Kita-BetreuungSoziale Träger in Rhein-Berg schlagen Alarm

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Kita Symbolbild

Der Tarif im öffentlichen Dienst wurde erhöht. Viele Träger stellt das vor Probleme.

  • Die Träger erwarten vom Gesetzgeber möglichst bald eine Erhöhung der Finanzierungspauschale.

Rhein-Berg – Nachdem die Arbeiterwohlfahrt (Awo) öffentlich beklagt hat, sich den Unterhalt ihrer Kitas bald nicht mehr leisten zu können, schlagen  auch andere  Alarm.

Seit die Gehälter der Angestellten im öffentlichen Dienst Mitte 2015 ein weiteres Mal  angehoben wurden, herrscht Ebbe in den Kassen derjenigen Arbeitgeber, die nach diesem oder einem ähnlichen Tarif bezahlen; und das sind unter den großen Trägern fast alle.  

„Auch wir richten uns nach dem Tarif“, berichtet Wolfgang Drötboom, Sprecher der Caritas Rhein-Berg, die im  Kreis acht Kindertagesstätten mit 135 Mitarbeitern betreibt. „Wir fahren derzeit Monat für Monat ein höheres Defizit ein, das wir aus anderen Mitteln ausgleichen müssen.“ Schließungen und Personalabbau seien zurzeit zwar kein Thema.

„Aber wir haben den Jugendämtern klar signalisiert, dass es so nicht weitergehen kann.“ Die Träger erwarten vom Gesetzgeber möglichst bald eine Erhöhung der Finanzierungspauschale. „Wir freien Wohlfahrtsverbände sind schließlich als Träger vom Land beauftragt, diese Betreuungsaufgabe  zu erfüllen“, betont  Drötboom.  

Und wenn es auf Dauer keine  Refinanzierung der Kosten gibt? „Ich hoffe nicht, dass dieser Fall eintreten wird.“ Die evangelische Kirche, die im Kreis zehn Einrichtungen betreibt,  hat bereits Ende 2015  Einspruch bei den Landtagsabgeordneten erhoben und eine weitere Anhebung der Pauschale angemahnt (siehe Kasten). Vertreter aller Parteien hätten   ihre Zustimmung signalisiert.  „Wir sind darauf bedacht, möglichst viele Einrichtungen zu erhalten“, erklärt Pfarrer Otmar Baumberger vom evangelischen Kirchenverband. Die Kindertagesstätten in Bergisch Gladbach, Rösrath und Kürten gehören zum Trägerverbund Köln-Südost. „Aber ich weiß nicht, ob die Gemeinden das auf Dauer weiter tragen können.“

Die Kindpauschalen

Im Rahmen des Kibiz (Kinderbildungsgesetz des Bundes) wird jeder Kitaplatz mit einer Kindpauschale finanziert, die sich nach dem Alter des Kindes und der Dauer der Betreuung richtet, erläutert Johannes Zenz vom Gladbacher Jugendamt. Beispiel: Einem Kind älter als drei Jahre  steht  bei 25 Stunden Betreuung 3512,93 Euro im Jahr zu, einem Kind unter drei Jahren bei 45 Stunden Betreuung 16 886,51 Euro im Jahr. Refinanziert wird die Pauschale durch die Elternbeiträge. Von der Pauschale erhalten kirchliche Träger 88 Prozent, Wohlfahrtsverbände 91 Prozent und Elternvereine 96 Prozent (in Bergisch Gladbach die beiden letzteren 99 Prozent). Den Rest müssen die Träger selbst aufbringen. Im August 2016 wird die Kindpauschale um drei Prozent angehoben, danach jedes Jahr bis 2018 ebenfalls um drei Prozent.  „Aus der Kindpauschale sollen  auch Rücklagen für  Investitionen und  eventuelle Tariferhöhungen gebildet werden“, erklärt Zenz. Allerdings, so räumt er ein, „leiden im Moment alle unter dem hohem Tarifabschluss.“ (eck)

Es sei, so Baumberger, für die Kirchen auch aus anderen Gründen wichtig, über die Kinderbetreuung Kontakt zu Laien zu bekommen: „Es ist ein Weg, Laien aller Konfessionen in die Gemeindearbeit einzubinden.“ Doch die evangelische Kirche hat auch schon Kitas an private Träger oder Elterninitiativen abgegeben. „Dann kann  es  für die Eltern teurer werden“, befürchtet Baumberger.

Während das Deutsche Rote Kreuz im Oberbergischen bis zu 14 Kitas auf der Kippe sieht, gibt DRK-Pressesprecherin Svenja Kayser für Rhein-Berg Entwarnung: „Wir denken nicht über Schließungen nach“, versichert sie. Das DRK zahle nach einem eigenen Haustarif.  Allerdings  ist  der Wohlfahrtsverband lediglich mit drei Einrichtungen in Rhein-Berg vertreten, während die Awo allein in Bergisch Gladbach 14 unterhält. Auch die Johanniter, im Oberbergischen stark engagiert, haben in Rhein-Berg nur eine Gruppe in Kürten-Bechen.

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