Nach Unwetter im KreisRhein-Berg räumt auf

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Rhein-Berg – Der Tag nach dem Starkregen ist der Tag des Aufräumens. Hunderte Keller in Rhein-Berg waren vollgelaufen. Die Bergisch Gladbacher Innenstadt glich in weiten Teilen einem Containerpark. Der nasse Müll wurde darin entsorgt. Das war mit Emotionen verbunden. Am Vollmühlenweg waren fast alle Keller vollgelaufen. Bei den Aufräumarbeiten herrschte aber keine niedergeschlagene oder aggressive Stimmung. „Mein Mann ist im Januar gestorben, das war schlimm“, sagt Anneliese Lahmann. Am Vollmühlenweg haben die Menschen mit dem Hochwasser der Strunde ihren Frieden gemacht. Schlimm sei das Hochwasser 1969 gewesen, erinnern sie sich.

Eine ganz andere Stimmung herrscht in der Innenstadt, an der Buchmühle. Dort versagte der teure Hochwasserschutz, und die Menschen sind sauer. „Das sind doch offensichtliche Planungsfehler“, heißt es immer wieder. Überflutungen gab es aber auch in Refrath. Dort machte der Frankenforster Bach Probleme. Die Stadt hat für Dienstag eine Pressekonferenz angekündigt, bei der die Ursachen der Überschwemmungen erklärt werden sollen. Am Montag wird der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb eine Sperrmüll-Sonderabfuhr in den von den Überschwemmungen betroffenen Straßen durchführen. Nicht nur an der Strunde in Bergisch Gladbach gibt es Hochwassergeschädigte. 42 Einsätze von Feuerwehr und Polizei löste der schwere Gewitterregen in Rösrath aus. Überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller wurden aus verschiedenen Stadtteilen gemeldet.

Besonders betroffen war die Ortsmitte Hoffnungsthal: Die Bahnhofstraße war von Schlamm bedeckt, der vom höher gelegenen Lüghausen angeschwemmt wurde, durch die Rotdornallee floss ein Sturzbach mit Wasser aus den Hoffnungsthaler Bergen. Vielerorts konnten die Kanäle die Wassermassen nicht aufnehmen. Angesichts der fortschreitenden Flächenversiegelung seien sie häufig zu klein dimensioniert, stellte Heinz-Gerd Juchems von der Stadtverwaltung fest. Das gehe auf inzwischen erkannte Planungsfehler früherer Jahrzehnte zurück. Auch in Overath prasselten am Donnerstag 51 Liter Regenwasser pro Quadratmeter pro Stunde vom Himmel. Die Hauptstraße im Stadtzentrum glich einem Fluss. Aber auch in den beiden Stadtteilen Vilkerath und Immekeppel richtete die Unwetterfront große Schäden an.

Die drei sonst harmlosen Bäche Katzbach, Kaltenbach und Haus Thaler Bach waren – wie schon vor einem Jahr – über die Ufer getreten. Die Ursache auch hier: Die Rechen vor den Kanalrohren waren mit Unrat verstopft. „Es lag nicht daran, dass die Kanalrohre zu klein waren“, stellt Bürgermeister Andreas Heider klar. Zusammen mit dem Aggerverband und der Unteren Wasserbehörde des Kreises will Heider nach Lösungen suchen. Geprüft werden müsse, ob etwa ein Regenrückhaltebecken Abhilfe bringen würde, schlägt Heider vor. Odenthal kam glimpflich davon. Es gab zwei neuralgische Punkte: das Scherfbachtal – der Forellenhof und benachbarte Häuser waren betroffen – und Eikamp. In Bergisch Gladbach verloren manche Familien ihre Bleibe. Im Gebiet der oberen Strunde wurden mehrere Seniorenwohnungen überflutet. Dutzende weitere Familien werden auch in den nächsten Tagen noch ohne Strom auskommen müssen. Verletzt wurde aber niemand bei diesem Hochwasser. Eine gute Nachricht.

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