Caritas Rhein-BergHans-Peter Bolz über Höhen und Tiefen seiner beruflichen Laufbahn

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Er hat ein Faible für Mathematik:  Caritas-Direktor Hans-Peter Bolz leitete den Kreisverband seit 2001.

Er hat ein Faible für Mathematik:  Caritas-Direktor Hans-Peter Bolz leitete den Kreisverband seit 2001.

Herr Bolz, Sie scheiden in diesem Monat aus dem Amt. Ihr beruflicher Werdegang war bewegt. Im ersten Beruf waren sie Vermessungstechniker, haben dann aber Sozialpädagogik studiert. Was wollten Sie als Junge werden?

Hans-Peter Bolz: Mein Traumberuf war Förster. Mein Vater war Jäger. Ich bin aber mit der Schießerei nicht zurecht gekommen (lacht) Als Vermessungstechniker hat man viel mit Mathematik zu tun, was mir immer Spaß gemacht hat. Parallel war ich aber immer auch in der Jugendarbeit aktiv. Den Wechsel habe ich nie bereut.

Was zeichnet die Caritas für den Rheinisch-Bergischen Kreis aus?

Wir sind ein eingetragener Verein und sind dadurch in unserer Arbeit bei aller Zugehörigkeit zur katholischen Kirche und zum Bistum ein ganzes Stück freier. Als Kreisverband sind wir sehr gut vernetzt mit den Städten und Gemeinden sowie den örtlichen Kirchengemeinden.

Was waren die wichtigsten Aufgaben der vergangenen Jahre?

Natürlich haben uns die Menschen, die zu uns geflüchtet sind sehr beschäftigt, aber die Arbeit mit Migranten beschäftigt uns schon seit 40 Jahren.

Eine besondere Herausforderung sind seit Jahren die veränderten Finanzierungsbedingungen. Mir ist sehr wichtig, eine große Transparenz der finanziellen Situation zu schaffen. Wir haben zunehmend mehr Auseinandersetzungen und Neuverhandlungen mit Kommunen über Leistungen. Wir sind hier von deren Vorgaben abhängig und haben keine längerfristige Planungssicherheit. Da leben wir oft von der Hand in den Mund.

Was konnten Sie bewegen?

Es ist viel passiert, aber dazu braucht es immer ein gutes Team. Damit ist es uns gelungen, auch in finanziell schwierigen Zeiten immer wieder neue Projekte zu verwirklichen. Etwa in Bechen, wo es nun eine Wohngruppe für Demenzkranke gibt, in der Tagespflege, der Familienhilfe oder mit ehrenamtlichen Familienbegleitern.

Was konnten Sie nicht umsetzen?

Da fällt mir jetzt gar nicht so viel ein. Aber es gab natürlich Situationen, in denen man gerne weiter gekommen wäre. Ich hätte mir beispielsweise gewünscht, dass die Caritas eine intensivere Abstimmung zwischen den verschiedenen Caritasverbänden im Erzbistum geschafft hätte.

Vor welchen Aufgaben steht die Caritas der Zukunft?

Wir sind kein Wirtschaftsunternehmen, sondern sozial ausgerichtet. Trotzdem müssen wir sehen, wie wir unsere Angebote und Hilfen finanziert bekommen. Wir müssen schauen, wie sich der Bedarf der Menschen verändert und darauf reagieren. Dafür brauchen wir hoch qualifizierte Mitarbeiter, die auch entsprechend bezahlt werden müssen. Wir müssen die Balance finden zwischen einem fachlich qualitativ hochwertigen Angebot, das uns am Herzen liegt, und der Finanzierung. Ich bin aber zuversichtlich, dass das gelingt.

Ist Ihre Nachfolge geregelt?

Ja. Bisher hat es ja immer einen haupt- und einen ehrenamtlichen Vorstand gegeben. Nach dem Beschluss des Caritasrates wird es nun zwei hauptamtliche Vorstände geben. Mit George Koldewey ist seit Juli bereits einer von ihnen im Amt. Im Oktober komplettiert Zita Lübbert aus Bonn den Vorstand.

Das Gespräch führte Stephanie Peine

Der Verband in Zahlen

Als  eingetragener Verein ist der Caritasverband Rhein-Berg  zuständig für das Kreisgebiet mit rund 275.000 Einwohnern. Er beschäftigt 433 Mitarbeiter (Stand: Dezember 2015), in den  Fachbereichen Lebens- und Integrationshilfe, Kinder-,  Jugend und Familienhilfe, Senioren und Gesundheit sowie Leitung und Verwaltung. 328 Ehrenamtler  waren 2015   mit 23 171 Arbeitsstunden für die Caritas aktiv.

Der Jahresetat umfasst rund 20 Millionen Euro; 1,5 Millionen davon stammen aus Mitteln des Erzbistums.  Unter anderem unterhält der Caritasverband ein  Wohnhaus für Menschen mit Behinderung sowie eines für chronisch suchtkranke Menschen, WGs   für Demenzkranke,  Tagespflege, ambulante Pflegedienste, acht Kindertagesstätten, zwei offene Ganztagsschulen und  Seniorenbegegnungsstätten.   

Vita von Hans-Peter Bolz

In Overath wurde Hans-Peter Bolz  1951  geboren und er ist dort auch nach wie vor  wohnhaft. Der  Caritasdirektor  ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Ursprünglich war er zunächst  als Vermessungstechniker ausgebildet worden, dann  sattelte er   gänzlich um und studierte  Sozialpädagogik.  Schließlich arbeitete Hans-Peter Bolz  dann als Jugendpfleger im Rheinisch-Bergischen Kreis. 1999 wurde unter seiner Leitung das Jugendamt der Stadt Overath  aufgebaut. Seit 2001 leitet er den Kreis-Caritasverband. 2005 wurde er zum geschäftsführenden Vorstandsvorsitzenden bestellt und erhielt 2007 den Titel „Kreis-Caritasdirektor“.

Am heutigen   Donnerstag, 25. August, wird Hans-Peter Bolz nun  festlich  in den Ruhestand verabschiedet.

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