#Refugeephotos in Bergisch GladbachZum Abschied Tausende Bilder von Flüchtlingen

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Sinnbild: Eine junge syrische Frau vor dem Graffito in der Gladbacher Innenstadt, das zum 40. Jahrestag von Amnesty International entstand.

Sinnbild: Eine junge syrische Frau vor dem Graffito in der Gladbacher Innenstadt, das zum 40. Jahrestag von Amnesty International entstand.

Bergisch Gladbach – Jetzt sind sie weg, die Flüchtlinge aus der Sander Turnhalle. Dienstagmorgen um 9 Uhr wurden die 80 Frauen, Männer und Kinder nach Neuss gebracht. Doch etwas bleibt von ihnen: spannende persönliche Begegnungen, neue Freundschaften untereinander, scheue Kontakte zu den Nachbarn, erste Erfahrungen in einer neuen Welt – und 2400 Fotos. „Geschossen“ wurden sie von den Flüchtlingen selbst.

Der Mann, der diese Dokumente des fremden Blicks möglich machte, heißt Hartmut Schneider und ist ein pensionierter Lehrer aus Bergisch Gladbach. „Die Halle liegt in meiner Nachbarschaft“, erzählt Schneider. „Ich habe schon in der Schule viele Fotoprojekte gemacht. Und weil die jungen Leute ja Zeit haben, dachte ich, es könnte funktionieren.“

1800 Bilder an einem Tag

Das tat es, und zwar mit durchschlagendem Erfolg. 30 Digitalkameras hat Schneider an Land gezogen, unter anderem mit Unterstützung des Kölner Fotokunst-Sammlers Michael Horbach, etwa 20 Flüchtlinge hielten ihre Erfahrungen und Eindrücke in der Notunterkunft, ihre Ausflüge in die Stadt und sich selbst im Bild fest. Höhepunkt der Fotosession war Sonntag, als alle schon wussten: Bald müssen wir weg. Allein an diesem Tag entstanden 1800 Fotos. Sie waren der Höhepunkt der Abschiedsfeier am Montagabend.

Die vielen Bilder stellt Schneider jetzt nach und nach in eine Cloud ein: „Damit die Menschen sie sich überall anschauen können, egal, wo sie landen werden.“ Denn Wehmut ist aufgekommen beim Abschied, auf beiden Seiten, das weiß Schneider ganz genau. „Hier sind Freundschaften entstanden, Vertrautheit, die nach wenigen Wochen wieder zerrissen wird“, bedauert er. „Und das Absurde daran ist, dass die Leute jetzt nach Neuss in die Zentraleinrichtung kommen und von dort vielleicht wieder in Bergisch Gladbach landen, wenn sie einen festen Aufenthalt zugewiesen bekommen. Nur dass sie sich dann erneut an fremde Menschen gewöhnen müssen.“

Mammutprojekt geplant

Wenn noch einmal Flüchtlinge in der Sander Turnhalle untergebracht werden, will Hartmut Schneider mit seinen Kameras von Anfang an dabei sein. Das Ganze könnte ein Mammutprojekt werden. Ausstellung und Buchveröffentlichung inklusive, hofft er.

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