Neue ZuweisungenBergisch Gladbach hält Flüchtlingsunterkünfte in Reserve

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Befindet sich im Aufbau: die zweigeschossige Containeranlage in Lückerath an der Bensberger Straße. Im April sollen hier die ersten Asylbewerber einziehen. 250 Menschen werden hier leben.

Befindet sich im Aufbau: die zweigeschossige Containeranlage in Lückerath an der Bensberger Straße. Im April sollen hier die ersten Asylbewerber einziehen. 250 Menschen werden hier leben.

Bergisch Gladbach – Immer weniger Flüchtlinge kommen in der Stadt an, und das wirkt sich aus.

Einige der städtischen Einrichtungen sind nur noch zu einem Drittel belegt. Aber wird sich wieder ändern: Bis zum Jahresende werden 300 Neuankömmlinge erwartet. Die Stadtverwaltung informierte am Donnerstag über die aktuelle Lage.

Obwohl einige Einrichtungen im Moment nicht mehr voll belegt sind, denkt die Stadtverwaltung trotzdem nicht darüber nach, Standorte aufzugeben. „Niemand kann vorhersagen, ob und wenn ja, in welche Richtung sich die Zahlen weiterentwickeln“, sagt Bernd Martmann, als Co-Dezernent für die städtischen Immobilien zuständig. Deshalb sollen die derzeit nicht ausgelasteten Einrichtungen als Reserve vorgehalten werden. „Es wäre teuer und unsinnig, sie überstürzt zu schließen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder teuer anmieten und aufbauen zu müssen“, erklärt Martmann.

In den Leichtbauzelten auf dem Ascheplatz in Katterbach sind zum Beispiel zurzeit nur noch 54 Geflüchtete einquartiert – ein Zelt ist deshalb momentan komplett geschlossen.

Insgesamt bietet die Unterkunft Platz für insgesamt 380 Menschen.

Bezirksregierung Arnsberg kündigt neue Zuweisungen an

Die von der Bezirksregierung in Arnsberg angekündigten neuen Zuweisungen – 50 Flüchtlinge pro Monat, bis zum Jahresende werden es 300 sein – sollen zum großen Teil in Katterbach untergebracht werden. „So erklärt es sich auch, dass an eine Aufgabe dieser Unterkunft derzeit nicht gedacht werden kann“, sagt Martmann.

Im Bau befindet sich noch das Containerdorf in Lückerath für 250 Menschen. Drei zweigeschossige Container werden gerade auf dem 12 300 Quadratmeter großen Gelände an der Bensberger Straße neben dem Wohnpark Lerbacher Wald aufgebaut. Ursprünglich sollte die Einrichtung bereits im Herbst 2016 bezugsbereit sein.

„Der Bauzeitenplan sieht jetzt vor, dass im April die ersten Bewohner einziehen werden“, kündigt Martmann an. Gedacht wird dabei an die Bewohner aus der Unterkunft in Katterbach, so dass dort wieder Platz für Neuankömmlinge entsteht.

Bürgerinitiative sorgt sich um Integration

Wie berichtet, sorgt sich in Lückerath eine Bürgerinitiative um die Integration der Asylbewerber und warnt vor einer Ghettoisierung. Die Bedenken lauten, es fehle an der nötigen Infrastruktur, zum Beispiel an Kitaplätzen.

Allerdings gibt es Überlegungen, die Unterkünfte Haus Pohle in Schildgen und Schlangenhöfchen in Frankenforst mittelfristig aus dem Betrieb zu nehmen, „sobald klar ist, dass wir sie nicht mehr brauchen“, sagt Beate Schlich, Fachbereichsleiterin für Soziales.

Der Betrieb dieser relativ kleinen Einheiten sei verhältnismäßig teuer: Die vier Klassencontainer in Frankenforst mit 70 Plätzen kosten 500 000 Euro im Jahr, das Containerdorf in Paffrath mit 150 Bewohnern schlägt mit 800 000 Euro zu Buche.

Die Verwaltung denkt darüber nach, Haus Pohle abzubrechen, um auf dem Grundstücke ein Feuerwehrhaus für die Löschgruppe Schildgen zu bauen, „aber nur unter dem Vorbehalt, dass das Gebäude tatsächlich nicht mehr als Unterkunft benötigt wird“, betont Schlich.

Zur Zeit ist die Löschgruppe in einer gemieteten Immobilie untergebracht.

Bei der Aufstellung des Haushalts ist die Verwaltung von einer Durchschnittszahl von 2200 Menschen in 2016 ausgegangen. Tatsächlich sind die Flüchtlingszahlen aber auf 1364 Anfang November zurückgegangen.

Nach aktuellen Berechnungen belasten die Ausgaben für Unterkunft und Versorgung der Geflüchteten den städtischen Haushalt im laufenden Haushaltsjahr 2016 mit etwa sieben Millionen Euro.

In den Vordergrund rückt jetzt das Thema Integration. „Ich bin mir sicher, dass das Integrationszentrum kommt“ , sagt Bürgermeister Lutz Urach. Es ist noch nicht geklärt, wie die jährlichen Kosten von 200 000 Euro finanziert werden sollen. Nur der Standort steht fest: im Ladenlokal des Neubaus an der Bensberger Straße, das die Stadt gemietet hat.

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Rund 1360 Flüchtlinge leben in Bergisch Gladbach

Im Herbst 2015 erreichte die Zahl der in Bergisch Gladbach ankommenden Flüchtlinge ihren Höhepunkt: Mehr als 150 Asylsuchende pro Monat wurden der Stadt zugewiesen. Am Ende des Jahres zählte man mehr als 1500 Neuzugänge.

Im vergangenen Monat sind dagegen nur noch 40 Menschen neu zugewiesen worden, also weniger als ein Drittel der Anzahl, die vor einem Jahr in den städtischen Unterkünften untergebracht werden musste.

Aktuell leben 1364 Flüchtlinge in den Unterkünften im Stadtgebiet. Bergisch Gladbach erfüllt damit aktuell eine Aufnahmequote von 71 Prozent. In Absprache mit der Bezirksregierung Arnsberg sollen bis Mitte Dezember weitere 300 Menschen zugewiesen werden. (ub)

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