Schäden am PflasterViele Fragen zur Fußgängerzone der Gladbacher City bleiben offen

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Riesige Fugen, wacklige Steine in Gladbachs City

Riesige Fugen, wacklige Steine in Gladbachs City

Bergisch Gladbach – Eine erste Begehung in der Gladbacher Innenstadt mit Gutachter, Rechtsanwälten, Vertreter der Stadt, der Baufirma und des Architekten hat stattgefunden.

Man ging ohne Ergebnisse und ohne einen weiteren Zeitplan auseinander. Das Pflaster wird auf unbestimmte Zeit weiter Juristen und Gutachter beschäftigen.

Wo ist überhaupt das Problem?

Das Problem ist in erster Linie, dass die Pflastersteine an vielen Stellen nicht mehr fest sitzen, sich bewegen und die Kanten abplatzen. Dazu kommen noch die beschädigten Steine an der Querung der Stationsstraße. Die Fußgängerzone ist fünf Jahre nach der offiziellen Übergabe ein Sanierungsfall.

Diese Schäden sind doch bestimmt bereits viel früher aufgefallen. Warum kommt denn erst jetzt ein Gutachter?

Sehr gute Frage. Inoffiziell heißt es bei der Stadt, man habe bereits im August 2015 die Mängel reklamiert und warte seitdem auf einen richterlich bestellten Gutachter. Es geht den Verantwortlichen im Rathaus alles viel zu langsam. Bei Baufirma und Architekt liegen die Dinge anders. Je länger nichts passiert, umso schwieriger ist es, die Ursachen klar zu benennen. Und die Stadt ist nach der Abnahme in der Beweispflicht. Sie muss die Ursachen der Mängel nachweisen.

Was ist  so schwer daran festzustellen, warum Pflastersteine wackeln?

Für diese Frage muss man ins Detail gehen. Die Stadt sieht es so: Um das Pflaster tatsächlich plan, also eben zu bekommen, seien Rüttelplatten wieder und wieder über die Stein gefahren. Mit dem Effekt, dass die etwas erhabenen Steine – in einer Toleranzzone gibt es unterschiedlich dicke Steine – tief in den Unterbau gedrückt wurden. Insgesamt wurde der Unterbau so verdichtet, dass er teilweise wasserundurchlässig wurde. Nach einem Regen steht das Wasser also in den Fugen und sucht sich seinen Weg, und an einigen Stellen wird der Unterbau weggespült. Im Resultat fängt der Stein an zu wackeln.

Hört sich doch plausibel an. Und wie lautet die andere Erklärung?

Damit die Steine fest sitzen, muss es eine feste Fuge geben. Wasser soll gar nicht durch die Fuge nach unten sickern, sondern in die Mitte, in die Regenrinne, abfließen. Die Baufirma argumentiert, dass 2005 eine voll funktionsfähige Pflasterfläche übergeben worden sei. Die Stadt hat aber – so der Vorwurf – zugesehen, wie die Fugen ausgewaschen wurden, beziehungsweise mit dem Reinigungswagen die Fuge selbst ausgekehrt. Richtig wäre gewesen, die Fuge solange aufzufüllen, bis sie sich nicht mehr setzt. Der Fehler wurde also nicht bei der Herstellung, sondern bei der Pflege gemacht.

Hört sich auch plausibel an.  Wie kann man den Beweis für eine der Theorien antreten?

Mit einem Wasserversickerung-Test könnte zum Beispiel der Nachweis gebracht werden, dass der Unterbau fehlerhaft ist.

Huch. Und dann würde das gesamte Pflaster wieder aufgenommen werden müssen?

Wohl kaum. Das stünde ja in keinem Verhältnis. Im Endeffekt geht es jetzt nur noch um die Frage, wer das Pflaster neu verfugt. Vielleicht müssten in einigen, besonders betroffenen Abschnitten die Steine aufgenommen werden. Aber nicht flächendeckend. Trotzdem geht natürlich um sehr viel Geld.

Um wie viel Geld geht es denn bei einer Sanierung genau?

Schwer zu sagen. Aber eine sechsstellige Summe für die Komplett-Sanierung ist schnell erreicht.

Kann das Pflaster eigentlich durch andere Steine ersetzt werden?

Ein Architekt hat einen Wettbewerb gewonnen und dementsprechend wurde gebaut. Die Stadt kann das Pflaster nicht nach Belieben verändern. Da gibt es einen Urheberschutz und außerdem droht die Rückzahlung der Förderung.

An einer Sanierung des bestehenden Pflasters führt also kein Weg vorbei?

So ist das. Aber es sieht nach einem langen Verfahren aus. Jetzt wird nach einem Termin gesucht, an dem die Stationsstraße für Probebohrungen gesperrt werden soll.

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