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MehrgenerationenhausNeuer Anlauf in Bergisch Gladbach

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Vom Plan des Projektes  angetan (v.l.):Michael Berzbach  (Elterninitiative), Birgit Makowski, Doro Corts (Verein).

Bergisch Gladbach – Vor drei Jahren sorgte der Begriff „Mehrgenerationenhaus“ für Aufmerksamkeit. Zwischenzeitig ist es aber wieder ruhiger geworden – zumindest an der Strunde. Gemeint sind mit dem Begriff keine Familienzentren, sondern Wohnprojekte, die gegen den Trend der Kleinfamilie und Single-Haushalte eine neue Wohngemeinsamkeit setzen wollen: Eine Großfamilie aus Wahlverwandten, realisiert in einem Gebäude mit zahlreichen Wohnungen und Appartements für Parteien unterschiedlichen Alters, sozialer Herkunft und Einkommen. „Bunt soll es sein“, sagt Doro Corts, Vorsitzende des Vereins „mitein-anders“, der sich als Motor zur Realisierung eines solchen Vorhabens in Gladbach konstituiert hat.

Dass es nach ersten Info-Veranstaltungen mit großem Echo ruhiger geworden ist, heißt nicht, dass die Idee sich als untauglich erwiesen hätte. Es ist allerdings nicht so einfach, so viele Leute zusammen zu bringen und ein geeignetes Grundstück zu finden. Das weiß Doro Corts, Architektin bei der Stadt Bergisch Gladbach, genau. Doch jetzt kann die Vorsitzende des Vereins einen Erfolg verkünden: Es gibt ein Grundstück, einen Plan und ein Verkaufsangebot der Stadt für dieses Gelände, das allerdings noch von der Politik abgesegnet werden muss. „Sobald das geschehen ist, werden wir mit der Stadt einen Optionsvertrag schließen über zwei Jahre, in denen wir das Grundstück kaufen können.“

Warum nicht sofort kaufen? Zuerst müsse Klarheit über die Konstruktion gefunden werden, die als Käufer und Bauherr auftreten soll. Der Verein mit 80 Mitgliedern wird es nicht sein, weil keineswegs alle 80 Mitglieder dort einziehen können, wollen und sollen. Es sind noch weitere Wohnprojekte für die Zukunft geplant, etwa am Südrand des künftigen Buchmühlenparks in der Stadtmitte, das erste Projekt des Vereins, derzeit wegen der Baustelle zurückgestellt.

Als Betreiber des Wohnprojektes kommt eine Genossenschaft in Frage oder eine gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft wie die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft, die die Einheiten baut und dann an die Bewohner vermietet. Corts: „Wegen dieser Abstimmungsproblematik sind solche Projekte am freien Wohnungsmarkt hoffnungslos unterlegen. Bevor wir ein Grundstück kaufen können, ist es weg.“ Deswegen hatte man von vorneherein auf die Hilfe der Stadt gebaut, mit der man gut vernetzt ist.

Grundstücke freischlagen

Mit zwei Bürgeranträgen versuchte man, Grundstücke für eine Bebauung freizuschlagen. Am Ende klappte es nun, nachdem man sich mit einem Behindertenwohnprojekt zusammengefunden hatte. Zwölf Elternpaare von Kindern der Friedrich-Fröbel-Schule in Moitzfeld suchten ssnach einer Möglichkeit, geförderte Wohnungen für ihre nunmehr erwachsenen Kinder zu errichten. Wohnheimplätze sind knapp. Die Stadt bietet unterdessen ein 4500 Quadratmeter großes Grundstück in Refrath-Kippekausen am Burggraben an, ehemals Friedhofserweiterungsgelände.

Der Arbeitskreis Baukultur, ein Zusammenschluss Gladbacher Architekten, dem Corts auch angehört, hatte das Areal zuvor auf seine Realisierungschancen überprüft, das Architekturbüro Franken und Kreft legte inzwischen einen Entwurf vor: ein zweigeschossiger, partiell dreigeschossiger Bau mit zwei versetzten Flügeln und Eingängen für acht Behindertenappartements und 25 Wohnungen im Rahmen des Mehrgenerationenprojekts. „Der Investitionsumfang sind etwa fünf Millionen Euro“, schätzt Corts.

Zu den Kriterien des Vereins gehört zudem ein Altersmix: je ein Drittel soll aus Senioren älter als 60 Jahren bestehen, Menschen zwischen 40 und 60 Jahren sowie aus jungen Familien oder Alleinerziehenden jünger als 40 Jahre mit Kindern. Während das Seniorensegment bereits ausgelastet ist und bei Bewohnern im mittleren Altern nur noch wenige Plätze frei sind, ist für jüngere Menschen noch Platz.

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