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WürdigungGladbacher weihen Charly-Vollmann-Platz ein

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In Scharen kamen die Kreisstädter herbei, Politiker, Angehörige und Privatleute wollten an der Einweihung des Platzes hinter dem historischen Rathaus teilnehmen.

In Scharen kamen die Kreisstädter herbei, Politiker, Angehörige und Privatleute wollten an der Einweihung des Platzes hinter dem historischen Rathaus teilnehmen.

Bergisch Gladbach – Noch schraubten die Schausteller an den letzten Schrauben ihrer Fahrgeschäfte am Samstagmorgen, da stand ein wichtiges Ereignis direkt links neben dem historischen Rathaus an. In Scharen kamen die Kreisstädter herbei, Politiker, Angehörige und Privatleute wollten bei der Einweihung jenes Platzes dabei sein, der Charly Vollmann gewidmet wurde. Am 13. Mai 1945 hatte es der Deutsch-Amerikaner durch beherztes Handeln und Vermitteln geschafft, dass Bergisch Gladbachs Innenstadt nicht in Schutt und Asche gelegt wurde und es an diesem Tag keine weiteren Kriegsopfer gab. „In der Nähe des Rathauses, erfolgte die friedvolle Übergabe der Stadt an die Amerikaner und zeitgleich die Befreiung der Bevölkerung vom grausamen Naziregime“, würdigte Bürgermeister Lutz Urbach den Mut und die Tapferkeit des Charly Vollmann, der 1896 in New Jersey geboren und ab dem zwölften Lebensjahr in Bergisch Gladbach aufgewachsen war.

Mahnmal des Mutes

„Er ist ein positives Mahnmal, ein Mahnmal des Mutes. Der Tapferkeit und der Verantwortung für andere.“ Und er richtete sich an die Familie Vollmann: „Es hat 71 Jahre gedauert, dass er die verdiente Würdigung in Form eines nach ihm benannten Platzes erhält“, so Urbach. „Ich möchte betonen, dass die Taten Ihres „Opas“ nie in Vergessenheit geraten sind. Bergisch Gladbach ist dankbar für das Engagement und den Mut des jungen Mannes.“ Später enthüllte er gemeinsam mit den Enkelinnen Heidi Semel und Hedwig Vollmann das blauweiße Schild mit der Aufschrift Charly-Vollmann-Platz an der weißen Wand des Rathauses. Aus den Fenstern direkt daneben wehten weiße Bettlaken – die Zeichen des Frieden wie damals an jenem 13. Mai 1945.

Schrifttafeln mit den Erinnerungen der heute hoch betagten Zeitzeugen wiesen auf das dramatische Geschehen zum Ende des Krieges beim Einmarsch der Amerikaner hin. Auch der ehemalige Bürgermeister und Zeitzeuge Franz-Heinrich Krey erinnerte in seiner Ansprache an die Geschehnisse. An Rande der Festgesellschaft parkte ein historischer Borgward-Oldtimer von Kurt Serbitzer. Mit solch einem Pritschenlastwagen war an diesem Tag im Mai 1945 auch Charly Vollmann auf dem Weg nach Paffrath unterwegs, auf der Suche nach Lebensmitteln, mit Schrott auf der Ladefläche. Auf der Kühlerhaube hatte er bereits ein weißes Hemd gehisst.

Fantasievoll hatte Susanne Schlösser nach historischen Dokumenten diesen Freitag, den 13., niedergeschrieben. Mit seiner eindrucksvollen Stimme verlieh der Schauspieler Gerd Pohl den Schilderungen Authentizität – von detaillierten Schilderungen jener denkwürdigen Aktion, Vollmanns Überredungen der GIs, nicht zu bombardieren, bis zum Schlussakkord, bei dem Wilhelm Kuhlmann, Revierhauptmann der Schutzpolizei, und Charly Vollmann als Stellvertreter des abwesenden Bürgermeisters die Übergabe der Stadt an die Amerikaner unterzeichneten. Weiße Fahnen wurden gehisst auch vom Kirchturm.

Ein denkwürdiges Ereignis, dem auch Kreisdechant Norbert Hörter und der evangelische Pfarrer Thomas Werner mit einer feierlichen Einsegnung des Charly-Vollmann-Platzes ihre Referenz erwiesen. Mit jazzigen Einlagen lockerte die Band „BreakingMax“ die Stimmung bei diesem denkwürdigen Ereignis auf, zum Schluss mit Impressionen von John Coltrane.

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