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SanierungUnternehmer aus Bergisch Gladbach gestaltet alte Vokshochschule neu

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Mit den Original-Steinen des Schulhofes gestaltet der Unternehmer Oliver Vogt (l.) die neue Zufahrt zur alten Schule in Bergisch Gladbach-Heidkamp.

Mit den Original-Steinen des Schulhofes gestaltet der Unternehmer Oliver Vogt (l.) die neue Zufahrt zur alten Schule in Bergisch Gladbach-Heidkamp.

Bergisch Gladbach – Sorgfältig legt Oliver Vogt einen Pflasterstein an den nächsten und klopft sie fest. Sein Mitarbeiter streut dunklen Sand auf die verlegten Steine. Dann verteilt er das Material mit einem kleinen Handfeger in den Fugen, bis es eine ebene Fläche ist. „Diese Steine sind die Original-Steine des Schulhofes. Sie liegen unter der Teerschicht“, erklärt Oliver Vogt und zeigt auf den Hof vor der alten Grund- und Volksschule in Heidkamp. Der Bauunternehmer aus Bergisch Gladbach-Moitzfeld hat das Schulgebäude an der Bensberger Straße gekauft und saniert es zurzeit.

Vogt kennt etliche Details des geschichtsträchtigen Hauses aus dem Jahre 1892 durch die vielfältigen Sanierungsarbeiten. „Der Sockel der Schule war früher viel höher. Er ist mindestens einen Meter eingebaut“, führt der gelernte Schreiner und Betriebswirt zu den Asphaltschichten auf dem Schulhof aus. Im Innern der Schule möchte der Investor so viel altes Interieur erhalten und aufpolieren, wie es geht.

Das große Fenster im Treppenhaus ist bereits erneuert. Die zerstörten Glasbilder hat Vogt von der Glasfachschule Rheinbach restaurieren lassen. „Das neue Glas musste farblich überzogen, gewischt und eingebrannt werden, um den antiken Eindruck hervorzuheben“, erklärt er. Auch der Rahmen und die Fensterflügel seien fachmännisch überarbeitet. Das alte Treppenhausgeländer lässt Vogt in seiner ursprünglichen Form mit wuchtigen Pfosten und hölzernem dicken Handlauf nacharbeiten. „Dann ist alles aus einem Guss und wirkt viel besser.“

Schwäche für historische Bauten

Der Unternehmer hat eine Schwäche für alte historische Bauten. „Es ist Liebhaberei“, sagt Vogt. Die Sanierung der Heidkamper Schule führe er als Privatmann durch. „Es geht mir um die Freude daran. Und es soll etwas Gutes für Bergisch Gladbach werden“, betont er. Allerdings werde es auch kein Minusgeschäft. So stehen die gemeinnützige und soziale Nutzung des Gebäudes im Vordergrund: Die Jugendwerkstatt der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Rhein-Oberberg bleibt in ihren Räumen im Erdgeschoss. Der Deutsche Kinderschutzbund wird in die erste Etage ziehen.

Weitere Räume für Kinderschutzbund

Im Dachgeschoss bekommt der Kinderschutzbund weitere Räume mit Küche für den begleiteten Umgang von Kindern und Eltern. Auf dieser Etage ist außerdem Platz für die Jugendberatung der Awo mit einem Computerraum, für den Verein „Domino – Zentrum für trauernde Kinder“ sowie für eine Hausmeisterwohnung mit drei Zimmern. Ein weiterer großer Raum im Dachgeschoss, der bisher vom Gladbacher Arbeitskreis der Künstler (AdK) genutzt wurde, soll künftig vielfältig vermietet werden. „Mehrere Vereine können sich anteilig einmieten“, erklärt Vogt zum Konzept. Interessenten können sich bei dem Investor melden. Darüber, unmittelbar im Spitzdach, gestaltet Vogt Büros mit vier Arbeitsplätzen für eine Bürogemeinschaft.

Auf allen Etagen wird derzeit parallel gearbeitet. Sechs Arbeiter sind unter der Regie des Unternehmers am Werk. Für die künftigen Büros des Kinderschutzbundes stehen die neuen Wände schon. Von dort und vom künftigen großen Konferenzraum im ehemaligen Klassenraum blickt man auf die großen Linden im Hof. „Der neue Kleiderladen auf dieser Etage wird richtig schön werden“, verspricht Vogt.

Der Kinderschutzbund bietet bedürftigen Familien Kleidung für Kinder und Erwachsene, Schuhe, Spielzeug, Bücher und Haushaltswaren an. Der Laden wird im neuen Domizil verbunden mit den anderen Räumlichkeiten des Vereins und bekommt für die Besucher einen separaten Eingang. Vogt: „Hier wird ein Aufzug eingebaut. Damit ist der Zugang in die erste Etage auch barrierefrei.“ 500 Quadratmeter stehen dem Verein in der alten Schule zur Verfügung. Im März nächsten Jahres soll für den Umzug des Kinderschutzbundes alles fertig sein.

Hochmoderne Technik verbaut

Der Wust an Kabeln, die noch nicht in Wänden oder hinter Leisten verschwunden sind, lässt erahnen, mit wie viel Technik das Gebäude nun ausgerüstet ist. „Wir haben alles erneuert. Es gibt ein digitales Zählernetzwerk und auch die Telefonanlage ist nagelneu“, erklärt Vogt beim Rundgang durch den Keller. Dort lagern auch Lampen sowie Fensterbänke und Fußleisten aus Terracotta, die noch eingebaut werden. Aus einem der zwei Treppenhäuser schimmert etwas großes Gelbes. Eine alte Telefonzelle. Die kommt auf den Hof – natürlich nicht zum Telefonieren. Daraus will der Unternehmer einen Büchertausch-Schrank machen. Am Brunnen an der Fassade der alten Schule würde Vogt gerne eine gläserne Orangerie anbauen.

Damit möchte er Haus und Hof für die Bürger „erlebbar machen“. „Es könnte ein Raum sein, der multifunktional zu nutzen ist. Das müsste der Denkmalschutz natürlich genehmigen“, beschreibt es der Investor, der seine Idee noch weiter ausfeilen will. Und während er das tut, klopft er erstmal weiter die Steine für die neue Zufahrt fest. Denn es eilt. Am nächsten Tag soll der Bordstein zur Bensberger Straße abgesenkt werden.

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