Ehemaliger Gladbacher BürgermeisterBosbach-Mentor Franz Heinrich Krey gestorben

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Franz Heinrich Krey

Bergisch Gladbach – Trauer um den langjährigen rheinisch-bergischen Bundestagsabgeordneten, Bergisch Gladbacher Bürgermeister, „Brauchtumsvater“ und Ehrenbürger der Kreisstadt: Nach kurzer schwerer Krankheit ist Franz Heinrich Krey am Mittwoch im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Bergisch Gladbach-Sand gestorben. Nicht nur in seiner Partei, der CDU, war der gelernte Journalist bis zuletzt eine geachtete Instanz – auch in der Stadtentwicklung und nicht zuletzt im Gladbacher Karneval, den Krey über Jahrzehnte mitgeprägt hat, hatten sein Wort und seine Einschätzung Gewicht. Am 18. Februar 1930 in Bergisch Gladbach geboren, wuchs Krey in einem katholischen Elternhaus auf, erlebte als Kind den Beginn des Zweiten Weltkriegs und wurde in den letzten Monaten noch als Fronthelfer an die Westfront eingezogen. Erlebnisse, die ihn zeitlebens prägen sollten: im Einsatz für die Demokratie und eine neue politische Kultur in Deutschland.

Das Kriegsende empfand er als Befreiung; dass er wieder zur Schule gehen durfte, als ein Glück. Mit 21 Jahren absolvierte er 1951 das Abitur und begann eine Ausbildung bei der Kölnischen Rundschau. Schon als Gymnasiast hatte er sich als aufgeweckter Reporter mit dem Kürzel „y“ einen Namen in der Region gemacht, war bald als rasender Reporter mit dem Motorroller unterwegs. 1958 übernahm er die Leitung der Redaktion Köln-Land. Daheim in Gladbach wurde er im selben Jahr zum Präsidenten der Großen Gladbacher Karnevalsgesellschaft gewählt. Ein Amt, das er 33 Jahre mit ebenso großem Gespür für Tradition wie mit Mut für Veränderungen ausfüllen sollte.

Startschuss in die Politik

Neben der beruflichen Liebe zum Schreiben – schon als Schüler hatte Krey ein romantisches Theaterstück verfasst – entwickelte der heimatverbundene Bergisch Gladbacher im Netzwerk von Freunden und Förderern eine Neigung zur Politik, die ihn schließlich komplett in Anspruch nehmen sollte. Bereits 1949 war er der Jungen Union beigetreten, wurde bald in deren Kreis- und dann in den Landesvorstand gewählt, bevor er zum Landesgeschäftsführer des Verbandes avancierte. In seiner Heimatstadt wählten ihn die Bürger 1965 als CDU-Politiker in den Stadtrat, 1975 wechselte der Lokalpolitiker in den Kreistag und wurde ein Jahr später erstmals als rheinisch-bergischer Direktkandidat in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1994 angehörte. Parallel zur Arbeit im Bonner Parlament war Krey von 1984 bis 1989 ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach.

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Der vorpolitische Raum blieb für den überzeugten Rheinländer stets die Basis seiner Arbeit – und seines Erfolges. Im Karneval lernte Krey als Bauer des Gladbacher Dreigestirns von 1955 nicht nur seine spätere Frau Inge kennen, sondern entdeckte Jahre später auch das Talent, das ihn sowohl als Präsident der Großen Gladbacher wie auch im Bundestag beerben sollte: Wolfgang Bosbach. Dieser knüpfte bereits als Kreys Mitarbeiter Kontakte in die Bundespolitik und verstand es rasch wie sein Mentor, den Nerv der Menschen zu treffen, ihre Sprache zu sprechen und Rückgrat zu zeigen.

Krey sprach das an, war es zu verändern galt

Für Franz Heinrich Krey bedeutete das stets auch, sich eine eigene Meinung zu leisten – und dabei auch das beim Namen zu nennen, was ihm in seiner Stadt nicht gefiel. Ob als Vorsitzender des Heimatvereins, als Chef der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums oder als langjähriger Vorsitzender von Haus und Grund – Krey sprach das an, war es zu verändern galt. Und das nicht nur mit kritischen Worten, sondern auch mit Taten. Bei der Gründung des Vereins „Bürger für uns Pänz“, der seit mehr als 25 Jahren bedürftigen Kindern in der Kreisstadt unbürokratisch hilft, war Krey ebenso die treibende Kraft wie bei Initiativen zum Erhalt historischer Zeugen der Stadtgeschichte – sofern sie nicht, wie der Waatsack, seiner Meinung nach der Stadtentwicklung im Wege standen. Noch beim Empfang zu seinem 80. Geburtstag schrieb er insbesondere den zahlreichen Politikern unter den Gästen ins Stammbuch, das „Fähnchen nicht immer nur in den Wind zu halten, sondern wichtige Entscheidungen auch mal gegen die öffentliche Meinung zu treffen“.

Bis zuletzt nahm er alle Kraft zusammen, um das Leben in „seiner“ Stadt, die ihn 1999 zum Ehrenbürger ernannte, zu verfolgen. Ob politischer Zwist bei einer Kandidatenaufstellung, oder Debatte um die Stadtentwicklung – Krey nahm Anteil an der Debatte. Obwohl er gesundheitlich bereits angeschlagen war, verpasste er auch in diesem Jahr nicht die Proklamation des Gladbacher Dreigestirns und verfolgte – natürlich – mit seiner Frau den Sonntagszug. Wer ihn bei solchen Gelegenheiten erlebte, seine Freude und Verbundenheit mit dem Leben und den Menschen in Gladbach spürte, der verstand ohne Worte, was Franz Heinrich Krey damit meinte, als er noch vor kurzem sagte: „Mein Leben war von Glück begleitet.“

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