Villa ZandersAusstellung von Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken

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Drei Freunde im Jahr 1972 am Rheinufer in Rodenkirchen: Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken (v. l.).

Drei Freunde im Jahr 1972 am Rheinufer in Rodenkirchen: Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken (v. l.).

Bergisch Gladbach – Ein gemeinsames Kunstobjekt von Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken entstand nebenbei bei einem Frühstück in New York. Weil ein Eierbecher fehlte, stellte Gross eine Rolle Küchenkrepp auf den Tisch und setzte ein Ei obendrauf. „Dann haben wir festgestellt, dass das ein Kunstwerk ist“, erinnert sich Niedecken. Zum Pressetermin in der Villa Zanders bringt Gross das Objekt in einer Schuhschachtel mit. Es sei aber nicht das Original, verrät er: „Das haben wir aufgegessen.“

Der Humor, der daraus spricht, hat die drei Freunde Boecker, Gross und Niedecken von Anfang an verbunden – darüber sind sie sich einig. Auf die Anfänge ihrer Freundschaft und ihre weitere Entwicklung blickt die Ausstellung „Freunde treffen sich – Revisited“, die vom 9. Juli an in der Villa Zanders zu sehen ist. Sie zeigt die Musiker Niedecken und Boecker von ihrer weniger bekannten Seite, als bildende Künstler.

Umgekehrt wird im Gespräch auch rasch klar, dass Gross, der als Künstler profiliert ist und seit 45 Jahren in New York lebt, auch Potenzial als Bandmusiker hatte. „Ich hatte nicht das Glück, Rockstar zu werden“, sagt er mit Schalk in der Stimme. „Also habe ich einfach weitergemalt.“

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Die bildende Kunst und die Musik lässt sich in den Biografien der drei Freunde nicht ganz trennen, das wird beim Blick auf die anstehende Ausstellung klar. Sie werde auch der Frage nachgehen, was die drei Künstlerpersönlichkeiten geprägt habe, kündigt Petra Oelschlägel von der Villa Zanders an.

Die Anfänge der Freundschaft von Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken reichen bis 1971 zurück. Damals studierten alle drei an der Fachhochschule für Kunst in Köln und gingen gemeinsame künstlerische Wege. Boecker und Gross indessen kannten sich schon aus ihrer Gymnasialzeit am heutigen Rhein-Gymnasium in Köln-Mülheim, damals trat Gross mit einer Band namens The Poor Boys auf und führte den Mitschüler ins Schlagzeugspielen ein. Der spätere BAP-Musiker Boecker erinnert sich: „Man muss die Gliedmaßen unabhängig voneinander bewegen. So hat er mir das erklärt.“

Auch in ihrer Zeit als Künstlertrio machten die drei jungen Kölner gemeinsam Musik. „Unser wichtigster gemeinsamer Auftritt war auf einer Türkei-Reise 1973“, erzählt Niedecken. Er taucht dabei ganz in die Fahrt mit einem klapprigen VW-Bus und das Beziehungsgeflecht ein.

„Wir hatten uns gegenseitig versprochen, dass wir diese Reise machen würden. Aber alle hatten Gründe, sie nicht zu machen.“ Gemeinsames Musikmachen sei jedenfalls nicht geplant gewesen, doch bei einem Stopp in Tekirdag am Marmarameer animierten Einheimische sie zu einem Spontan-Auftritt. „Wir waren wirklich frei“, sagt Boecker über diese Zeit.

Wieder vereint: Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken (v. l.) beim Gespräch in der Villa Zanders.

Wieder vereint: Manfred Boecker, Rainer Gross und Wolfgang Niedecken (v. l.) beim Gespräch in der Villa Zanders.

Der künstlerische Austausch des Trios hätte durchaus weitergehen können. Noch gegen Ende der 70er-Jahre setzten Niedecken und Boecker ein gemeinsames Kunstprojekt um, sie malten über ein Jahr hinweg Bilder nach den Wünschen von Nichtkünstlern. „Dann kam uns BAP dazwischen“, erzählt Niedecken. Der Erfolg habe wenig Zeit für bildende Kunst gelassen. „Da haben wir gesagt: Jetzt hängen wir das mit der Malerei mal ein, zwei Jahre an den Nagel.“

Dass sich dann BAP weiter in den Vordergrund drängte, ist allgemein bekannt. Die Ausstellung in der Villa Zanders zeigt aber, dass das künstlerische Schaffen auch von Boecker und Niedecken weiterging. Michael Euler-Schmidt vom Kölnischen Stadtmuseum berichtet, dass beide ebenso wie Gross mit künstlerischen Arbeiten im Bestand des Museums vertreten sind.

Niedecken habe bis in die 90er-Jahre „ein umfangreiches malerisches Oeuvre“ geschaffen. Dass für die bildende Kunst schließlich kaum noch Zeit blieb, habe bei ihm einen „Phantom-Schmerz“ hinterlassen, sagt Niedecken. Durchaus mit Bedauern stellt er fest: „Mich zu verzetteln machte keinen Sinn.“

Die Ausstellung „Freunde treffen sich – Revisited“ wird am Sonntag, 9. Juli, 11.30 Uhr, eröffnet. Ein Museumsfest, von 13 bis 18 Uhr, schließt sich an. Am Dienstag, 11. Juli, 19.30 Uhr, folgt ein Künstlergespräch mit Boecker, Gross und Niedecken. Die Ausstellung bleibt bis 19. November zu sehen.

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