Chance für beide SeitenJobcenter fördert Einstellung von Langzeitarbeitslosen

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Fariba Loreh Shamsabadi betreut als Pflegehelferin im Seniorenheim „Carpe Diem“ auch Jochen Kirsch, Christian Heider ist ihr Altagsbegleiter.

Fariba Loreh Shamsabadi betreut als Pflegehelferin im Seniorenheim „Carpe Diem“ auch Jochen Kirsch, Christian Heider ist ihr Altagsbegleiter.

Rhein-Berg – Wer länger als zwei Jahre ohne Beschäftigung ist, gehört zu einer Problemgruppe, an der sich die Mitarbeiter der Jobcenter fast die Zähne ausbeißen.

Viele Arbeitgeber tun sich schwer, diesen Menschen eine Chance zu geben. Dabei kann sich das lohnen – im doppelten Sinn. Denn es gibt Langzeitarbeitslose, die eine vielleicht letzte Chance unter allen Umständen nutzen wollen.

Wie das aussehen kann, hat das Jobcenter Rhein-Berg gezeigt. Die Arbeitsvermittler beschäftigen sich seit einiger Zeit mit dem Projekt „Arbeit Plus“ des Europäischen Sozialfonds (ESF).

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Es beinhaltet hohe finanzielle Zuschüsse für Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslosen eine Stelle anbieten. 36 Personen sind vom Jobcenter Rhein-Berg auf diese Weise untergebracht und betreut worden.

Zwei von ihnen standen am Mittwoch Rede und Antwort, um für das Projekt zu werben. Fariba Loreh Shamsabadi, eine gebürtige Iranerin, und Christian Heider haben sich im Senioren-Park „carpe diem“ in Bensberg bereits unentbehrlich gemacht.

Hauswirtschaftsleiterin Ilona Klönne: „Ihr Wirken hier ist für alle Beteiligten ein Gewinn – besonders für unsere Senioren. Wir sind froh, dass sie zum Team gehören.“

Man wolle „weitere Arbeitgeber locken, diesem Beispiel zu folgen und Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben“, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Michael Schulte. Es müssen nicht immer größere Firmen sein, wie Sven Mathies zeigt.

Er betreibt ein Wassergartencenter in Herkenrath und hat ebenfalls einem Langzeitarbeitslosen eine Stelle angeboten. „Ich habe das zu keinem Zeitpunkt bereut“, sagt Mathies.

Im Unterschied zu einer „normalen“ Arbeitsplatz-Vermittlung werden die ESF-Kandidaten auch während ihrer Tätigkeit betreut. Dieses „Coaching“ läuft mindestens sechs bis zwölf Monate, je nach Dauer der vorherigen Arbeitslosigkeit.

Markus Ardalan ist so ein Coach. Auf die Suche nach geeigneten Firmen macht sich seine Kollegin Elke Müller. Diese gingen dabei kaum ein Risiko ein, denn das Arbeitsverhältnis könne im Rahmen der üblichen Probezeit jederzeit beendet werden.

Was für einen hoch motivierten Mitarbeiter sich die Unternehmen einhandeln können, zeigt das Beispiel Christian Heider.

„Ich war während meiner Arbeitslosigkeit so in einem Trott drin, bis ich mir selber gesagt habe, dass ich etwas ändern muss. Jetzt gehe ich gerne zur Arbeit, habe geheiratet und einen Sohn bekommen. Ich bin so dankbar für die Chance, die man mir gegeben hat.“

Hohe Zuschüsse

Die ESF-Zuschüsse für die Arbeitgeber betragen in der Spitze 75 Prozent der Lohnzahlungen (für die Dauer von zwölf Monaten bei zuvor fünfjähriger Arbeitslosigkeit). Nach Ablauf dieser Zeit besteht keine Nachbeschäftigungspflicht. Wer dann aber einen unbefristeten Vertrag mit dem Arbeitnehmer eingeht, erhält noch einmal ein Jahr lang 50 Prozent Zuschuss für die Lohnzahlung. (ew)

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