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WahlAfD-Spitzenkandidatin in Bensberg – „Kölner Stadtgesellschaft boykottiert uns“

Lesezeit 3 Minuten
Der Ratssaal war aus verschiedenen Gründen gut besucht. 

Der Ratssaal war aus verschiedenen Gründen gut besucht. 

Bergisch Gladbach – Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) war am Samstag der Bensberger Ratssaal mit über 200 Anhängern und Interessierten rappvoll. Es musste ein Einlasstopp verfügt werden. Allerdings kamen einige Besonderheiten zusammen, die den großen Andrang für die Veranstaltung erklären.

Da wäre zum ersten, dass es sich um keine rein Bergisch Gladbacher Veranstaltung handelte. Zwar wurde sie vom AfD-Kreisverband organisiert, aber auf dem Podium und im Publikum tummelten sich viele Kölner. Der Sprecher der Kölner AfD, Christer Cremer, bedankte sich bei den Parteifreunden von Rhein-Berg: „Es ist schön hier in Bensberg zu sein, denn die Kölner Stadtgesellschaft boykottiert uns.“ Und weiter: „Wir sind politische Flüchtlinge.“

Wir sehr die Veranstaltung mit Kölner Verhältnissen verflochten war, zeigte sich schon vor dem Innenhof des Bensberger Rathauses. Da hatten sich rund 100 Gegendemonstranten versammelt. Die meisten aus Köln. Allein die Aufstellungsanordnung führte immer wieder zu Handgreiflichkeiten.

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Zwar ließen die Demonstranten nach der Aufforderung durch die Polizei eine Gasse für die Besucher der AfD. Das Problem war aber, dass viele, die von der Schlossstraße herauf kamen, die Situation nicht erkannten, nichts von der Gasse wussten und nun durch die Kette der Demonstranten wollten.

Die wiederum machten keinen Platz, umringten teilweise die Besucher, beschimpften sie („AfD-Faschistenpakt“) und machten mit Trillerpfeifen einen Höllenlärm. Die Polizei durchbrach dann die Kette der Demonstranten und verschaffte den Besucher so den Durchlass.

Einige Handgreiflichkeiten

So kam es zu einigen Handgreiflichkeiten, Personendaten wurden aufgenommen. Etliche unbeteiligte Passanten beobachteten die Szenen. Aber spätestens mit dem Beginn der Veranstaltung im Ratssaal beruhigte sich die Situation.

Drinnen war als Gastrednerin Alice Weidel geladen. Ein weiterer Punkt für das Publikumsinteresse, Alice Weidel bildet zusammen mit Alexander Gauland das Spitzenduo der Partei. Sie macht bundesweit Schlagzeilen mit markigen Sprüchen. Und sie lieferte auch in Bensberg – allerdings in einer abgestuften Rede.

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Im ersten Teil sprach sie über Europa, die Schwierigkeiten der Finanzkrise und den „Verrat“ und die „blanke Inkompetenz“ deutscher Politiker. Scharfe Töne waren da die Ausnahmen, ansonsten referierte die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin mit der strengen Frisur und der Akademikerbrille sehr nüchtern über die Situation der Finanzmärkte.

Der zweite Teil ihrer Rede kreist dann um die innere Sicherheit – und da wurden nicht die Eurokritiker, sondern vor alle jene, die die Flüchtlingspolitik ablehnen, angesprochen.

Flüchtlinge in Deutschland

Selbstverständlich müsse es eine Obergrenze bei der Einwanderung geben. „Derzeit liegt die bei Null.“ Denn Deutschland habe viel zu viele Flüchtlinge unkontrolliert ins Land gelassen. Diese „rechtsfreien Zustände“ müssten beendet werden. Alice Weidel bezeichnete sich selbst als „Wutbürgerin“, die die Zustände in Deutschland nicht ertragen könne. „Das ist der Grund warum ich zur AfD gekommen bin.“

Dem Publikum gefiel die Rede. Und nach dem Beifall zu urteilen, besonders der zweite Teil.

Draußen im Innenhof waren die Demonstranten schon lange abgezogen. Die Polizeibeamten waren damit beschäftigt Dienstprotokolle auszufüllen. Und in den nächsten Tagen werden die Schmierereien am Rathaus („No AfD“) entfernt werden müssen.

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