Stadion PaffrathHier dürfen nicht nur die Spitzensportler trainieren

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Bergisch Gladbach – Im Gladbacher Stadion ist immer eine Laufbahn frei. Mindestens. Oft sogar sind es alle sechs. Die Anlage an der Paffrather Straße, auch Belkaw-Arena genannt, die die Stadt vor drei Jahren für 800 000 Euro hat sanieren lassen, ist das Nonplusultra für den Freizeitläufer: Jederzeit ist eine Pforte zu den Bahnen offen, von montags bis sonntags stellt die Stadt die Laufbahnen ihre Bürgern kostenfrei zur Verfügung.

Wichtig ist dabei allerdings eins: Der fein geschorene Rasenplatz darf nicht betreten werden. Täglich sind es rund 100 Sportler, die das Angebot zu nutzen wissen. Sie laufen kurz, eine Runde, zwei oder drei, sie laufen lang, zehn Kilometer und länger. Sie laufen bei jedem Wetter, Regen, Hitze, Kälte.

Nachmittags und abends stoßen dann noch die ambitionierten Athleten hinzu, schnelle Asse vom TV Herkenrath, vom TV Refrath und von den Rhein-Berg Runners. Dann sind die anfeuernden Rufe der Trainer zu hören, von Klaus Höller, Karl Fleschen und Guido Schmitt (TV Herkenrath), von Jochen Baumhof (TV Refrath) und Lothar Pöhlitz (Rhein-Berg Runners). Sie stehen an den Bahnen, nehmen die Zeit ihrer Schützlinge, puschen sie zu neuen Bestleistungen.

Freie Bahn für Hobbyläufer

Aber keine Sorge bei all dem Wirbel: Mindestens eine Bahn für die Hobbyläufer bleibt immer frei. Und die Bahnen sind ausgesprochen schnell. Was zu den Bergisch Gladbacher Bahnlaufserien-Tagen – das sind drei Sportfestabende donnerstags im August, offen auch für „normale“ Läufer ohne Verein – regelmäßig bewiesen wird: Die besten Läufer und Läuferinnen aus ganz Nordrhein-Westfalen und auch den Beneluxländern rennen dann über die Piste. Deutsche Bestzeiten und Deutsche Rekorde sind nicht ungewöhnlich. Zuletzt rannte Konstanze Klosterhalfen aus der Jugendabteilung des TSV Bayer Leverkusen zum Rekord über 3000 Meter. Das war erst im August des vergangenen Jahres. Auch die bekannte Straßenläuferin Sabrina Mockenhaupt war hier schon am Start – aus purer Freude am Laufen.

Grundsätzlich gilt ja: Über Stock und Stein zu laufen ist auch ganz nett. Aber nach einer schnellen oder langsamen Runde im Stadion ist klar, wo man mit seiner Leistung steht. 400 Meter flach: Das ist das Maß aller Dinge. Die konditionelle Grundlage für die viele Herbstläufe wird jetzt, im Hochsommer, gelegt. Schließlich sind es nur noch neun Wochen bis zum Berlin-Marathon, zehn bis zum Marathonlauf in Köln, elf bis zum Lauf am Essener Baldeneysee, zwölf zum Löwenlauf im Westerwald, 13 zum Albmarathon im Schwäbischen, 14 zum Röntgenlauftag in Remscheid und zum Frankfurt-Marathon, 15 zum Rursee-Marathon in der Eifel.

Marathon in Dauerschleife

Okay, das hört sich jetzt alles etwas viel an. Ist aber im Vergleich zur Lauflegende Helmut Urbach wenig. Der heute 74-Jährige lief früher 100 Kilometer und Marathon am Fließband, oft innerhalb weniger Tage, fast ohne Erholungspausen.

Und was oft untergeht: Den heimischen TV Refrath verewigte er nach einem vierten Platz 1966 mit seinem Sieg 1967 in den Siegerlisten des berühmtestens 100-Kilometer-Laufs überhaupt, dem in Biel/Schweiz (im Juni 2016 ist Urbach erneut in Biel ins Ziel gekommen, 50 Jahre nach seiner ersten Teilnahme für den TV Refrath).

Womit sich der Bogen schließt, wenn heute die TVR-Asse André Rinke, Sebastian Müller, Moritz Kufferath oder Torben Kirchner über die Gladbacher Laufbahnen schießen.

Die Arena und sein Vorgänger

Seit Mitte der 80er-Jahre ist das Stadion an der Paffrather Straße in Bergisch Gladbach der Dreh- und Angelpunkt des Sports in der Kreisstadt. Zuvor galt dies für die Sportanlage auf der Steinbreche in Refrath. Dort gab es eine 333,3-Meter-Bahn, auf der seit 1967 Sportfeste und Alterswettkämpfe des TV Refrath ausgetragen wurden. 1969 startete im Stadion Steinbreche auch der „1. Internationale 25-Kilometer-Straßenlauf nur für über 40-Jährige“, eine inoffizielle Weltmeisterschaft mit 400 Läufern aus 21 Nationen.  

Im September 1972 richtete der TV Refrath die 5. Weltbestenkämpfe der über 40-jährigen Langstreckler an der Steinbreche  aus, u.a. mit Läufen über 5000 und 10000 Meter (630 Teilnehmer aus 20 Ländern).

Mentor war Willi Haman, langjährig Vorsitzender der Leichtathletikabteilung des TV Refrath. Weil aber die Refrather Bahn nicht der  Normlänge von 400 Metern entsprach, gab es später keine Wettkämpfe mehr an der Steinbreche. (cbt)

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