Ritterfest auf Gut SchiffKurzurlaub im Mittelalter – Gleichgesinnte auf Zeitreise

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Hubert Heiliger aus Alsdorf ist in Handarbeiten vertieft.

Hubert Heiliger aus Alsdorf ist in Handarbeiten vertieft.

Bergisch Gladbach – In Gummistiefeln und mit Regenschirm bewaffnet stehen die Besucher des Ritterfestes auf Gut Schiff in Herrenstrunden teils knöchelhoch im Schlamm. Einfluss auf die gute Stimmung hat das jedoch nicht. „Es könnte schlimmer sein“, sagt Gerd Melchior und drückt gelassen das Regenwasser von der Zeltplane. Seit Freitag ist er mit zwei Freunden auf Gut Schiff, um für vier Tage das moderne Leben abzulegen und in die Rolle des Ritters Gerold zu Dorpe zu schlüpfen.

Zusammensitzen am Feuer

Vor vier Jahren hat die Gruppe auf Gut Schiff mit ihrem Hobby, dem sogenannten Lagern, begonnen und mit der Zeit das mittelalterliche Leben und die bunte Gemeinschaft der Spielleute, Knappen, Ritter und Wikinger schätzen und lieben gelernt. Seitdem verbringen die Freunde jedes Jahr in etwa acht Lagern ihren „Kurzurlaub“, wie es Peter Prahl, vielmehr: Ritter Eukarius von Wolfenstein, beschreibt.

Während einer solchen Reise in die Vergangenheit verliere man völlig das Gefühl für Zeit und lebe mit dem Tag. „Das entschleunigt“, erklärt Melchior. Die drei genießen die Zeit im Zeltlager, in der sie Bekannte wiedertreffen, denen man abends beim geselligen Zusammensitzen am Feuer viel zu erzählen hat. Das Lager auf Gut Schiff zählt zwar zu den eher kleineren, hat dafür aber eine umso familiärere Atmosphäre. Samstag und Sonntag ist es dann auch für Besucher geöffnet. Die mittelalterlich eingerichteten Zelte können bestaunt werden, es gibt handgefertigte Waren zu kaufen, und es wird zum Dudelsack getanzt. Alf, der Gaukler, sorgt für gute Laune.

Die Liebe zum Mittelalter

„Man muss es lieben, um es zu leben“, sagt Lydia Bartsch, die mit ihrem Mann Wilfried Bartsch auf Gut Schiff lagert. Die Eheleute genießen die Zeit, die sie im Jahr 1345 verbringen, Wilfried Bartsch ist dann der reisende Kaufmann „Tyro vom Walde“. Gern zeigen sie den Besuchern ihre selbst gemachte Behausung und erzählen von der Zeit des Mittelalters, als es noch keinen elektrischen Strom gab. Kerzen erhellen ihr Zelt, und getrunken wird aus Keramikbechern, während man auf selbstgezimmerten Holzstühlen sitzt.

Vor zehn Jahren entdeckten die beiden ihre Liebe zum Mittelalter, auf der mittelalterlichen Hochzeit ihrer Tochter. „Es sind vor allem die Menschen hier“, erläutert Lydia Bartsch, „man lebt hier wie in einer großen Familie.“ Nach einem solchen Wochenende muss das Ehepaar, wie alle anderen Zeitreisenden, in den Alltag zurückkehren. Bleiben werden Freundschaften und der Wunsch, wiederzukommen.

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