Weiterführende SchulenNicht alle Gymnasien in Bergisch Gladbach sind gleich beliebt

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Die Containerstadt scheint die Eltern nicht zu schrecken: Das Otto-Hahn-Gymnasium wird zum neuen Schuljahr fünf Klassen bilden.

Die Containerstadt scheint die Eltern nicht zu schrecken: Das Otto-Hahn-Gymnasium wird zum neuen Schuljahr fünf Klassen bilden.

Bergisch Gladbach – Der Elternwille sorgt erneut für Turbulenzen in der Gladbacher Schullandschaft. Als Schulamtsleiter Hans Pütz Anfang der Woche die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen im kommenden Schuljahr zusammenrechnete, wurde er unruhig: Die Verteilung der neuen Fünftklässler auf die fünf städtischen Gymnasien weist eine erhebliche Schlagseite auf.

Bisher waren alle fünf Bildungsanstalten vierzügig, haben also in jedem Jahrgang bis zur Oberstufe vier Parallelklassen, auch wenn es in manchen Jahren Ausreißer gegeben hat. So umfasst die derzeitige neunte Jahrgangsstufe am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) Saaler Mühle fünf Klassen.

NCG profitiert von Odenthal

Das soll aber eine Ausnahme bleiben, wie der Rat beschlossen hat. Die Fraktionen haben die Vierzügigkeit als Grundregel verordnet, um alle Gymnasien gleichmäßig auszulasten. Zudem gilt eine nur zweizügige Oberschule, die zum Abitur führen soll, als auf Dauer nicht lebensfähig, weil das Unterrichtsangebot dann nicht mehr genügend Differenzierungsmöglichkeit für die Oberstufe hergibt.

Doch diesmal bricht nicht nur das OHG nach oben aus, auch das Gymnasium Herkenrath und das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG) an der Reuterstraße sind betroffen – letztere mit Ausschlag nach unten. Im vergangenen Schuljahr konnten OHG und NCG noch auf Augenhöhe jeweils 115 Schülern in ihre Eingangsstufen aufnehmen, das sind drei Klassen à 29 und eine à 28 Kinder. Doch für 2017/18 standen an der Saaler Mühle plötzlich 142 Anmeldungen ins Haus, während für das NCG am Montag erst 60 gezählt wurden – das wäre selbst für Dreizügigkeit knapp geworden. Allerdings musste das benachbarte Gymnasium Odenthal rund 20 Absagen erteilen, die jetzt dem NCG zugute kommen: Am Dienstag lagen NCG-Direktorin Inge Mertens-Billmann 71 Anmeldungen vor. Sie rechnete noch mit weiteren und hält es für verfrüht, schon Bilanz zu ziehen. Doch wenn auch die Dreizügigkeit gesichert ist, eine Vierzügigkeit dürfte sich in diesem Schuljahr nicht darstellen lassen.

Ausschlaggebend für diese Unbeständigkeit der Schülerzahlen ist zum einen, dass diesmal fast hundert Kinder weniger als 2016 von den Grundschulen in die Sekundarstufe I wechseln: Statt 1003 sind es nur 906. Zum anderen jedoch gab es 2016 weniger auswärtige Schüler, die auf Gladbacher Gymnasien drängten. Nach Abzug der in Nachbarkommunen auspendelnden Gladbacher Schüler blieb 2016 ein Überschuss von 61 Extra-Schülern, 2017 aber glatte 90. Traditionell ist der Anteil der Auswärtigen in Herkenrath besonders stark, wo eine Vereinbarung über die Aufnahme Kürtener Schüler besteht. Aber auch das AMG hat mit 23 Auswärtigen vor allem aus Rösrath einen externen Anteil in Klassenstärke.

Am OHG wird eine Klasse praktisch mit Kölner Einpendlern überwiegend aus Brück bestückt. Schulleiter Wolfgang Knoch betont allerdings, dass die Brücker Zahlen über die Jahre stabil und nicht für die Zunahme verantwortlich seien: „Von den 142 sind 116 aus Gladbach.“ Er hofft, vom Stadtrat eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, eine fünfte Klasse bilden zu dürfen. Sonst müsste er den Brücker Eltern absagen, aber von dort aus ist das OHG über die Stadtbahnlinie 1 das am besten erreichbare Gymnasium.

Im Übrigen ist der OHG-Chef, der im Januar 65 wurde und im Sommer ausscheidet, stolz, dass seine Schule trotz der angelaufenen Großsanierung so beliebt ist. Dass das Schulleben momentan in Containerklassen stattfindet, habe offenbar nicht abgeschreckt. „Im Gegenteil, die Schüler sind begeistert: Das hat so was von Camping.“

Inge Mertens-Billmann sieht hingegen in der künftigen Sanierungen des NCG einen Faktor, der die Quote drückt, „weil sie so unbestimmt über der Zukunft hängt“. Zur Hauptsache macht sie allerdings demografische Verhältnisse. „In Refrath gibt es momentan mehr Kinder.“

IGP liegt wieder vorn

Auch in Herkenrath lassen sich nach den Sommerferien am Gymnasium mit 68 Schülern nur drei Eingangsklassen bilden. Am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) ist mit 108 Anmeldungen die Vierzügigkeit kein Problem. Am Dietrich-Bonhoefer-Gymnasium (DBG) ist sie mit 103 Anmeldungen auch erreicht, allerdings überraschend niedrig für die Schule, die 2016 mit 135 Anmeldungen Spitzenreiter unter den fünf Gymnasien war. Die Nelson-Mandela-Gesamtschule am Ahornweg ist mit 104 Anmeldungen dabei, und die Integrierte Gesamtschule Paffrath sicherte sich mit 168 Anmeldungen wieder die Führungsposition.

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