Strundepark in Bergisch GladbachLocher Mühle in der Zwickmühle

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Wo die Reise hingeht mit dem Strundepark auf dem Gelände der alten Locher Mühle ist noch unklar.

Wo die Reise hingeht mit dem Strundepark auf dem Gelände der alten Locher Mühle ist noch unklar.

Bergisch Gladbach – Gerlinde und Gert Müller haben Vertrauen in den Strundepark. Obwohl das Einzelhandelszentrum am östlichen Gladbacher Stadteingang unter den Monsterbaustellen der vergangenen beiden Jahre in der Innenstadt Umsatzeinbußen erlitten hat, sehen sie eine Zukunft auf dem Gelände der alten Wollspinnerei an der Locher Mühle und haben hier ein Bäckerei-Café der „Back Company“ eröffnet.

Ab 5.30 Uhr können sich Berufspendler dort schon mit einem Frühstückssnack versorgen, und der lange Tag endet erst um 20 Uhr. Das Konzept ist dreigeteilt: Neben dem Café gibt es einerseits das preiswerte Angebot der Backkette, andererseits handwerklich vor Ort ausgefertigte Backwaren und frisch zubereitete Salate. Das Ziegelmauerwerk der alten Fabrik verleiht sowohl der Fassade wie den inneren Räumlichkeiten Flair.

Das ist freilich noch nicht das Restaurant, das Fritz Roth vorschwebte. Der verstorbene Gründer der Trauer-Oase auf dem gegenüberliegenden Waldhügel hatte auch für die Strundepark eine Vision, die Einzelhandel, Tourismus, Landschaft, Geschichte und die Bedürfnisse seines Unternehmens zusammenfasste. Da spielte eine entsprechend leistungsfähige Gastronomie eine Rolle, wo sich auch größere Trauergemeinden zu einem „Reuessen“ versammeln könnten.

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Bedenkzeit gewonnen

Doch Roths Vorschläge zur Entwicklung des Standortes liefen ins Leere: Die Stadt hält eisern an ihrer Gewerbeausweisung fest und will den Einzelhandelsstandort auf keinen Fall weiter expandieren lassen. Versuche, die Entwicklung, die sich dort trotz allem im Laufe der Jahre entsponnen hat, auszubremsen, hatten allerdings nur begrenzten Erfolg. Durch die Neuaufstellung eines Bebauungsplanes und eine Veränderungssperre sollte weiteren Bauanträgen erstmal ein Riegel vorgeschoben und Bedenkzeit gewonnen werden.

Das Vorhaben scheiterte im Normenkontrollverfahren, und nun regiert an der Locher Mühle „Maßstab der Umgebungsbebauung“. Der sogenannte Baulückenparagraph 34 gibt vor, was erlaubt ist. Was nicht geht, sind zentrenschädliche Sortimente, also Warenangebote, die den Geschäften der Innenstadt Kundschaft abspenstig machen würden, und auch Verkaufsflächen mit mehr als 800 Quadratmetern sind nicht gestattet, um keine „Riesen auf der grünen Wiese“ entstehen zu lassen. Der Strundepark gilt als „nicht integrierter Standort“, der im Nahversorgungskonzept der Stadt nicht vorgesehen ist. Verkehrlich gut erschlossene Angebote mit reichlich vorhandenen Gratisparkplätzen vor den Toren der City drohen das Geschäftszentrum im Stadtkern auszutrocknen. Das soll verhindert werden. Freilich: Genau auf der gegenüberliegenden Seite der Innenstadt in Gronau wurde das mit Billigung der Stadt zugelassen.

Einzelhandel gewünscht

Was als „Campus Gronau“ neben der Fachhochschule der Wirtschaft genehmigt wurde, hat sich zu einem gut angenommenen Einzelhandelsstandort gemausert, mit einer durchaus ähnlichen Angebotspalette wie an der Locher Mühle. Auch dort, so erläutert Planungsfachbereichs-Chefin Elisabeth Sprenger die Lage, sei kein großflächiger Einzelhandel gewünscht. Die kleinflächigen Läden, die jetzt dort vorhanden sind, werden aber rechtlich nicht als Einkaufszentrum gewertet, sondern als der Versorgung des Gebietes dienend. Ein Bioladen wäre auch in einem allgemeinen Wohngebiet zulässig. In dem jetzt vorhandenen Umfang sei der Einzelhandel aus Planer-Sicht unschädlich für die Innenstadt.

An der Locher Mühle könnten sich die Stadtentwickler perspektivisch Wohnbebauung vorstellen. Freilich nur, wenn die Nutzungskonflikte mit der jetzt vorhandenen Gewerbe- und Einzelhandelsbestückung ausgeräumt werden können. Gelingt das nicht, wird die Locher Mühle dauerhaft zur Zwickmühle. Der Flächennutzungsplan greift im Vorentwurf diese Ideen bereits auf, in dem er das Areal als Mischgebiet darstellt – entgegen dem Grundsatz, das eigentlich keine Mischgebiete mehr festgesetzt werden sollen, weil sie in der Vergangenheit zu konfliktträchtig gewesen sind. Auf jeden Fall wird es dazu eines neuen Anlaufes für einen Bebauungsplan bedürfen. Und bis dazu Kapazitäten frei sind, wird noch einiges Wasser die Strunde hinunter fließen.

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