NachweisWolf reißt zwei Ziegen in Rösrath

Lesezeit 3 Minuten
Woefle_Symbolbild_23052016

Symbolbild

  • Mitte April wurden zwei gerissene Ziegen in der Wahner Heide gefunden.
  • Nun bestätigte das Senckenberg-Forschungsinstitut in Hessen, dass die Tiere von einem Wolf getötet wurden. Dieser stammt aus Cuxhaven.

Rösrath – Ein Wolf hat in Rösrath zwei Ziegen gerissen. Thomas Stumpf, der mit seinem Ziegenhof zur Landschaftspflege in der Wahner Heide beiträgt, fand die toten Tiere bereits am 19. April auf einer Wiese. Doch jetzt  ist durch genetische Untersuchungen nachgewiesen, dass ein Wolf die Ziegen angefallen hat.

Das teilte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) am Montag mit. Mit dem Fall in Rösrath ist seit 2009 bereits zum zehnten Mal ein einzelner Wolf in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden.

Wolf stammt aus dem Norden

„Das wird über Nacht passiert sein“, vermutet Thomas Stumpf. Es sei sofort unübersehbar gewesen, dass die Ziegen von einem Hund oder Wolf angefallen worden seien, sagt Stumpf. Allerdings habe er zunächst angenommen, dass ein Hund am Werk war – wie bei bei einer Handvoll weiterer Vorfälle im Lauf von zwei Jahrzehnten. Er habe die Untere Landschaftsbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises informiert. Wilfried Knickmeier, Mitarbeiter des Kreis-Veterinäramts und Wolf-Experte, habe sich vor Ort umgesehen. Von dem Befund, dass ein Wolf auf Rösrather Gebiet aktiv war, ist Stumpf überrascht. Als Biologe betrachtet er den Vorfall jedoch gelassen: „Mir persönlich ist es herzlich egal, ob es ein Wolf oder ein Hund war.“ Bis jetzt sei es auch das einzige Mal geblieben, dass ein Wolf sich vor Ort bemerkbar machte – seit über einem Monat sei nichts weiter passiert.

Die genetischen Untersuchungen der Proben aus Rösrath hat das Senckenberg-Forschungsinstitut im hessischen Gelnhausen vorgenommen. Es stellte fest, dass in Rösrath ein bei Cuxhaven geborener Jungwolf unterwegs war.

Rudelansiedlung unwahrscheinlich

Dieser ist zuvor auch schon anderswo in Nordrhein-Westfalen aufgetaucht: Am 26./27. März hat er seine genetischen Spuren im Kreis Lippe hinterlassen, am 6. April im Kreis Warendorf. Nach dem Rösrather Vorfall tauchte derselbe Jungwolf noch einmal auf: Am 24. April war er nachweislich im rheinland-pfälzischen Dierdorf, im Kreis Neuwied, unterwegs. Karlheinz Pompe ist Wolfsbotschafter des Naturschutzbund (Nabu) im Rheinisch-Bergischen Kreis. Und er fiel aus allen Wolken, als er gestern von dieser Zeitung auf die gerissenen Ziegen in Rösrath angesprochen wurde. „Das ist natürlich ein riesige Sensation“, sagte er. Das meint er positiv. Der Ziegenbesitzer werde für die gerissenen Tier entschädigt. „Aber dass ein Wolf wirklich durch unsere Gegend streift, ist doch Wahnsinn.“

Allerdings schränkt der Fachmann auch gleich ein: „Das wird ein durchziehender Einzelgänger gewesen sein.“ Dass sich im rheinisch-bergischen Kreis ein Rudel ansiedelt, sei absolut auszuschließen. „Das passt einfach nicht.“ Noch Anfang April hatte Pompe in Bergisch Gladbach, im Naturfreundehaus Hardt, einen Vortrag zum Thema „Willkommen Wolf“ gehalten. Damals allerdings war dieses Willkommen auf Nordrhein-Westfalen bezogen. Denn erste Wölfe waren in Ostwestfalen gesichtet worden.    Anfang des Jahres hatten in Oberberg gerissene Schafe und Ziegen die Diskussion über eine Rückkehr des Wolfes ins Bergische ausgelöst. Genetische Untersuchungen hatten dort allerdings ergeben, dass nicht ein Wolf, sondern  mindestens ein Haushund die Tiere gerissen hatte.   Der dortige Nabu-Kreisverband  warb für eine Zusammenarbeit mit den Zuchtverbänden, der örtlichen Landwirtschaft und den Jägern: Der Nabu wolle beim Schutz von Tierherden helfen und stellt leihweise und kostenlos einen Schutzzaun zur Verfügung, als erste Maßnahme nach einem Angriff. Zudem wollen sich die Nabu-Leute mit Herdenbesitzern gemeinsam auf das Zusammenleben mit Wölfen vorbereiten, teilte der Nabu in Oberberg mit. Auch Kindergärten lud der Nabu zu Gesprächen ein.

Das Lanuv beschäftigt sich bereits seit 2010 mit der Rückkehr des Wolfs. In einem Arbeitskreis „Wolf in NRW“ beraten sich Wissenschaftler, Naturschützer, Jäger, Schafhalter, Forstleute und Behörden. Auf Anregung des Arbeitskreises bietet das Land Nordrhein-Westfalen eine Entschädigung an, wenn Nutztiere von Wölfen gerissen werden.

KStA abonnieren