Kfz-KennzeichenDoppelt so teuer wie in Siegburg

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In Bergisch Gladbach gibt es zwei Anbieter von Autokennzeichen. Die Preise sind nicht geregelt.

In Bergisch Gladbach gibt es zwei Anbieter von Autokennzeichen. Die Preise sind nicht geregelt.

Rhein-Berg – Wer hätte sie nicht gern, die Lizenz zum Gelddrucken? Doch es gibt einen Berufszweig, der nach Ansicht von Verbraucherschützern diesem Ideal recht nahe kommt: die Präger von Autokennzeichen. Also jene Firmen, die einen Rohling aus Metall mit den schwarzen Buchstaben und Zahlen bedrucken.

In einigen Regionen Deutschlands gehen die Preise bis 30 Euro pro Nummernschild in die Höhe. So schlimm ist es in Rhein-Berg nicht. Die drei Prägestellen im und am Kreishaus am Rübezahlwahl zum Beispiel verlangen zwischen 13,50 und 16 Euro. Dass zwei der drei Präger Tür an Tür mit der Zulassungsbehörde im Kreishaus residieren, ist eine typische „Win-win-Situation“: Beide haben etwas davon, die Präger und der Kreis.

Zwei winzige Räume im Straßenverkehrsamt sind an zwei Firmen vermietet worden. Der Mietvertrag gilt für fünf Jahre. Er ist von der Kommunalpolitik nichtöffentlich abgesegnet worden. Die Mieten liegen, so Kreissprecher Alexander Schiele, „im für Schilderfirmen marktüblichen Rahmen“. Zahlen werden nicht genannt.

Ein drittes Prägegeschäft liegt direkt gegenüber der Zulassungsstelle. Hier ist das Schild 1,50 Euro preiswerter. Luigi Mirabelli ist sowohl Inhaber dieses Geschäftes als auch einer der beiden Mieter aus dem Kreishaus. „Die Preise sind sehr knapp kalkuliert, denn wir müssen die Miet- und die Personalkosten einbeziehen“, sagt Mirabelli. Außerdem gebe es im Kreisgebiet fünf Nebenstellen für die Kfz-Zulassung. So viel falle also im Kreishaus gar nicht an. Zweiter Prägebetrieb ist die Firma Kürzinger aus Rosenheim. Von ihr war am Donnerstag keine Stellungnahme zu bekommen.

Beide zusammen haben eine gewisse marktbeherrschende Stellung in Bergisch Gladbach – zumal mit der Wahl ihres Standortes im Kreishaus. Fragen richten sich deshalb an die Behörden, die an dieser Praxis nichts ändern. „Die Vermietung von Räumen durch die öffentliche Hand ist in der Tat nicht sehr verbraucherfreundlich“, sagt die Sprecherin der Verbraucherzentrale in Bergisch Gladbach, Brigitte Becker: „Die Kunden müssen zwangsläufig den Eindruck haben, dass sie ihre Schilder an Ort und Stelle prägen lassen müssen.“ Autokennzeichen darf prägen, wer will. Wenn er denn einen Standort findet. Und er darf auch Preise nehmen, wie er will. Im Unterschied zu den Gebühren für die Ausstellung eines Führerscheins zum Beispiel gibt es fürs Kennzeichenprägen keine vorgeschriebenen Kosten. „Das regelt der freie Markt“, sagt Pressesprecher Alexander Schiele.

In Siegburg in Kreishausnähe ist ein Nummernschild für sieben Euro zu haben. Hier ist der Markt also etwas freier, weil es mehr als zwei Anbieter gibt. In anderen Regionen Deutschlands findet man mitunter nur einen Präger.

„In diesem Gewerbe wird mit ganz harten Bandagen gekämpft“, sagt Eduard Reinhardt aus Weiterstadt (Hessen). Er hat viele Jahre lang versucht, Standorte für Prägegeschäfte zu finden. „Es war ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt er heute. Denn die marktbeherrschenden großen Firmen hätten ihn zurückgedrängt: „Das ging so weit, dass ich in ganz Deutschland kein Rohmaterial für die Schilder mehr bekam. Es gibt auf dem Kennzeichenmarkt ein regelrechtes Kartell.“ Reinhardt hat sich auf den Online-Markt zurückgezogen.

Apropos Internet: Bisher hat niemand verhindern können, dass es dort einen Anbieter gibt, der sich „strassenverkehrsamt.de“ nennt. Dabei hat der Betreiber nichts mit einem Amt zu tun. Das teilt er dem User auch auf der Startseite mit: „Deutschlands nicht-behördliches Informationsportal zum Straßenverkehr und den Zulassungsstellen“. Aber was wird dort angeboten? Kfz-Kennzeichen und Umweltplaketten. Rechtlich nicht zu beanstanden, aber sonderbar.

www.gutschild.de

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