Abo

Sprengung in BensbergGeldkassette blieb im völlig zerstörten Automat unversehrt

Lesezeit 3 Minuten
Ermittler der Kreispolizei waren am Montagmorgen mehrere Stunden mit der Spurensuche beschäftigt.

Ermittler der Kreispolizei waren am Montagmorgen mehrere Stunden mit der Spurensuche beschäftigt.

Bergisch Gladbach – Kunden der Commerzbank-Filiale in Bensberg, die am Montagmorgen Bankgeschäfte erledigen wollten, mussten unverrichteter Dinge den Heimweg antreten. Der Grund: Unbekannte hatten in der Nacht zu Montag den Geldautomaten der Bank gesprengt. Sowohl der Bankomat als auch Teile des Foyers wurden zerstört.

Die massiven Metallwände sind verbogen, Kabel hängen heraus, Teile der Verkleidung sind über den gesamten Raum verteilt. Die Schutzvorrichtung des Automaten hielt aber so weit stand, dass die Geldkassette unversehrt blieb. Deutlich sind Risse in der Decke des Foyers zu sehen. Einbaulampen wurden herausgerissen und baumeln vor der Eingangstür an der Zuleitung. Derzeit geht die Polizei davon aus, dass die Unbekannten Gas in den Automaten geleitet und dieses gezündet haben.

In der Schloßstraße ist die Sprengung am Montag das beherrschende Gesprächsthema. Kopfschüttelnd bleiben Passanten vor der Bank stehen und betrachten mit Entsetzen die Schäden der Detonation. „Ich bin gegen 5 Uhr durch einen lauten Knall wach geworden. Da es in der Nacht in unseren Haus aber oftmals ziemlich laut ist, habe ich mir nichts dabei gedacht“, sagt eine Anwohnerin, die im Gebäude gegenüber der Bank wohnt. Die Seniorin steht fassungslos vor dem stark beschädigten Eingang.

Alles zum Thema Bensberg

Kurz nach dem Knall beobachtete ein Zeuge zwei Männer in der Nähe der Bankfiliale. Sie stiegen in einen dunklen Audi TT mit Kölner Kennzeichen. Mit hoher Geschwindigkeit fuhren die beiden Männer davon. Trotz der sofort eingeleiteten und überörtlichen Fahndung konnten die Täter unerkannt flüchten. Ob die Täter den wagen gestohlen haben, ist noch nicht ermittelt.

Am Montagmorgen sichern die Spurenermittler der Kreispolizei Rhein-Berg im Bankgebäude fast drei Stunden lang jede erdenkliche Spur, die Hinweise auf die Täter geben könnten. Gegen Mittag übergeben die Fahnder den Tatort schließlich an die Geschäftsleitung der Commerzbank. Es ist bereits der zweite Gasanschlag auf eine Filiale der Commerzbank in Bergisch Gladbach in diesem Jahr. Vor neun Monaten hatten Unbekannte den Geldautomaten der Commerzbank-Filiale an der Straße Siebenmorgen in Bensberg gesprengt. Damals gelang es den Tätern, eine größere Bargeldmenge zu erbeuten. Den Gebäudeschaden bezifferte die Polizei auf rund 100.000 Euro. Der aktuelle Schaden an der Filiale in der Bensberger Schloßstraße ist noch nicht ermittelt. Die Täter werden vom Zeugen als sportlich schlank beschrieben. Ein Täter soll 1,90 Meter groß sein, den zweiten beschreibt der Zeuge als 1,70 bis 1,80 Meter groß. Beide trugen dunkle Kleidung und Sturmhauben mit Sehschlitzen.

107 Sprengungen in Nordrhein-Westfalen

Der Bankomat in der Bensberger Schloßstraße ist der 107. Geldautomat, den Kriminelle in diesem Jahr in NRW in die Luft jagten. Im vergangenen Jahr waren es 67 Geldautomaten. Nachdem Geldinstitute in Belgien, den Niederlanden und Frankreich ihre Geräte aufgerüstet hatten und diese vermehrt den Sprengversuchen standhielten, wichen die Täter nach NRW und Niedersachsen aus.

„Wir gehen von einer Gruppe von rund 200 Mitgliedern aus, die in wechselnden Konstellationen die Taten begehen“, sagt Heidi Conzen, Sprecherin des Landeskriminalamtes in Düsseldorf. Bei den Tätern handele es sich vermutlich um Niederländer mit nordafrikanischem Migrationshintergrund aus den Vororten von Amsterdam und Utrecht. Sowohl in Niedersachsen als auch in NRW haben die Landesbehörden spezielle Ermittlungskommissionen gebildet. In NRW ist dies die „EK Heat“. 

KStA abonnieren