PorträtJournalistin Laura Geyer geht als Korrespondentin nach Brasilien

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Alles was Laura Geyer mitnimmt, muss in einen Koffer passen.

Bergisch Gladbach – Brasilien, das Land der Superlative: 24-mal so groß wie Deutschland, eine einzigartige Vielfalt von Kultur, ein Land der Kontraste, in dem Menschen unterschiedlichster Herkunft leben. Die Gladbacherin Laura Geyer erzählt, mit welchen Erwartungen und Hoffnungen sie nach Rio de Janeiro, Brasiliens zweitgrößte Stadt, auswandert.

Alles, was sie mitnimmt, muss in einen Koffer passen: Essenziell sind technische Geräte wie Fotoapparate, Laptop, Handy. Darauf kann die Journalistin nicht verzichten. „Vielleicht passen auch noch ein paar meiner Lieblingsstifte ins Gepäck“, hofft die 31-Jährige. Trotz der Vorfreude ist es nicht einfach, der Heimat den Rücken zu kehren: „Meine Mutter, meine Freunde, sie alle werden mir sehr fehlen.“  Aber dann fügt sie schnell hinzu – nach dem Motto, jetzt bloß nicht sentimental werden: „Wenn ich das jetzt nicht mache, wird da nie was draus.“ Ihre  Entscheidung ist getroffen. Am  Donnerstag ging der Flieger. In Brasilien lockt ein neues Leben.

Das erste Mal ist Laura Geyer vor mehr als zehn Jahren in das südamerikanische Land gereist – der Liebe wegen. Sie besuchte damals in den Semesterferien  ihren Freund. Nach dem Abitur am Gymnasium in Odenthal hatte sie ihn bei Work & Travel, einer Reiseform, bei der man seine Kosten durch Gelegenheitsjobs verdient, kennengelernt. Heute ist sie zwar schon lange nicht mehr mit ihrer ersten großen Liebe zusammen. Die Begeisterung für das Land ist aber geblieben.   An ihrer Uni in Tübingen – Laura Geyer hat dort Kultur- und Literaturwissenschaften studiert – lernte sie die Brasilianerin Ligia kennen, heute ihre beste Freundin. Bei ihrer Familie in Rio de Janeiro verbrachte sie ein Auslandssemester: „Ich kannte damals nur wenige portugiesische Wörter.“  Die Familienmitglieder brachten der Studentin  die Sprache bei: „Obwohl wir uns erst kaum verständigen konnten, hat das geklappt.“ Mittlerweile sei Portugiesisch für sie  wie Deutsch. Und das muss es auch sein, wenn sie demnächst als Korrespondentin für mehrere Tageszeitungen über die Olympischen Spiele oder die Staatskrise berichten will.

„Bossa Nova und Samba"

Es sind das Meer, die Copacabana und vor allem die Musik, die Laura Geyer dazu gebracht haben, ihre Zelte am anderen Ende der Welt aufzuschlagen. „Bossa Nova und Samba“, schwärmt sie von den brasilianischen Rhythmen. Dass die Leute singen, manchmal sogar mitten auf der Straße, sei ganz normal. „Die Musik ist sozusagen in den Alltag integriert, das finde ich toll.“  Rio de Janeiro sei eine unfassbar schöne Stadt, trotz der Gegensätze. Um die Favelas habe sie bisher einen Bogen gemacht, weil ihr unwohl gewesen sei, dort wie im Zoo herumzulaufen. Als Journalistin sei das etwas anderes. Einmal im Jahr hat sie vor, zu Besuch nach Bergisch Gladbach zu kommen, wo ihre Mutter wohnt. Dann wird ihr auffallen, wie sauber alles ist und wie diszipliniert alle sind. Niemand läuft bei Rot über die Ampel, Autos halten am Zebrastreifen an. „In Rio dagegen kommt der Bus, meist, wann er will“, erzählt Laura Geyer, „es gibt manchmal noch nicht einmal eine Haltestelle.“ Es sei eben alles nicht so geregelt. Das habe aber den Vorteil, dass man mehr mit den Menschen ins Gespräch komme. Trotz der vielen Probleme im Land bereut sie ihren Entschluss nicht: „Die Menschen sind herzlich, die Musik ist toll, und am besten finde ich den Winter.“ Sechs Monate ohne Regen, 20 bis 25 Grad, der Himmel blau. Das sind wirklich gute Aussichten.

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