Leerstehendes Löwen-CenterExperten sehen die Stadt am Zug

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Seit 2008 steht das ehemalige Löwen-Center an der Schloßstraße leer. Der Verfall hat längst eingesetzt.

Seit 2008 steht das ehemalige Löwen-Center an der Schloßstraße leer. Der Verfall hat längst eingesetzt.

Bergisch Gladbach – Das leerstehende Einkaufszentrum ist das alles bestimmende Thema für die Entwicklung an der Schloßstraße. Seit Mitte 2008 steht das Gebäude leer. In der vergangenen Woche fand in der Thomas-Morus-Akademie eine Konferenz zum Thema „Die Zukunft des Einzelhandels abseits der Metropolen“. Eine ganze Reihe von Experten der Stadtentwicklung waren dort anwesend – wir haben sie auf die Entwicklung in Bensberg angesprochen. Eine neue Perspektive wurde aufgezeigt: den Kauf der Immobilie durch die Stadt.

Heiner Schote, stellvertretender Geschäftsführer der Handelskammer Hamburg, verwies auf ähnliche Problemfälle in anderen Städten. „Das ist ja keine Entwicklung, die es nur in Bensberg gibt.“ Für solche Zentren gibt es inzwischen schon englische Namen wie „Zombie Malls“ oder „Dead Malls“. In der Vereinigten Staaten steht gleich eine Reihe von riesigen Einkaufszentren leer.

Verlassene Hertie-Kaufhäuser

In Deutschland machten die verlassenen Hertie-Kaufhäuser Schlagzeilen. Mehrere Kommunen ergriffen die Initiative und kauften diese Immobilien, um ihre Innenstädte nach ihren eigenen Plänen zu entwickeln. Nicht überall ist das gelungen, manche ehemaligen Kaufhäuser sind auch nach dem Kauf immer noch ungenutzt. Schote erinnerte daran, dass leerstehende Immobilien die Entwicklung ganzer Stadtteile lahmlegen könnten: „Da muss die Politik gegensteuern.“ Allerdings seien die Einflussmöglichkeiten begrenzt. „Gegen einen Eigentümer, der seine Immobilie verfallen lässt, gibt es kaum eine gesetzliche Handhabe.“ Wenn eine Gefahr von dem Gebäude ausgeht – zum Beispiel herunterfallende Steine –, wird der Eigentümer zur Sicherung des Gebäudes aufgefordert. „Dann wird ein Zaun ums Gebäude gezogen, und das war es dann“, sagt Thomas Zacharias, Geschäftsführer der Troisdorfer Wirtschaftsförderung. Für ihn sind Grundstückseigentümer, die kein Geld brauchen, „die Schlimmsten“. Stagnation werde da gar nicht negativ bewertet.

Was tun in Bensberg? Darüber sprachen (v. l.) Verena Isenburg, Martin Westermann, Thomas Zacharias, Kersten Peter und Heiner Schote.

Was tun in Bensberg? Darüber sprachen (v. l.) Verena Isenburg, Martin Westermann, Thomas Zacharias, Kersten Peter und Heiner Schote.

Die Kommune sei verpflichtet zu kaufen

Kersten Peter von der Unibail Rodamco Germany GmbH, einem auf Einkaufszentren spezialisiertem Unternehmen, kennt das Instrument einer Sanierungsatzung: „Aber die ist nicht für eine leerstehende Immobilie gemacht.“ Die Satzung sei ein stumpfes Schwert. Auch für Peter gibt es im Grunde nur eine Möglichkeit: „Wenn ein Eigentümer kein Interesse an der Entwicklung seiner Immobilie hat und der öffentliche Raum leidet, dann muss die Kommune das Gebäude kaufen.“

Martin Westermann, Wirtschaftsförderer der Stadt Bergisch Gladbach, wollte diese Zielrichtung nicht kommentieren, sagte aber: „Fakt ist, dass alle bisherigen Bemühungen gescheitert sind und Bensberg leidet.“

Alle in der Runde waren sich einig, dass die Perspektive für Bensberg grundsätzlich eine gute sei. Die Region sei kaufstark, und es gebe weiter Zuzug. Da sehe es in anderen Teilen Deutschlands anders aus. Aber der Handlungsbedarf sei offensichtlich.

Die Option, das Gebäude zu kaufen, wurde im politischen Raum nie ernsthaft diskutiert. Wohl vor allem deshalb, weil im Bergisch Gladbacher Haushalt für solche Immobilienkäufe kein Handlungsspielraum besteht. Die Stadt ist pleite und schiebt rund 350 Millionen Euro Schulden vor sich her. Da passt ein Immobilienankauf nicht ins Bild. Zumal nicht klar ist, was die Stadt mit dieser Immobilie anfangen will.

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