Workshop in Bergisch GladbachKlassische Schwarz-Weiß-Fotografie

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Im roten Schein der Dunkelkammer entwickeln die Teilnehmer des Workshops ihre Werke.

Im roten Schein der Dunkelkammer entwickeln die Teilnehmer des Workshops ihre Werke.

Bergisch Gladbach – Wer hinunter steigt in die Katakomben, also den Keller des Kunstmuseums Zanders, muss schon genau wissen, hinter welchen dicken Stahltüren und -wänden sich das Fotolabor verbirgt. Kein Ton dringt nach draußen von jenen zehn Teilnehmern, die mit dem Fotokünstler Michael Wittassek beim Fotoworkshop erste Schritte für Fotogramme erlernen und durchführen.

Alufolie, Gummibänder, Seidenpapier, Schmuck, Taschenlampen und vieles mehr haben sie mitgebracht, voller Erwartung, was man damit wohl anstellen kann. Fast alle haben damit mal in der Schule experimentiert, aber dann gerieten die Basiskenntnisse über Belichtungszeiten, lichtempfindliches Fotopapier, Entwickler, Stoppbad und Fixierbad in Vergessenheit.

„Man muss experimentieren“

Doch die Faszination für die inzwischen fast in Vergessenheit geratene Dunkelkammerarbeit ist geblieben. „Ich habe Alufolie durchlöchert, kombiniere sie mit Maschendraht und anderen Materialien – mal sehen, was passiert“, sagt Barbara Hofmann aus Köln. Sorgsam ordnet sie die Dinge an auf dem 13 mal 18 Zentimeter großen Fotopapier, lässt kurz eine Taschenlampe darüber aufblitzen. Ob die Belichtung reicht?

Penibel genau legt Lilly Adams drei Metallornamente auf ein 18 mal 24 Zentimeter großes Fotopapier. „Ich muss weniger als eine Sekunde belichten“, hat sie schon festgestellt. „Bei mehr Licht versinkt alles beim Entwickeln in Schwarz.“ Leise gibt Wittassek Tipps, erklärt die Wirkung von Licht auf dem mit Silberhalogenid beschichteten Fotopapier, lässt aber alles ergebnisoffen: „Man muss den Zufall zulassen, experimentieren.“

Und so entwickelt eine alte Taschenlampe, an der man den Lichtstrahl reduzieren oder erweitern kann, helle bis graue Lichtkegel, die interessant auf dem Bildhintergrund wirken. Man kann aber auch ein Stück Seidenpapier vor die Lampe wickeln, um Effekte hervorzuzaubern oder das Licht einfach zu reduzieren. Spannend wird es im Raum mit dem Rotlicht – da werden die Fotopapiere im Entwickler zu Bildern. Langsam tritt das Motiv hervor, je nach Belichtungszeit ist es viel zu hell oder zu dunkel. Oder auch viel zu grau, wenn man beim Fotopapier die falsche Gradation gewählt hat. „2“ zum Beispiel ist viel zu weich – die Ergebnisse wirken matschig.

Der Fantasie wird freier Lauf gelassen.

Aber nach dem fünften Versuch gelingt ein schönes Fotogramm – das Seidenpapier zeigt sich als duftiges Etwas, das Gummiband als unregelmäßiger Kreis, der Maschendraht als geometrische Form. Sogar der Schlüsselbund von Eva Steinbüchel entwickelt geheimnisvolle Formen, ist nicht mehr als solcher erkennbar. Der Fantasie wird freier Lauf gelassen. Und der magische Moment, wenn Bilder wie von Geisterhand bewegt aus dem Nichts auf dem Papier auftauchen, hat nichts von seiner Faszination verloren. In der digitalen Fotografie gibt es solche Erlebnisse nicht mehr.

Zehn Arbeitsplätze gibt seit einiger Zeit in diesem Museumslabor, teils mit Vergrößerer, Papierkassette, Belichtungsuhr ausgestattet. Wo die Fotopapiere entwickelt werden, leuchtet rotes Dunkelkammerlicht hell die Szenerie aus. Auf Rotlicht reagieren sie nämlich nicht. „Die Realschule am Stadtpark in Leverkusen hat uns ihre komplette Dunkelkammerausrüstung überlassen“, berichtet Michael Wittassek. „Auch mehrere Vergrößerer, Zeitschaltuhren, Vergrößerungskassetten und viele Kartons mit Fotopapier.“

Noch haben sie nicht alle Geräte ausgepackt. Profimäßig kann jetzt der Workshop durchgeführt werden, nicht mehr wie früher mit der Rotlichtlampe in der Hand, die zunehmend heißer wurde. Das bedeutet Komfort beim Einsatz der alten Dunkelkammertechnik.

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