• Die Stadtverbände schicken unterschiedliche Kandidaten ins Rennen
• Vorsitzender Pakendorf sieht darin keinen Affront

Rhein-Berg – Die CDU Rösrath sieht nach den Worten ihres Vorsitzenden Uwe Pakendorf „keinen Affront“ in der Ankündigung der Bergisch Gladbacher CDU, einen eigenen Kandidaten für das Landtagsmandat im gemeinsamen Wahlkreis aufzustellen. Er halte einen engen Kontakt mit dem Gladbacher Vorsitzenden Thomas Hartmann. Pakendorf: „Deshalb war es für mich absehbar, dass es mehr als nur einen Bewerber geben wird.“ Die beiden Stadtverbände hätten halt „unterschiedliche Präferenzen“.

Rösraths CDU hat gestern am späten Abend (nach Redaktionsschluss dieser Zeitung) ihren Bewerber für das Landtagsmandat aufgestellt. Amtsinhaber Holger Müller (68) aus Rösrath hatte vor wenigen Wochen sein Interesse angemeldet, wieder zur Wahl anzutreten. Vor wenigen Tagen hob dann aber der Parteiausschuss der Gladbacher CDU mit Dr. Oliver Schillings einen eigenen Kandidaten aufs Schild.

Pakendorf geht zu den Schützen

Uwe Pakendorf hat derweil eigene Ambitionen aufgegeben, eines Tages selbst Landtagskandidat zu werden. Er, der von Holger Müller immer wieder als sein potenzieller Nachfolger im Landtag genannt worden war, konnte sich jetzt beruflich völlig neu orientieren. Pakendorf wird ab 1. Juli Geschäftsführer des Rheinischen Schützenbundes mit Sitz in Leichlingen: „Ich habe über eine Ausschreibung von der Stelle erfahren. Die Amtsinhaberin hat Zwillinge bekommen und scheidet aus. Ich habe mich beworben und bin genommen worden. Darüber freue ich mich sehr.“ Dem Rheinischen Schützenbund, dessen Wirkungsgebiet von Wesel bis Worms reicht, gehören 490 Vereine aus dem Gebiet des Leistungs- und des Breitensports mit zusammen rund 70000 Mitgliedern an.

Pakendorf stellte aber klar, dass er sein ehrenamtliches Wirken in der Kommunalpolitik in Rhein-Berg fortsetzen möchte. Sein Kreistagsmandat will er behalten und außerdem CDU-Vorsitzender in Rösrath bleiben.

Verschiedene Vorschläge aus einzelnen Gremien

In Bergisch Gladbach diskutieren CDU-Mitglieder und politisch Interessierte unterdessen die Umstände, unter denen vergangene Woche das Votum des CDU-Parteiausschusses zugunsten von Schillings zustande kam. Das Gremium, dem neben dem Vorstand des CDU-Stadtverbandes auch die Vorsitzenden der sieben Ortsverbände sowie die Vorsitzenden der Parteigliederungen wie Junge Union, Senioren-Union oder CDA angehören, hatte den Unternehmer Schillings als Kandidaten für die Wahlversammlung der CDU-Mitglieder aus Bergisch Gladbach und Rösrath am 2. Juli nominiert.

Ein Stein des Anstoßes: Der Parteiausschuss habe Schillings in einem „Schnellschuss“ auf den Schild gehoben, um einerseits einen Gegenkandidaten gegen den amtierenden Landtagsabgeordneten Holger Müller aufzustellen. Andererseits habe er einer Kandidatur von Doro Dietsch zuvorkommen wollen, die vom Vorstand der Mittelstandsvereinigung Rhein-Berg als Landtagskandidatin vorgeschlagen worden war.

„Jedem Gremium ist es unbenommen, einen Vorschlag zu machen“, sagt Gladbachs CDU-Stadtverbandschef Thomas Hartmann. Und bis zur Wahlversammlung am 2. Juli könnten durchaus auch noch weitere Vorschläge gemacht werden. Entscheiden würden am Ende ohnehin nicht Vorstände, sondern alle stimmberechtigten Mitglieder in geheimer Wahl bei der Versammlung. Er selbst, so Hartmann, habe den Parteiausschuss zur Diskussion der Kandidatenfrage gewählt, um die Meinungsbildung auf eine möglichst große Basis zu stellen.

In der Personalie wurde es am Ende noch einmal knapp: Zwar hatte sich in einer ersten Abstimmung eine große Mehrheit für die Aufstellung eines eigenen Kandidaten ausgesprochen. Wen der Parteiausschuss allerdings vorschlagen wollte, darüber wurde länger diskutiert. Und zwar im Hinblick auf zwei potenzielle Kandidaten. Auch über die Bewerbung von Doro Dietsch und Holger Müller sei am Anfang der Sitzung informiert worden, so Hartmann. Am Ende sprach sich eine knappe Mehrheit für Schillings aus.