Prozess um Leichenfund in Lindlar„Ich war der Wachhund des Angeklagten“

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Bergisch Gladbach/Köln – „Ich war der Wachhund des Angeklagten. Durch meinen Drogenkonsum hatte er mich in der Hand“, sagte der 50-jährige Bergisch Gladbacher am Donnerstag vor dem Kölner Landgericht aus. Der Ex-Fremdenlegionär ist einer der Hauptbelastungszeugen im Verfahren gegen einen 48 Jahre alten Dormagener. Mord aus Heimtücke wirft der Kölner Staatsanwalt Jörg Schindler dem 48-Jährigen vor (wir berichteten).

Zusammen mit dem Angeklagten will der Zeuge am 10. Januar 2016 die Leiche eines 30-jährigen Kölners in einem Waldstück bei Lindlar versteckt haben. „Auf dem Weg nach Lindlar hat mir der Angeklagte erzählt, dass er Dennis S. umgebracht hat.“ Zusammen mit dem Angeklagten habe er die Leiche auf einen Hänger geladen, sie in das Waldstück gebracht und dort versteckt.

Rechtsanwältin verständigt

Ohne jegliche Regung berichtet er von den Stichwunden des Opfers und der fürchterlichen Verletzung am Hals. „Als ich die Wunden sah, habe ich mich noch gewundert. Die Stichwunden in der Brust und die durchtrennte Kehle waren weder effizient noch sinnvoll, um einen Menschen umzubringen.“ Er will dann den Angeklagten nach den Gründen für das Tötungsdelikt gefragt haben. Das Opfer soll den Angeklagten erpresst haben. 500 Euro pro Tag soll der Dormagener an das spätere Opfer gezahlt haben.

Rund einen Monat später bekam der Mann nach eigener Aussage kalte Füße. Er bat seine Rechtsanwältin, die Polizei zu informieren. Er habe Kenntnis von einem Mordfall und wisse, dass das Opfer in einem Waldstück in Lindlar versteckt worden sei. Die Juristin informierte die Kölner Staatsanwaltschaft, bot einen Deal an. Ihr Mandant sei bereit, auszusagen wenn eine geringfügige Haftstrafe wegen Schwarzfahrens ausgesetzt würde. Doch die Staatsanwaltschaft lehnte ab.

„Ich sollte dafür eine Handfeuerwaffe besorgen“

Kurze Zeit später soll der Angeklagte dem Bergisch Gladbacher 1000 Euro in die Hand gedrückt haben. „Ich sollte dafür eine Handfeuerwaffe besorgen“, berichtete der Zeuge. Fast zeitgleich habe ihn der Angeklagte aufgefordert, drei Menschen zu „neutralisieren“: die Lebensgefährtin des Angeklagten und zwei Männer. Der 50-Jährige: „Die drogenabhängige Freundin sollte ich mit einer Überdosis Heroin umbringen. Es sollte nicht nach einem Mord aussehen. Sie konsumierte dem Angeklagten zu viel, war zu teuer.“ Der Mordauftrag sei eindeutig gewesen. Die beiden Männer, die ihm nicht namentlich bekannt seien, hätten den Angeklagten wohl mal „abgezogen“.

Der Zeuge versuchte, sich dem Einfluss des Angeklagten zu entziehen, und fuhr nach Düsseldorf. Dort mietete er sich in eine Pension ein, haderte mit seinem Schicksal, das die Polizei ihm nicht glaubte. Sein Blick sei auf eine Zeitung gefallen, und der Gedanke sei ihm gekommen, dass ein Journalist ihm vielleicht glauben würde.

Mit dem Polizeireporter Günther Classen fuhr er nach Lindlar, zum Ablegeort der stark verwesten Leiche – rund zwei Monate, nachdem er der Staatsanwaltschaft den ersten Tipp gegeben hatte. Der Zeuge: „Hätte der Journalist mir nicht geglaubt, wäre die Leiche nie gefunden worden.“

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