Luis Rüsing22-jähriger Gladbacher wird Zweiter bei renommiertem Foto-Wettbewerb

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Luis Rüsing aus Bergisch Gladbach hat mit 22 Jahren  den zweiten Platz bei einem renommierten Fotowettbewerb belegt

Bergisch Gladbach – Wenn Luis Rüsing auf seinen Preis schaut, dann blickt er auf ein Stück Fotografiegeschichte. Auf eine Fotoplatte, auf der man früher Fotografien mit der Faltkamera herstellte, steht, was ihm gelungen ist: den zweiten Preis der Federation of European Photographers (FEP) beim Wettbewerb Fotograf des Jahres in der Kategorie Junger Fotografen zu erringen. Mitte März wurden die Auszeichnungen in Portugal verliehen.

Rüsing flog als einer von zehn nominierten Nachwuchsfotografen dorthin. „Ich war schon völlig überrascht, als ich im Februar auf der Nominiertenliste meinen Namen entdeckte. Ich hatte die Bewerbung mit drei Bildern, die ich im Herbst abgeschickt hatte, schon fast vergessen“, sagt der 22-Jährige. 7000 Einsendungen aus aller Welt gab es, verteilt auf elf Kategorien wie Porträtfotos, Architektur- oder Landschaftsaufnahmen.

Als er in Portugal auf die Bühne gerufen wurde und den zweiten Preis überreicht bekam, war er „völlig baff“. Mit ihm freute sich seine Freundin Laura Wallkötter, die gemeinsam mit ihm den Meisterkurs für Fotografen in Dortmund besucht. Rüsing wird, wenn er am 16. Juni seine Gesellenprüfung abgelegt hat, bereits einen Tag später auch seine Arbeitsprobe für den Fotografen-Meister abgeben.

Meisterkurs

„Ich habe eine Ausnahmegenehmigung von der Handwerkskammer erhalten, damit ich ohne Gesellenbrief in der Hand schon die Zulassung zur Meisterprüfung bekam“, berichtet er. Bei der Handwerkskammer hatte sein Dozent Andy Hens dafür gesorgt, dass dem Talent aus Schildgen der Weg zum nahezu gleichzeitigen Ablegen von Gesellen- und Meisterprüfung geebnet wurde. „Sonst hätte ich ein Jahr verloren“, fügt Rüsing an. So konnte er im September 2015 mit dem Meisterkurs beginnen, den er zusätzlich zur Gesellenausbildung in Dortmund belegte. Dabei arbeitet Rüsing, der noch in seinem Elternhaus in Schildgen lebt, Vollzeit in seinem Ausbildungsbetrieb, den AS-Fotostudios in Köln-Weiden. „Ich habe schon als Kind gerne fotografiert, dann geriet das Hobby durch die Schule in Vergessenheit. Erst als ein Freund sich eine Spiegelreflexkamera kaufte, entdeckte ich die Fotografie wieder“, berichtet er. Kurz vor dem Abitur auf der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) legte er sich ebenfalls eine Spiegelreflexkamera zu, leitete dort die Foto-AG und machte die Bilder des eigenen Abi-Jahrgangs. Und entdeckte seine Leidenschaft für Architekturfotografie. „Ich bin ein visueller Mensch“, sagt Rüsing. Strukturen wie die der tanzenden Türme an der Hamburger Reeperbahn oder das Oval Office am Kölner Rheinauhafen haben es ihm angetan.

Die Kurve macht den Reiz aus: Ein BMX-Fahrer beim Training.

Die Kurve macht den Reiz aus: Ein BMX-Fahrer beim Training.

Sein bisheriger fotografischer Höhepunkt war „der Luxus, einmal zwei Stunden allein in der Kölner Philharmonie verbringen zu dürfen, um dort zu fotografieren“, sagt er sichtlich stolz und zeigt beeindruckende Bilder. Die zeigen etwa die Decke der Philharmonie von unten, aus der Sicht einer imaginären Maus unter dem Dirigentenpult in Szene gesetzt.

Sein großer Traum ist es, Städte wie Dubai oder New York oder die Landschaft Islands fotografieren zu können. „Man muss einfach mal die Perspektive wechseln und sich aus seinem beschränkten alltäglichen Blickfeld nach oben orientieren. Dabei entdeckt man interessante Dinge“, findet er.

Milchstraße über dem Ferienhaus

Etwa die Milchstraße über dem Ferienhaus in Holland. „Als ich meinen Kumpel, mit dem ich dort war, mein Getränk in die Hand drückte, um Stativ und Kamera zu holen, war der völlig entgeistert und fragte, was ich dort denn erblickt habe, er sehe rein gar nicht“, erinnert sich Rüsing. Als der Freund nach den ersten Bildern aus Kameradisplay schaute und dort tatsächlich das Funkeln der Milchstraße wahrnehmen konnte, was ihm vorher verborgen geblieben war, war das Erstaunen umso größer.

Wenn Rüsing seine Ausbildung abgeschlossen hat, kann er sich vorstellen, für eine Werbeagentur zu arbeiten oder sich selbstständig zu machen. Angesichts von rund 300 Euro Ausbildungsvergütung im dritten Lehrjahr kann es finanziell nur besser werden. Aber Geld hat für Rüsing bei der Entscheidung für die Ausbildung keine Rolle gespielt.

„Man muss es lieben oder lassen“, betont Rüsing. „Ich kann sagen, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und möchte das auch die nächsten Jahrzehnte tun, besser geht es nicht.“

www.luis-photography.de

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