Zu schwierig?Dario Schramm aus Paffrath initiierte Protest gegen Englisch-Klausur

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Dario Schramm wollte sich nach der Englischklausur mit anderen austauschen. Daraus entstand die Online-Petition.

Dario Schramm wollte sich nach der Englischklausur mit anderen austauschen. Daraus entstand die Online-Petition.

Bergisch Gladbach – Gleichgültig, wie die Englischklausur von Dario Schramm am Ende bewertet werden wird – für den 16 Jahre alten Schüler der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) ist der Protest gegen die seiner Ansicht nach zu schwierigen Prüfungsaufgaben bei der Zentralen Abschlussarbeit längst zur Erfolgsgeschichte geworden.

42.500 Personen unterzeichneten bis am Montagmittag seine Online-Petition, mit der er eine Neuauflage der Klausur fordert.

„Damit ist das Quorum erfüllt“, sagt der 16-Jährige mit Blick auf sein Handy und lacht. Schon nach den ersten zwei Stunden hatten 1000 Menschen die Petition unterzeichnet und minütlich wurden es mehr.

„Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, das ist schließlich meine erste Petition“, sagt Dario, der sich zunächst nur mit anderen über seine Frustration austauschen wollte.

Angefangen hatte die Geschichte für ihn und viele Mitschüler nämlich alles andere als lustig. Am Donnerstag war die Abschlussklausur im Fach Englisch angesetzt. Das Thema, zentral vom Schulministerium für alle Schüler der Realschulen und Gesamtschulen in NRW gestellt, empfanden viele als schwierig bis kaum lösbar.

Akustisch schwer zu verstehen

Unbekannte Vokabeln zum Thema Südafrika und Apartheid und ein akustisch nur mühsam zu verstehender O-Ton von Prinz Harry, dem Enkel der britischen Queen, brachten offenbar viele an ihre Grenzen.

„Die Stimmung im Kurs war niedergeschlagen, einige haben geweint“, so Dario. Denn für die Schüler hängt viel von der Klausur ab, die 50 Prozent zur Abschlussnote beiträgt.

„Sie ist sehr wichtig für die Qualifikation für die Oberstufe“, erklärt Tobias Trupat, einer der ersten Petitionsunterzeichner. „Ich habe im ersten Teil der Arbeit so viele Punkte liegen lassen, das kann man am Ende kaum noch ausgleichen“, schätzt der IGP-Schüler sein Abschneiden ein. „So kann man sich die ganze Oberstufe versauen.“

Auch Lehrer finden die Prüfung sehr anspruchsvoll

Auch etliche Lehrer halten die Prüfung in diesem Jahr für sehr anspruchsvoll. „Ich hatte schon den Eindruck, dass vom Ministerium dieses Mal das schwierigere Thema ausgewählt worden ist“, so Felix Bertenrath, Leiter der Otto-Hahn- und der Marie-Curie-Realschule. Entsprechend sei die Reaktion vieler Schüler gewesen. Wenn sein Eindruck stimme, dann sei das natürlich nicht gerecht, „weil dann ein ganzer Jahrgang Pech hat“.

Lehrer, die schon länger dabei sind, dürften sich vage an den „Oktaeder des Grauens“ erinnert fühlen, der beim Zentralabitur 2008 im Fach Mathematik für Aufregung gesorgt hatte. Damals lenkte das Ministerium ein, die Schüler bekamen eine zweite Chance.

Dario gibt nicht auf

Ob dies auch im aktuellen Fall gelingt, ist fraglich. Wie berichtet, hatte das Schulministerium in einer ersten Stellungnahme erklärt, die Prüfungsarbeit entspreche den fachlichen Vorgaben für den Unterricht, sei „lehrplankonform und lösbar“. Aufgrund der Proteste wolle man aber „Hinweise zur angemessenen Einordnung der Schülerleistungen“ geben. Dies, so ein Lehrer, helfe aber nur Schülern, die nicht vollständig blockiert und vorzeitig aufgegeben hätten.

Dario Schramm jedenfalls gibt nicht auf. Heute will er die Petition wie vorgeschrieben persönlich dem Petitionsausschuss im Düsseldorfer Landtag überreichen. Vorausgesetzt, die für heute angesetzte Mathe-Klausur bleibt ohne besondere Vorkommnisse. Noch eine Petition wäre dann vermutlich doch etwas zu viel des Guten.

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