VerkehrDer Turbokreisel von Bergisch Gladbach im Test

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Ein Kreisverkehr mit vielen Armen.

Ein Kreisverkehr mit vielen Armen.

Bergisch Gladbach – Der Bau   des  zweispurigen Turbo-Kreisverkehrs an der Schnabelsmühle in Bergisch Gladbach steht nach fast anderthalbjähriger Bauzeit kurz vor seinem  Abschluss. Nur noch einige Restarbeiten an der Buszufahrt sind zu erledigen. Die Redaktion hat  einen großen Kreiseltest gemacht und geschaut, ob der Verkehr tatsächlich rollt. 

Aus Bensberg kommend

Früher war die Sache einfach. Da gingen von Bensberg aus zwei Fahrspuren rechts vorbei am Parkdeck Schnabelsmühle, an der Ampel fädelten sich die Autofahrer nach Leverkusen oder Köln ein, und die dritte Spur bog nach Kürten ab – so einfach, so praktisch. Jetzt ist alles anders, denn aus der Ampelkreuzung ist ja der Turbokreisel geworden.

Schon 250 Meter vor dem Kreisverkehr, kurz hinterm Arbeitsamt, kommt bereits die alles entscheidende Frage: Wipperfürth und Altenberg? Oder Köln und Leverkusen? Die Gladbacher haben sich ans frühe Einordnen schon gewöhnt, ortsfremde Verkehrsteilnehmer zucken zusammen und gehen häufig stark auf die Bremse.

Manche wechseln auch deutlich zu spät die Fahrspur, halb quer durch die letzten Sperrbaken wird gegondelt, um die Kürtener Ausfahrt zu erwischen. Kurz vor dem Turbokreisel folgt für die Köln/Leverkusener-Fraktion die große Verkehrstafel mit sehr vielen Linien und Pfeilen. Der Autofahrer rollt schnell vorbei und denkt an ein Labyrinth. Beim Einbiegen sollte er die Pfeile möglichst verinnerlicht haben, denn in Richtung Leverkusen muss er mutig nach innen ziehen und die zweite Kreisel-Ausfahrt nehmen. Die erste, die sich freundlich als Ausfahrt anbietet, führt innerstädtisch auf die Kölner Pfade.

Merkt der „Leverkusener“ dass er falsch ist, muss er auf den wenigen Metern vor der Tunneleinfahrt wechseln. Nur bei wenig Verkehr geht das gut, bei starkem Betrieb drohen Kollisionen. Am Freitagnachmittag rollten die Kolonnen flüssig durch, und spätestens bei der dritten Durchfahrt scheint die Verkehrsfrage gelöst. Alles fließt.

Viel Betrieb auf den Fahrspuren: Die zweispurigen Zufahrten in den Kreisel sind das Besondere des Verkehrsbauwerks.

Viel Betrieb auf den Fahrspuren: Die zweispurigen Zufahrten in den Kreisel sind das Besondere des Verkehrsbauwerks.

Aus Kürten kommend

Nicht alles läuft rund, nach zwei Wochen Kreiselbetrieb kann es auch gar nicht anders sein. Mitunter verpeilen die Autofahrer die Fahrspur und tauchen als Geisterfahrer auf der Gegenspur auf. Alles schon dagewesen, in den letzten Tagen, auch für die Autofahrer, die aus der Kürtener Richtung  auf das Verkehrswunderwerk zufahren.

Knappe 100 Meter vor dem Kreisel hängen noch die alten Verkehrshinweise, die zwar nicht falsch sind, aber auf die neuen Fahrspuren und auf das dem Autofahrer bevorstehende kleine Verkehrsabenteuer eher wenig hinweisen. Ziemlich spät, quasi kurz vor knapp, taucht dann plötzlich die große Hinweistafel auf, mit Zielen, mit Pfeilen und runden Halbbögen als Fahrspur. Welche davon nehmen?, fragt sich der Ortsfremde überrascht, Zeit zur Aufnahme der komplexen Kreiselführung bleibt kaum.

Eine Verkehrsinsel hindert den späten Spurwechsel, jetzt muss der Autofahrer den Markierungen folgen. Wer nach Leverkusen muss, darf sich als Kreiselkönig fühlen. Muss er dabei doch eine Spur queren, auf den kreuzenden Verkehr achten und rechtzeitig aus dem Verkehrsbauwerk ausscheren. Hier macht Übung den Meister.  

Aus Gronau kommend

Die Verkehrsplaner in Bergisch Gladbach haben eine große Vision: ohne Ampel durch den Stadtverkehr. Noch steht vor dem neuen Kreisverkehr eine dieser unerwünschten Ampeln, und sie regelt den Verkehr für alle, die aus Köln und Leverkusen (Stadttunnel) zufahren.

Bei der Stadtverwaltung wird ernsthaft erwogen, zum Abschluss der Kreisel-Bauarbeiten diese Ampel auszuschalten und abzuwarten, was passiert: Chaos oder Ordnung. Auf einem kurzen Stück müssten die Autofahrer sich orientieren und die richtige Fahrspur wählen. Denn die innere lenkt den Verkehr stadtauswärts ins Bergische, die äußere zum Stadtteil Bensberg. Auch am Freitag regulierte die unbeliebte Ampel die Verkehrsströme, die Wartezeiten bei Rot hielten sich jedoch in Grenzen.

Wegen der allerletzten Einbauten des Strundekanals werden aus Köln kommende Fahrzeuge in den nächsten Wochen weiterhin provisorisch um die Baustelle geleitet, die endgültige Verkehrsführung steht noch aus. Und dann? Abwarten und schauen, ob es klappt. Genügend Zeit, um den Kreiselbetrieb zu üben, haben die betroffenen Autofahrer jedenfalls. An den vergangenen Tagen lief es überraschend flüssig, anders als beim Sorgenkind Driescher Kreisel auf der anderen Seite der Hauptachse.

Dort herrscht täglich Stop-and-Go mit dem Recht des Stärkeren im Blechwirrwarr. Der Turbokreisel, so der Eindruck der ersten Wochen, hat den Verkehr bislang verflüssigt. Und die Ampel? Da sind sich die Planer unschlüssig (noch). Die Ampelmasten sollen auf jeden Fall nicht abmontiert werden. Man weiß ja nie, was passiert.

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