Bewusstseinsströme, und nach einem ähnlichen Verfahren geht der Gladbacher Künstler vor.

Wechselspiel zwischen Konkretem und Träumerischem

Die digitalen Prints – zunächst am PC bearbeitet und dann mit Ölfarbe nach dem Originaldruck verfremdet – reißen die Themenfenster auf und weisen in eine zweite Dimension. Das Wechselspiel zwischen Konkretem und Träumerischem hat Eckard Alker sein ganzes Künstlerleben begleitet. Im Ulysses-Zyklus wird das Prinzip besonders offenkundig, zum einen durch das Serielle, zum anderen aber auch durch die Doppelbödigkeit, mit der in diesen literarischen Stillleben Romanmotive als Assoziationsplattform dienen.

Man sieht: So richtig Spaß macht die Ulysses-Mappe erst, wenn man die literarischen Verweise versteht. Deshalb ist Eckard Alker sehr einverstanden mit der Didaktik im Museum von Ratibor. „Sie haben erklärende Tafeln dazugestellt, die die Geschichten im Roman aufgreifen und Wissenswertes über den Autor vermitteln“, lobt er. „Allerdings hat mich auch gewundert, wie viele Menschen James Joyce ohnehin kennen“, sagt Alker. „Das ist auch in Polen Schulstoff.“

Viel Gesprächsstoff also auf der Vernissage, die Eckard Alker als ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung hat. Auch er selbst hat eine kleine Rede zur Einführung gehalten, die von einer Praktikantin des Museums ins Polnische übersetzt wurde. Bilder zeigen den Künstler vor einem frisch restaurierten Fresko-Fragment im Foyer, das aus den Wänden der Kirche des ehemaligen Karmeliterinnen-Klosters freigelegt worden ist. „Am Ende der Vernissage haben alle gemeinsam ein polnisches Geburtstagslied für mich gesungen“, erinnert sich der 80-Jährige gerührt.

Lokalfernsehen berichtete

Auch Sohn Daniel, der den Vater mit seinem Bruder Moritz und dem Enkel Lino begleitet hat, schwärmt von der Warmherzigkeit und dem Respekt, mit dem der Künstler in seiner Geburtsstadt empfangen worden ist. „Sogar ein lokales Fernsehteam hat einen Bericht gebracht“, freut er sich für seinen Vater. Auch dieser ist – wie Hunderte Bilder – auf Daniel Alkers Laptop gespeichert.

Nicht zuletzt wegen dieser außergewöhnlichen Ehrung blickt Eckard Alker stolz auf sein Lebenswerk zurück.

Ein besonderes Bonbon seines Künstlerlebens ist aber nach wie vor dieses: „Für Hans-Günter Heymes Kölner Faust-Inszenierungen (Abschluss mit Teil zwei in der Spielzeit 1976/77, die Redaktion) habe ich einen Grafik-Zyklus gemacht, die später als Geschenk beim schwedischen König gelandet ist.“

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